Der Zustellnachweis als vorausbezahltes Label

 

(Vorabveröffentlichung - erscheint in philatelie 482 - August 2017)

 

Zwei Label Zustellnachweis von der Rolle von der Firma
Zwei Label Zustellnachweis von der Rolle von der Firma "schrauben-guenstiger.de"

 

In der Septemberausgabe 2015 der philatelie wurde erstmals über einen Pilotversuch „TrackNow“-Label der deutschen Post AG berichtet. Hier wurde im Sommer 2015 für kurze Zeit erstmals eine Sendungsverfolgung Inland getestet. In der Folgezeit gab und gibt es nun weitere verschiedene Versuche im Inlandsbereich eine Sendungsverfolgung einzuführen. Leider ist die Deutsche Post AG bezüglich dieser Versuche und Strategien nicht sehr auskunftsfreudig. Zum zuletzt angekündigten Versuch Briefzusatzleistung „Prio“, liegen nun acht Tage vor einer eventuellen Erweiterung des Versuches noch keine neuen Erkenntnisse vor. Da sich aber speziell im Bereich „Zustellnachweis“ seit der ersten Veröffentlichung vor knapp einem Jahr doch einiges getan hat, sollen diese Neuerungen im folgenden Artikel vorgestellt werden.

 

Einführung

 

Für den weiter wachsenden Online-Versandhandel ist die Sendungsverfolgung ein wichtiges Thema. Verschiedene Versandhändler haben den Autor unabhängig übereinstimmend erklärt, das die Kunden scheinbar bei Kleinbestellungen, die nicht über den Paketbereich oder als Einschreiben ausgeliefert werden, angeblich öfters ihre Sendungen nicht erhalten haben. Würde diese Qualität auf die verschiedenen Postdienstleister wie beispielsweise die Deutsche Post AG übertragen, so sähe es nicht so gut aus. Aber die heutigen Kunden sind hier scheinbar nicht mehr so ehrlich, wie frühere Generationen die bei Neckermann oder Quelle bestellt hatten. Es wird einfach behauptet, die Sendung sei nicht angekommen. Das es sich hier öfters um Behauptungen handelt und nicht um mangelnde Qualität der Postdienstleister, belegen die Aussagen der Versandhändler, wenn diese scheinbare eigengestaltete Pseudo-Sendungsverfolgungslabel auf ihre Sendungen geklebt haben. Die Reklamationsquote beziehungsweise Schwundquote ist danach deutlich zurück gegangen.

Pseudolabel Sendungsverfolgung, vorgefunden auf einen Brief ins Ausland
Pseudolabel Sendungsverfolgung, vorgefunden auf einen Brief ins Ausland
Pseudolabel Einscheiben, vorgefunden auf einem Brief ins Ausland
Pseudolabel Einschreiben, vorgefunden auf einem Brief ins Ausland
Pseudolabel Trackingcode, vorgefunden auf einem Inlandsbrief
Pseudolabel Trackingcode, vorgefunden auf einem Inlandsbrief

 

Das Problem dabei ist aber, diese Maßnahmen sind auf Dauer auch keine Lösung. Aus diesem Grunde ist der Online-Versandhandel stark an günstigen Sendungsverfolgungssystemen der Postdienstleister interessiert, die im Zweifel sogar gerichtsverwertbar sind. Dies ist in der Regel bei Paketen und Einschreiben gegeben. Es verteuert aber im Niedrigpreissegment des Versandhandels die Kosten derart, das die Versandkosten inklusive Sendungsverfolgung dann oft den Warenwert übersteigen und die Kunden diese Dinge dann doch lieber nicht online im Inland kaufen. Daher ist die Deutsche Post AG vermutlich auf der Suche, hier eine Lösung unterhalb des Einschreibens und des Pakets anzubieten.

 

Dazu dienen vermutlich die in der letzten Zeit verschiedentlich durchgeführten Pilotversuche oder Markttests wie Zustellnachweis, Briefzusatzleistung „Prio“, bei denen verschiedene Zielgruppen zu unterschiedlichen Preisen bedient werden sollen. Gleichzeitig soll sich der zusätzliche Aufwand für die Postdienstleister im möglichst einfach und kostengünstig umzusetzenden Rahmen halten.

 

Der „Zustellnachweis“ für Amazon ist dafür ein gutes Beispiel. Zwar hat die Deutsche Post AG hier nie mitgeteilt, ob es sich immer noch um einen Pilotversuch handelt, aufgrund verschiedener vorliegender Belege ist aber davon auszugehen, das es sich mittlerweile um eine normale Dienstleistung handelt. Hintergrund für diese Aussagen sind, verschiedene Meldungen von Lesern von vorliegenden Belegen von Amazon und Thalia. Bezüglich Amazon konnte nun auch die Portostufe zu 3,00 Euro nachgewiesen werden, es handelt sich hier um einen Maxibrief mit Zustellnachweis.

DV-Freimachung Maxibrief mit Zustellnachweis von Amazon aus dem April 2017
DV-Freimachung Maxibrief mit Zustellnachweis von Amazon aus dem April 2017
Ausschnittsvergrößerung der DV-Freimachung von Amazon mit dem Gesamtporto in Höhe von 3,00 Euro
Ausschnittsvergrößerung der DV-Freimachung von Amazon mit dem Gesamtporto in Höhe von 3,00 Euro

 

Das Porto setzt sich zusammen aus 2,60 Euro für den Maxibrief und 0,40 Euro für den Zustellnachweis = 3,00 Euro Gesamtentgelt, das als entsprechende DV-Freimachung existiert.

 

Durch eine weitere Meldung eines Lesers konnte der Buchversandhändler Thalia als weiterer Kunde nachgewiesen werden, der den Zustellnachweis nutzt. Bei dem vorliegenden Beleg mit DV-Freimachung handelt es sich um einen Großbrief mit Zustellnachweis mit der Portostufe 1,85 Euro.

DV-Freimachung eines Großbriefes von Thalia aus dem April 2017 mit Zustellnachweis (Porto 1,45 Großbrief und 0,40 Zustellnachweis)
DV-Freimachung eines Großbriefes von Thalia aus dem April 2017 mit Zustellnachweis (Porto 1,45 Großbrief und 0,40 Zustellnachweis)

 

 

Bei Amazon und Thalia handelt es sich um Großversender, die ihre Sendungen mittels moderner DV-Freimachungssysteme frankieren. Klein- und Mittelversandhändler können sich eine solche Ausstattung nicht leisten. Vermutlich gab es aus diesem Grunde einen weiteren Versuch für Kleinversender vom Dezember 2016 bis zum Juni 2017, zu dem die Faktenlage aber leider noch sehr dürftig ist. Im folgenden Abschnitt werden die derzeit vorhandenen Informationen zu diesem Labelversuch vorgestellt.

 

Pilotversuch „Zustellnachweis als Label“

 

Ende letzten Jahres wurde den Direktmarketing Centern (DMC) der Deutschen Post AG der Auftrag erteilt, den einen oder anderen Kleinversandhändler aus ihrem Bereich anzusprechen und ihm zu überzeugen, am Pilotversuch von Zustellnachweis als Labelvariante teilzunehmen. Es wurde eine kleine Gruppe von Pilotkunden gewonnen, die beginnend vom Dezember 2016 bis zum Juni 2017 spezielle Label zusätzlich zur Freimachung auf ihren Sendungen anbringen konnten.

 

Geboten wurden bezüglich der Sendungsverfolgung, die selben Optionen, wie bei Amazon und Thalia. Der Preis betrug auch hier je Label 40 Cent für Großbriefe. Angeblich gab es auch die Option für 25 Cent für Standard- und Kompaktbriefe, dies konnte aber bis heute in der Praxis nicht nachgewiesen werden.

 

Nachträgliche Anmerkung: Zum Ende des Versuches wurde doch bekannt, das die 40 Cent auch für Standard- und Kompaktbriefe laut Vertrag vorgesehen waren.

 

Zum einen sollten hier Erkenntnisse gewonnen werden, wie dies funktioniert und wie die kleinen Versandhändler damit zufrieden sind. