Fälschung 60 Cent „Kaiserkrone“

 

(Vorabveröffentlichung - erscheint in philatelie 495 -September 2018 - Co-Autor Bernd Hanke)

 

Bildmontage – Paar Kaiserkrone – links echt -rechts falsch
Bildmontage – Paar Kaiserkrone – links echt -rechts falsch

In der philatelie 494 (August 2018) wurde die Fälschung „100 Jahre Vogelwarte Helgoland“ vorgestellt. Dort hatte der Autor auch berichtet, dass er einige Wochen nach dem großen Betrugsprozess in Bochum, bei dem es um gefälschte Briefmarken und Paketmarken im großen Stil ging, zwei Fälschungen als Frankaturware bei Ebay erwerben konnte („Kaiserkrone“ und „100 Jahre Vogelwarte Helgoland“). Die Fälschung „Vogelwarte Helgoland“ kann eindeutig dem Fall Bochum zugeordnet werden. Aufgrund derselben Drucktechnik, speziell auch bei der Nummerierung, kann man die Fälschung „Kaiserkrone“ denselben Tätern aus Hattingen zuschreiben (philatelie 491 Mai 2018). Im folgenden Beitrag wird der Autor zusammen mit Bernd Hanke diese zweite Fälschung des Trios, die 60 Cent Marke selbstklebend aus der Dauerserie Blumen mit dem Motiv Kaiserkrone in allen Details vorstellen.

 

Einführung

 

Im Spätherbst 2013 wurde bekannt, dass sich das Porto für den Standardbrief Inland von bisher 58 Cent zum 1. Januar 2014 auf 60 Cent erhöhen sollte. Aus diesem Grunde musste die Dauerserie Blumen mit einem neuen Motiv ergänzt werden. Ausgewählt wurde für dieses Porto das Motiv „Kaiserkrone“. Diese giftige, aus dem Orient stammende Blume gehört zu den Liliengewächsen. Bis zu acht Blüten bilden einen Scheinquirl. Da die Pflanze den Winter mithilfe von Zwiebeln überdauert, gehört sie zu den beliebten Stauden im Ziergarten. Herausgegeben wurde die Marke in verschiedenen Ausführungen knapp vier Wochen vor der Entgeltänderung zum 5. Dezember 2013. Sie erschien zum einen nassklebend (Michel-Nummer 3043), als selbstklebendes Markenset (10 Stück) mit der Michel-Nummer 3046I und als 500er Rolle selbstklebend aus der Markenbox mit der Michel-Nummer 3046II. Gedruckt wurden die selbstklebenden Marken im Offsetdruck von der Bagel Security Print GmbH in Düsseldorf.

Das die hier vorgestellte Marke mit dem Motiv „Kaiserkrone“ aus derselben Quelle wie die gefälschte Marke „Vogelwarte Helgoland“ stammt, kann man besonders anhand der vergleichbaren Art des Rückennummernaufdrucks sehr leicht nachweisen. In beiden Fällen besteht die Nummer aus silberfarbenen Linienelementen, die leicht mit etwas Rubbeln entfernt werden können.

Bildmontage – Vergleich Fälschungen Nummern – links Vogelwarte Helgoland – rechts Kaiserkrone
Bildmontage – Vergleich Fälschungen Nummern – links Vogelwarte Helgoland – rechts Kaiserkrone

Es gibt aber weitere typische Merkmale, die zeigen, dass die Fälschung „Kaiserkrone“ aus derselben Druckerei kommt wie die Fälschung „Vogelwarte Helgoland“ (beispielsweise die ganz oben auf der Marke befindliche Lackschicht).

 

Wie schon bei Vorstellung der Fälschung „Vogelwarte Helgoland“ erwähnt, ging der Betrug laut Gerichtsverfahren nachweisbar mindestens von Juni 2015 bis Herbst 2017. Zu dem Zeitpunkt Juni 2015 lautete das Standardporto für einen Brief bis 20 Gramm aber schon auf 62 Cent. Daher vermutet der Autor, dass zumindest der Druckauftrag für diese Fälschung Kaiserkrone vor Bekanntwerden der erneuten Entgeltänderung, also im Frühherbst 2014 erteilt worden sein musste. Die Vorbereitungen beziehungsweise Planungen für die Fälschungen dürften also schon im Sommer 2014 begonnen haben. In der Kiloware oder Bedarfspost nachweisbar ist die Fälschung „Kaiserkrone“ bisher mit Frühdatum vom 31. August 2015, sauber entwertet mit einem Maschinenstempel. Aus der gleichen Quelle existiert sogar ein echt gelaufener Beleg vom 12. August 2016.

