Fälschung des Folienblatts 62 „Die Weser“
(erscheint in der Zeitschrift philatelie 516 - Juni 2020 - Vorabveröffentlichung)
Co-Autor Bernd Hanke
Laut unbestätigten Aussagen gab es von der Michel-Nummer 3279 „200 Jahre Dampfschiff „Die Weser““ schon lange Fälschungshinweise zum Schaden der Post. Ende Januar 2020 wurde dem Autor nun erstmals ein entsprechendes Folienblatt 62 vorgelegt, das sich schnell als Fälschung herausstellte. Ob es sich dabei sogar schon um die zweite Fälschungsvariante handelt, ist derzeit noch nicht klar. Knapp zwei Wochen später gingen weitere Meldungen ein.
Es stellte sich heraus, das hier ein etwas größeres Rad gedreht wurde: Die gefälschten Folienblätter wurden fast immer per 50 Stück eingeschweißt in Folie bei Ebay Kleinanzeigen unter schnell wechselnden angeblichen unterschiedlichen Verkäuferangaben angeboten und auch erfolgreich verkauft.
Es handelte sich dabei aber nachweisbar immer um den selben Verkäufer. Angeboten wurden diese Fälschungen aber auch bei Ebay. Der Autor konnte Verkäufe in der Gößenordnung von 15.000 Marken nachweisen. Gemeldet wurden Ihm auch, das Ladengeschäfte von Briefmarkenhändlern in Nordrheinwestfalen aufgesucht wurden und man dort weitere angebliche gültige Frankaturware als Notverkauf abgeben wollte. Wie man diese Fälschung und gefälschten Verpackungen erkennen kann, wird im folgenden vorgestellt.
Das Folienblatt
Betrachten wir als erstes das ganze Folienblatt im Original im Vergleich zur Fälschung. Bezüglich der Größe (90 x 1300 mm) gibt es keine erkennbaren Unterschiede. Auch bezüglich der der Marke selbst und deren Perforation (Stanzung 10) sind keine Unterschiede feststellbar. Gedruckt wurde alles im Vier-Farben Offsetdruck. Das Deckblatt der Fälschung weist aber einige deutliche Unterschiede auf, auf die ein unbedachter Sammler aber ohne Hinweis nicht sofort schaut. Während die gelbe Farbe des echten Deckblatts dunkler erscheint, ist sie bei der Fälschung heller. Dort ist auch die Wolkenbildung im linken Bereich ohne Struktur. Der Abstand des Markenbildes beträgt bei der Fälschung nur acht Millimeter, während er beim Original 10 Millimeter beträgt. Der weiße Rand des Markenbildes beträgt bei dem Original 1,8 Millimeter, bei der Fälschung nur 1,5 Millimeter.
Ein leicht zu erkennendes Merkmal aus Sicht des Autors ist der schwarze Schatten um das Posthorn. Während dieser beim Original 45 Grad gerastert ist, ist diese bei der Fälschung nur mit 5 Grad gerastert. Dies ist leicht mit einer guten Lupe erkennbar. Sogar mit bloßen Auge sieht man hier einen sägezahnartigen Rand, statt einer geraden Linie.
Sehr gut erkennbar sind auch die Unterschiede bei der Beschriftung des Deckblatts, besonders bei den größeren und großen Buchstaben, dem Strichcode und dem Posthornsymbol. Während diese beim Original keinen Rahmen besitzen, befinden sich hier bei der Fälschung teils deutliche Rahmen, wie entsprechende USB-Mikroskopaufnahmen belegen. Diese sind ansatzweise sogar mit bloßen Auge oder einer einfachen Lupe gut erkennbar. Dies gilt natürlich nur, wenn man informiert ist, wohin man schauen muss.
Die Marke
Die Marken selbst wurden in unterschiedlichen Rasterwinkeln gedruckt. Dies macht sich dann bei der Fälschung, wegen falscher Rasterwinkel in manchen Details negativ bemerkbar. Das Original weißt folgende Rasterwinkel auf: Gelb 0 Grad, Magenta 15 Grad, Cyan 75Grad, Schwarz 45 Grad mit einen Abstand von 0,11 Millimeter. Die Fälschung wurde aber mit den folgenden Rasterwinkeln gedruckt: Gelb -8 Grad, Magenta 35 Grad , Cyan 65 Grad und Schwarz 5 Grad. Dies führt dazu, das beim Original aufgrund der Rasterwinkel und Rasterabstände eine typische Rosettenbildung im Druck erkennbar ist. Bei der Fälschung sieht man hier aber eher nur eine Lackierung über Alles als glänzende Punkte.
