Welt der Briefe
(erscheint in philatelie 337 - März 2022)
Ende 2021 lief die bisherige Regelung für das gültige Porto aus. Zum 1. Januar 2022 beginnt eine neue dreijährige neue Entgeltphase. Da gleichzeitig auch ab diesem Zeitpunkt alle Briefmarken mit Datamatrixcode erscheinen sollten, war es kein Wunder, das eine neue Dauerserie erscheinen würde. Die bisherige Blumendauerserie wurde zwar noch mit zwei Werten zu 32 und 37 Cent für die Dialogpostentgelte ab dem 1. Januar 2022 verlängert, gleichzeitig wurde aber schon zum 2. Dezember 2021 die ersten neuen Werte herausgegeben.
Einen Tag vorher erschien zu diesem Wechsel der Dauerserie eine entsprechende Pressemitteilung der Deutschen Post. In dieser wurde neben den vielen schon bekannten Ankündigung für die neuen Werte 5, 85 100, 160 Cent mitgeteilt, das im Laufe des Jahres 2022 insgesamt 13 weitere Motive (Wertstufen) erscheinen sollen. Je nach weiteren Änderungen bei den Entgelten soll diese Dauerserie dann entsprechend ergänzt werden. Aus diesem Grund bietet es sich an, einen ersten Blick auf diese neue Serie zu werfen.
Einführung
Die neue Dauerserie „Welt der Briefe“ löst die bisherige Dauerserie „Blumen“ ab, die am 3. Januar 2005 mit den Werten 95 Cent und 430 Cent startete. Auch damals war der Grund dieser ersten Werte eine Entgeltänderung beim Kompaktbrief und beim Inlandspäckchen. Da zum 1. Januar 2022 vor allem bei den Inlandsentgelten (Postkarte, Brief, BüWA-Sendungen und Einschreiben) eine entsprechende Änderung anstand, wurden die wichtigsten Werte dieser Änderung als erste herausgegeben.
Ein erstes Kuriosum dabei ist, dass diese ersten Werte die Jahreszahl 2022 tragen, aber schon am 2. Dezember 2021 erschienen sind. Entsprechende Nachfragen bei der Post ergaben, dass man anfangs geplant hätte, diese ersten vier Werte am 3. Januar 2022 herauszugeben, sich dann aber kurzfristig entschieden hätte, diese schon ab dem 2. Dezember am Schalter vorzuhalten. Zu diesem Zeitpunkt waren diese ersten Marken aber schon gedruckt, denn hier wird immer ein gewisser Vorlauf von einigen Monaten benötigt.
Die Motive zu dieser neuen Dauerserie stammen von Bettina Walter, die seit 2017 als Designerin für die Deutsche Post Briefmarken entwirft. Diese neue Serie soll die Vielfalt des Schreibens und der Nachrichtenübermittlung darstellen. Alle Marken dieser neuen Serie tragen nun einen Datamatrixcode. Dies führt dazu, das sich das Markenformat natürlich etwas ändert und nun bei den Dauermarken fast quadratisch ist. Der Datamatrixcode bietet verschiedene Vorteile für die Deutsche Post und die Sammler (siehe auch philatelie 535 – Januar 2022).
Erscheinen werden diese Marken als nassklebende Marken im Zehnerkleinbogen, als nassklebende Rolle, als selbstklebende Marke als Folienblatt und teils auch als selbstklebende Marke in verschiedenen Rollengrößen als Markenbox.
Gedruckt werden die Marken je nach Variante in unterschiedlichen Druckereien (Bundesdruckerei, Bagel Security, Giesecke & Devrient und Royal Enschede).
Weiter gab es von einigen Wertstufen auch schon zum 2. Dezember 2021 erste Plusbriefe mit diesen Motiven (85 Cent C6, 85 Cent Din lang ohne und mit Fenster sowie 160 Cent im Format B4). Hier sind bisher zwei verschiedene unbekannte Druckereien im Einsatz (laut entsprechenden Pixelmuster der Matrix), die aber von der Post noch nicht offen gelegt wurden.
Laut der Aussage der Post sollen beispielsweise die selbstklebenden Marken aus einem Folienblatt und einer Markenbox identisch sein. Wie aber schon das erste hier verausgabte Beispiel bezüglich der Wertstufe 85 Cent zeigt, gibt es doch entsprechende Unterschiede. Das Folienblatt 85 Cent wurde bei Bagel Security gedruckt, die selbstklebenden Marken aus der 100er Markenbox dagegen bei der Bundesdruckerei.
Dies ist nicht nur über das entsprechende Pixelmuster der Matrix eindeutig erkennbar, sondern auch über entsprechende Rasterunterschiede, die hier bei der roten Farbe jeweils andere Winkel besitzen. Man wird später aber auch bei den nassklebenden Marken eindeutig feststellen können, ob es sich um eine Marke aus dem Kleinbogen gehandelt hat oder ob es eine Rollenmarke ist (Beispiel 160 Cent Briefdrachen).
Dies lässt sich auch über den Datamatrixcode auslesen. Dieser neue Datamatrixcode bietet also bezüglich der Dokumentation und Erforschung der Besonderheiten der neuen Dauerserie vielfältige neue interessante Möglichkeiten zur Analyse.
Sehr vielfältig geht es auch bei den Folienblättern der neuen Dauerserie zu, wie der Arbeitskreis Markenheftchen e.V. (akmh) festgestellt hat. Bezüglich des Folienblatts FB 113 Briefseerose (5 Cent) gibt es drei verschiedene Druckereien, die diese hergestellt haben. Entsprechende Unterschiede findet man bei der Rasterung der Farbstifte und im Datamatrixcode.
Weshalb bei den Folienblättern 114 bis 116 (85 Cent Brieftaube, 100 Cent Briefsegler und 160 Cent Briefdrachen) zwar keine unterschiedlichen Druckereien beauftragt wurden, dafür aber je nach Vertriebsweg unterschiedliche Produkt-Nummern vergeben wurden, ist für den Autor nicht einfach nachvollziehbar. Diese lauten für die Vertriebsschiene Versandstelle und Postfilialen 1523 02019, 1523 03305 und 1523 04006, für die DHL Shops aber 1620 20157, 1620 20158 und 1620 20155. Sonstige Unterschiede sind hier weder auf der Marken- noch auf der Deckelseite erkennbar.
Besonderheiten
Von diesen neuen Wertstufen gibt es nicht nur die besagten Rasterunterschiede, je nach Druckerei, sondern eine erste moderne eventuell sehr seltene Besonderheit zu melden. In der philatelie 534 (Dezember 2021) hatte der Autor ja das erste Mal über Produktionsfehler bei diesem zweistufigen Druckprozeß berichtet. Im ersten Schritt wird das Motiv und die Wertangabe gedruckt. Im zweiten Schritt wird dann der individuelle Datamatrixcode per Tintenstrahldruck ergänzt. Hier wurde ja bezüglich der Marken „Digitaler Wandel“ und der Marke mit der Maus berichtet, das hier vereinzelte Exemplare ohne Datamatrixcode im Postalltag aufgetaucht wären. Bei dieser neuen Dauerserie ist dies nun nach einer aktuellen Meldung eines glücklichen Finders auch erstmals bekannt geworden.
Dieser Kunde hatte im Dezember bei der Deutschen Post seinen Anfangsbedarf für das neue Jahr bestellt und hat dabei von den Folienblättern 160 Cent Briefdrachen ein Folienblatt erhalten, bei dem der Datamatrixcode fehlt. Das hier abgebildete Folienblatt soll im Frühjahr bei der bekannten Auktionsfirma Heinrich Köhler in Wiesbaden versteigert werden. Der Ausruf für dieses Los beträgt 10000 Euro. Es ist bisher das einzige bekannte Exemplar dieser neuen Dauerserie, eine moderne Rarität.
Resümee
Die neue Dauerserie wird dieses Jahr bedingt durch die vielen Werte, die alle in kurzer Zeit erscheinen sollen, nicht gerade billig für Sammler zu Buche schlagen. Weiter muss hier ja noch berücksichtigt werden, das diese in unterschiedlicher Konfektion erscheinen. Erschwerend kommt die dabei teils paralle Herstellung in unterschiedlichen Druckerein dazu, denn diese Marken unterscheiden sich dann in der Regel in der Rasterung und im speziellen Pixelmuster der Druckereikennung im Matrixcode.