Ausschnitt aus der Frankaturware mit Frühdatum 31. August 2015 einer nicht erkannten Fälschung Kaiserkrone (Sammlung Pete)
Ausschnitt aus der Frankaturware mit Frühdatum 31. August 2015 einer nicht erkannten Fälschung Kaiserkrone (Sammlung Pete)
echt gelaufene Fälschung mit Stempeldatum 12. August 2018, die von der Post nicht erkannt wurde (Sammlung Pete)
echt gelaufene Fälschung mit Stempeldatum 12. August 2018, die von der Post nicht erkannt wurde (Sammlung Pete)

Dies deutet darauf hin, dass gefälschte Postwertzeichen scheinbar nur teilweise erkannt werden. Wer kann weitere Früh- oder Spätdaten der Fälschung „Kaiserkrone“, die auch nicht erkannt wurden, nachweisen?Bitte melden Sie diese dem Autor – Danke.

 

Bedingt durch das späte Auftauchen in Deutschland, eventuell erst im Frühjahr 2015, dürfte diese Marke nicht in großen Mengen gefälscht worden sein. Es besteht daher der Verdacht, dass beim nächsten Druckauftrag der drei Brüder schon die folgende Portostufe zu 62 Cent gefälscht worden sein könnte. Wer kann diese Überlegung durch passende Fälschungen nachweisen? Fest steht auf alle Fälle, das die drei Brüder auch die 70 Cent „Schokoladen-Kosmee“ gefälscht haben, Details dazu aber im nächsten Artikel. Während bei der Helgolandmarke die Verpackung mit gefälscht wurde, wurde die Fälschung „Kaiserkrone“ vom Ebay-Verkäufer ohne Verpackung geliefert.

Versandverpackung, der bei Ebay erworbenen Fälschung Kaiserkrone als angebliche Frankaturware
Versandverpackung, der bei Ebay erworbenen Fälschung Kaiserkrone als angebliche Frankaturware
Vergleich Fälschung Rolle Kaiserkrone – links die Fälschung (400 Stück) – rechts eine echte Rolle (500 Stück) von oben
Vergleich Fälschung Rolle Kaiserkrone – links die Fälschung (400 Stück) – rechts eine echte Rolle (500 Stück) von oben

Vielleicht war dieses Motiv „Kaiserkrone“ auch der Einstieg der Brüder in die Fälschungsproduktion und die beim letzten Mal vorgestellte Fälschung „Vogelwarte Helgoland“ war dann das zweite Motiv, bei dem erstmals auch die Verpackung mit gefälscht wurde.

 

Im folgenden Abschnitt werden zuerst die echte und die falsche Marke im Vergleich mit typischen deutlichen Erkennungsmerkmalen erläutert. Im Weiteren werden die normale Fluoreszenz und die sogenannte „Superfluoreszenz“ bezüglich der echten und falschen Briefmarke untersucht und verglichen. Diese „Superfluoreszenz“ ist ja in der Literatur auch als Sicherheitsaufdruck (SAD) bekannt. Da ein Vergleich von Bildern, beziehungsweise Bildausschnitten, hier extrem hilfreich ist, um die Unterschiede besser darstellen zu können, werden in diesem Artikel sehr viele Beispiele gezeigt..

Vergleich Rolle stehend Kaiserkrone – links die eng gewickelte Fälschung – rechts eine Originalrolle Kaiserkrone mit passender Versiegelung
Vergleich Rolle stehend Kaiserkrone – links die eng gewickelte Fälschung – rechts eine Originalrolle Kaiserkrone mit passender Versiegelung

 

Der Vergleich der Marken

 

Zum Vergleich der Marken selbst wurde ein Markenpaar mit der Nummer 140 von der echten Marke und ein Markenpaar mit der Nummer 390 von der Fälschung ausgewählt. Das echte Markenpaar liegt flach und hat eine saubere, matte Oberfläche. Das gefälschte Paar wölbt sich etwas. Vermutlich liegt das an der engen Aufwicklung der Rolle. Das Papier macht einen „schmutzigen“ Eindruck. Gegen das Licht betrachtet, zeigt sich die Oberfläche bei der Fälschung glänzend.

Bildmontage – Paar Kaiserkrone – links echt -rechts falsch
Bildmontage – Paar Kaiserkrone – links echt -rechts falsch

Die echte Marke hat eine Größe von 21,5 x 30 Millimetern, eine Gesamtdicke von 0,150 Millimetern, davon beträgt die Dicke der Trägerfolie 0,05 Millimeter und ist gestanzt 10¼:10. Die Fälschung unterscheidet sich davon nur leicht: das Format ist hier 22 x 30 Millimeter, die Gesamtdicke beträgt 0,143 Millimeter, davon beträgt die Dicke der Trägerfolie 0,05 Millimeter, gestanzt ist diese Fälschung 10.

 

Nun folgt ein Vergleich der Druckdetails. Die echte Marke hat folgende Druckmerkmale: 4-Farben Offsetdruck mit den Rasterwinkeln Gelb 0 Grad, Magenta 75 Grad, Cyan 15 Grad, Schwarz 45 Grad (die Winkel sind mathematische Winkel aus der Waagerechten entgegen dem Uhrzeigersinn). Der Abstand der Rasterpunkte (Rasterperiode) beträgt 0,11 Millimeter. Die Fälschung ist zwar auch im 4-Farben-Offsetdruck hergestellt worden. Sie unterscheidet sich aber in den Rasterwinkeln: Gelb 0 Grad, Magenta 15 Grad, Cyan 75 Grad, Schwarz 45 Grad. Der Abstand der Rasterpunkte (Rasterperiode) beträgt hier 0,13 Millimeter. Die Farben Magenta und Cyan wurden vertauscht. Die Fälschung hat zusätzlich einen glänzenden Lacküberzug über der gesamte Marke. Der Lacküberzug weist eine Blasenbildung auf, die durch das Trocknen verursacht wurde.

 

Betrachten wir nun zuerst einige besonders markante unterschiedliche Punkte, die leicht auch mit dem Auge ohne Lupe erkennbar sind. Besonders fallen der Schriftzug „Kaiserkrone“, die etwas unscharfe Trennung der Blume selbst vom Hintergrund und das optisch eher etwas schmutzig wirkende Weiß des Rahmen im Vergleich zur echten Marke auf. Am deutlichsten erkennbar ist diese Fälschung am Schriftzug „Kaiserkrone“. Da dieser bei der Fälschung neu gesetzt wurde, sind dabei speziell bei der Beachtung der Serifen deutliche Fehler passiert.

Bildmontage – Vergleich Schriftzug „Kaiserkrone“ - links echt – rechts falsch – man kann hier an vielen Stellen deutliche Unterschiede speziell bei den Serifen erkennen
Bildmontage – Vergleich Schriftzug „Kaiserkrone“ - links echt – rechts falsch – man kann hier an vielen Stellen deutliche Unterschiede speziell bei den Serifen erkennen

Während diese beim Original sehr deutlich gestaltet sind, sind sie bei der Fälschung weich und rund. An den Buchstaben a, i und s ist das sehr gut erkennbar. Während die Buchstaben der echten Marken in einer schwarzen Linie in ungerasterter Form umschlossen werden, gibt es bei der Fälschung eine Umrandung mit zwei Linien.

Bildmontage – Vergleich Schriftzug Kaiserkrone Ausschnitt „ais“ - links echt – rechts falsch – besonders deutlich ist hier der Unterschied bei den Serifen zu sehen
Bildmontage – Vergleich Schriftzug Kaiserkrone Ausschnitt „ais“ - links echt – rechts falsch – besonders deutlich ist hier der Unterschied bei den Serifen zu sehen

Besonders auffällig und mit bloßen Auge sehr gut erkennbar ist der Teilschriftzug „kro“ beim Vergleich. Bei der echten Marke sind die Buchstaben miteinander verbunden, bei der Fälschung haben sie einen Abstand.