Beim Original sind durch die geschickte Auswahl der Rasterwinkel die detaillierten Bildelemente kontrastreich und farbenwirksam dargestellt. Dies ist wird bei der Fälschung nur teilweise durch die falsch gewählten Rasterwinkel erreicht. Zwar sind hier die detaillierten Bildelemente auch kontrastreich dargestellt, die Farben kommen aber nicht gut zur Geltung.
Ein Vergleich der Schriftelemente führt zu weiteren Erkenntnissen, die zu deutlichen Unterschieden führen, die mit einer Lupe gut sichtbar sind. Beim Original ist die Jahresziffer „2016“ und die Wertziffer „70“ vollflächig in den Farben Schwarz und Magenta ausgedruckt, bei der Fälschung hingegen zeigen diese eine Umrandung. Hier ist die Jahresziffer nicht vollständig ausgedruckt. Die Wertziffer zeigt die Grundfarbe Magenta mit darüber liegenden Rasterpunkten Cyan.
Der weitere Vergleich bei den weißen Buchstaben und Zahlen zeigt beim Original eine scharfe Abgrenzung zur farbigen Fläche, während diese bei der Fälschung keine klare Abgrenzung zu den farbigen Flächen aufzeigt.
Die Stanzung (Perforation 10) ist sowohl beim Original als auch bei der Fälschung in sauberer Ausführung erfolgt. Die horizontalen, vertikalen Schnittkanten, Ecken und Rundungen sind bei beiden gut ausgeprägt.
UV- und IR-Merkmale
Während bei der echten Marke die gelbliche Fluoreszenz auf UV-Licht 365 Nanometer in der Papieroberfläche steckt und die grüne Fluoreszenz auf IR-Licht 980 Nanometer im gesamten Bildbereich zu finden ist, wurde die Fälschung mit einer Lackierung über Alles versehen, um eine kräftige gelbe Fluoreszenz auf UV-Licht 365 Nanometer hervorzurufen. Diese Lackierung ist unter starker Vergrößerung ( > 150) als glänzende Schicht zu sehen. Man kann sie aber auch fühlen und wenn man eine echte und eine falsche Marke nebeneinander hat, sieht man auch ein unterschiedliches Glanzverhalten im schräg einfallenden Licht. Die Fälschung reagiert nicht auf IR-Licht mit 980 Nanometer, sie enthält also keine seltenen Erden.
Die obige Gegenüberstellung der Folienblätterausschnitte zeigt die unterschiedlichen Reaktionen sehr deutlich. Links befindet sich der Farbstoff in der Papieroberfläche, recht bei der Fälschung in der Lackierung.
Verkauft wurden diese Fälschungen fast immer in eingeschweißten Kunststofffolienverpackungen. Hier haben sich aber weitere Fehler eingeschlichen, wenn man die echten Verpackungen kennt. Die Fälschungen weißen keine zusätzlichen „Blisterbeipackzettel“ für das 50er Gebinde auf, wie sie bei echten Gebinden vorhanden sind.
Auch die Art der Folienverpackung weißt weitere Unterschiede auf, daher konnte man anhand von Fotos bei Ebay Kleinanzeigen und Ebay im Falle von echten Fotos eindeutig die Fälschungen erkennen.
Resümee:
Überraschend war für den Autor, das nach der Portoänderung zum 1. Juli 2019 diese Fälschungen nun erst Ende Januar 2020 auftauchten. Zu diesem Zeitpunkt konnte man Sie nicht mehr als Einzelfrankatur nutzen. Man musste hier immer zusätzlich eine 10 Centmarke dazu kleben, um einen Standardbrief korrekt zu frankieren. Vielleicht war dies ja auch Absicht, denn derzeit ist noch nicht klar, ob die Maschinen bei der Post auch Mischfrankaturen von gefälschten und echten Marken unterscheiden und erkennen können. Da diese Marke in größeren Stil vertrieben wurde, dürfte auch das eine oder andere gefälschte Exemplar in einer Mischfrankatur unerkannt in der Kiloware gelandet sein, also achten Sie dort auf diese Fälschung.