Bildmontage – Vergleich Schriftzug Kaiserkrone Ausschnitt „kro“ - links echt – rechts falsch – besonders deutlich ist hier die Verbindung der Buchstaben bei der echten Marke zu sehen
Bildmontage – Vergleich Schriftzug Kaiserkrone Ausschnitt „kro“ - links echt – rechts falsch – besonders deutlich ist hier die Verbindung der Buchstaben bei der echten Marke zu sehen

Betrachtet man bezüglich der Schriftelemente noch die Wertziffer und die Landesangabe „Deutschland“, kann man weitere kleinere Unterschiede feststellen. Während die Wertziffer und der Landesname beim Original in dunklem Rot mit Punktraster gedruckt wurden, sieht man bei der Fälschung ein helles Rot.

Bildmontage – Vergleich Wertziffer und Schriftzug Deutschland – links echt – rechts falsch – hier ist deutlich der schmutzig wirkende weiße Hintergrund bei der Fälschung erkennbar, außerdem sieht man dort leicht die vorhandene überdeckende Lackschicht
Bildmontage – Vergleich Wertziffer und Schriftzug Deutschland – links echt – rechts falsch – hier ist deutlich der schmutzig wirkende weiße Hintergrund bei der Fälschung erkennbar, außerdem sieht man dort leicht die vorhandene überdeckende Lackschicht

Beim Original hat die Wertziffer einen glatten Rand, während der Ländername gerasterte Ränder aufweist. Bei der Fälschung dagegen haben sowohl die Wertziffer als auch der Ländername glatte Ränder.

Bildmontage- Vergleich Wertziffer groß – links echt -rechts falsch – bei der Fälschung sieht man hier auch deutlich die geplatzten Lackblasen
Bildmontage- Vergleich Wertziffer groß – links echt -rechts falsch – bei der Fälschung sieht man hier auch deutlich die geplatzten Lackblasen

Zusätzlich kann man hier im Bereich der roten Farbe helle Punkte sehen, die von der abschließenden Lackierung stammen und durch das Trocknen aufgeplatzte Blasen sind. Beim Original sind die Serifen von „Deutschland“ deutlich ausgeprägt, während sie bei der Fälschung viel weicher ausgeführt sind.

Bildmontage – Vergleich Teilausschnitt „Deutschland“ - links echt – rechts falsch – rechts kann man gut die weicheren Serifen erkennen
Bildmontage – Vergleich Teilausschnitt „Deutschland“ - links echt – rechts falsch – rechts kann man gut die weicheren Serifen erkennen

Schließlich ist der Hintergrund beim Original gleichmäßig weiß. Bei der Fälschung ist er fleckig und lässt das Papier (speziell die weißen Stellen) schmutzig erscheinen. Dieser Effekt ist mit bloßem Auge gut sichtbar.

 

Ein Vergleich der Bildelemente der Blume zeigt weitere Auffälligkeiten. Beim Original sind die gestalterischen Elemente der Blume (rote, gelbe und grüne Blätter) kontrastreich aufgebaut und grenzen sich klar von dem Hintergrund ab. Bei der Fälschung dagegen sind diese Elemente unscharf, die Übergänge zwischen Ihnen und zum Hintergrund sind verschwommen. Die Ursache liegt hier in den größeren Abständen der Rasterpunkte.

Bildmontage – Vergleich Blätter der Blüte – links echt – rechts falsch – man kann hier deutlich die schärferen Konturen bei der echten Marke erkennen
Bildmontage – Vergleich Blätter der Blüte – links echt – rechts falsch – man kann hier deutlich die schärferen Konturen bei der echten Marke erkennen
Bildmontage – Vergleich Blütenausschnitt – links echt – rechts falsch – man kann hier deutlich die schärferen Konturen bei der echten Marke erkennen
Bildmontage – Vergleich Blütenausschnitt – links echt – rechts falsch – man kann hier deutlich die schärferen Konturen bei der echten Marke erkennen

Betrachtet man die rückseitige Zählnummer, so ist diese beim Original mit schwarzen Punkten mit einem Durchmesser von 0,4 Millimeter zu sehen, während sie bei der Fälschung aus silbernen Linienelementen besteht. Diese silberne Farbe ist auf der Folie nicht abriebfest.

Bildmontage – Vergleich der Zählnummern auf der Rückseite – links echt – rechts falsch
Bildmontage – Vergleich der Zählnummern auf der Rückseite – links echt – rechts falsch

Die Nummern der Fälschung sind in derselben Anordnung wie beim Original. Bezüglich der Fälschung liegt bisher die Nummer 400 als höchste Nummer vor. Wer kann hier höhere Nummern vorlegen?

 

 

UV-Eigenschaften und IR-Sicherheitsmerkmale

 

Wie jeder Sammler heutzutage wissen sollte, müssen oder sollten echte Marken unter UV-Licht gelbgrünlich leuchten. Betrachtet wurden das Original und die Fälschung daher noch unter UV-Licht mit der Wellenlänge 254 Nanometer und 365 Nanometer sowie im infraroten Licht unter 980 Nanometer.

 

Beim Original tendiert die Betrachtung unter der Wellenlänge 254 Nanometer nach Blau (bläulich), es gibt keine Fluoreszenz. Bei der Fälschung ist bei gleicher Wellenlänge schon ein Effekt nach Gelb (gelblich) sichtbar.

Bildmontage – Vergleich unter UV-Licht mit der Wellenlänge 254 Nanometer – links die echte Marke – rechts die falsche Marke
Bildmontage – Vergleich unter UV-Licht mit der Wellenlänge 254 Nanometer – links die echte Marke – rechts die falsche Marke

Bei der Betrachtung unter der Wellenlänge 365 Nanometer findet man beim Original eine gleichmäßige, kräftig gelbe Fluoreszenz insbesondere in den weißen unbedruckten Bereichen außerhalb des Motivs. Dies liegt daran, dass bei echten Marken die Fluoreszenz in die Papieroberfläche eingebaut wurde. Bei der Fälschung dagegen sieht man bei der Wellenlänge von 365 Nanometer eine gleichmäßige, jedoch blasse gelbe Fluoreszenz. Der Fluoreszenzfarbstoff liegt hier in der oberen Lackierung. Die Fälschung ist daher auf den ersten Blick mit einer UV-Lampe nicht erkennbar.

Bildmontage – Vergleich unter UV-Licht mit der Wellenlänge 365 Nanometer – links die echte Marke – rechts die falsche Marke
Bildmontage – Vergleich unter UV-Licht mit der Wellenlänge 365 Nanometer – links die echte Marke – rechts die falsche Marke

Zusätzlich wurden beide Marken, das Original und die Fälschung, auch noch bezüglich eines Infrarot-Sicherheitsmerkmals untersucht. Diese Untersuchung beruht unter anderem auf einer Offenlegungsschrift der Deutschen Post AG „DE10105273 A1“ vom 2. Februar 2001 zum Thema „Verfahren zur Überprüfung einer auf eine Postsendung aufgebrachten Freimachung und Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens“ und anderer frei zugänglicher Offenlegungsschriften zu diesem Bereich auf. Diese beim letzten Mal zitierten Ausschnitte aus der genannten Offenlegungsschrift der Deutschen Post AG beschreiben also, dass Farbstoffe mit Bestandteilen von Seltenen Erden nach einer Bestrahlung mit Infrarot-Licht (IR-Licht) zur Fluoreszenz angeregt werden können, und ein sichtbares Licht emittieren.

 

Während beim letzten Mal einige Details des Patentes kurz erläutert wurden, soll nun der eingesetzte Versuchsaufbau etwas näher vorgestellt werden.

Skizze Versuchsaufbau Prüfung der Marke auf „Superfluoreszenz“
Skizze Versuchsaufbau Prüfung der Marke auf „Superfluoreszenz“
passende Marke für den Versuchsaufbau – hier ist der entsprechende Lichtkegel links unten positioniert
passende Marke für den Versuchsaufbau – hier ist der entsprechende Lichtkegel links unten positioniert

Die zu untersuchende Briefmarke wird dabei mit einer LED mit unsichtbarem Infrarotlicht in der Wellenlänge 980 Nanometer beleuchtet. An der Stelle, an der der Lichtkegel auf die Marke trifft, wird eine punktförmige Fluoreszenzreaktion ausgelöst. Der Leuchtpunkt ist in grünem Licht zu sehen. Um den Leuchtpunkt bildlich darzustellen, wird für die Kamera, beziehungsweise das Mikroskop, ein zusätzlicher Filter verwendet.

 

Dieses Untersuchungsverfahren wurde auch auf die beiden Marken Kaiserkrone (die echte und die falsche) angewendet.. Bei den Originalmarken befindet sich die IR-Fluoreszenz nur im Bereich des Markenbildes.

Die Prüfung der echten Marke an verschiedenen Stellen im Bereich der roten Blüte und der grünen Blätter sowie leicht grün überblendet, der Bereich, in dem man die Beimischung der seltenen Erden finden kann
Die Prüfung der echten Marke an verschiedenen Stellen im Bereich der roten Blüte und der grünen Blätter sowie leicht grün überblendet, der Bereich, in dem man die Beimischung der seltenen Erden finden kann

Alle anderen unbedruckten Flächen außerhalb des Bildes, sowie die Ziffer und die Länderbezeichnung reagieren nicht auf das IR-Licht. Die Trägerschicht liegt unter den anderen Druckfarben. Die IR-Fluoreszenz erscheint gewohnt grün. Lediglich im Bereich der roten Blütenblätter erscheint sie rötlich, die rote Druckfarbe bewirkt eine Farbmischung in der Wahrnehmung.

 

Bei der Fälschung ist die IR-Fluoreszenz auf der gesamten Marke in einem sehr kräftigen grünen Leuchten zu erkennen.

Die Prüfung der Fälschung an drei verschiedenen Stellen links unten, im Bereich der Blüte und im Bereich der grünen Blätter sowie daneben leicht grün überblendet, der Bereich in dem man die Beimischung bei der Fälschung finden kann
Die Prüfung der Fälschung an drei verschiedenen Stellen links unten, im Bereich der Blüte und im Bereich der grünen Blätter sowie daneben leicht grün überblendet, der Bereich in dem man die Beimischung bei der Fälschung finden kann

Die Trägerschicht ist eine Lackierung über die gesamte Fläche der Marke. Im Bereich der roten Blütenblätter tendiert die Fluoreszenz zu Gelb. Auch hier bewirkt die rote Druckfarbe eine Farbmischung in der Wahrnehmung.

 

 

Resümee

 

Diese Fälschung „Kaiserkrone“ stammt aus derselben Fälscherwerkstatt in China, wie die vorgestellte Fälschung „Vogelwarte Helgoland“. Sie wurde vermutlich nur in geringen Umfang hergestellt, da zwischen Erteilung des Druckauftrags und der Auslieferung schon die nächste Entgeltänderung stattgefunden hatte. Allerdings konnten in der Kiloware sowie bei der Bedarfspost erste Exemplare gefunden werden, die die Deutsche Post nicht erkannt hat. Scheinbar funktioniert die Erkennung gefälschter Marken also nur teilweise bei der Post. Es lohnt sich daher, die Kiloware und Bedarfspost der letzten Jahre nach Fälschungen zum Schaden der Post zu durchsuchen. Wer kann hier echt gelaufene Fälschungen oder gestempelte Marken vorlegen?

 

Diese Daten helfen, den Zeitraum der Nutzung der Fälschung besser zu analysieren. Hier besteht aber noch viel Forschungsbedarf für ein sehr interessantes kleines und spannendes modernes Sammelgebiet. Im nächsten Heft soll die Fälschung der selbstklebenden 70 Cent „Schokoladen-Kosmee“ in gleicher Weise ausführlich vorgestellt werden.

 

Die Autoren suchen aber auch weitere Fälschungen zum Schaden der Post, um diese hier vorstellen zu können. Erste Meldungen sind diesbezüglich schon eingegangen, beispielsweise wurden Teile eines gefälschten Folienblattes aus der Serie „Klassische deutsche Automobile“ mit den Motiven „BMW 507“ und „Mercedes-Benz 220 S(W111)“ vorgelegt. Entsprechende Informationen werden selbstverständlich vertraulich behandelt.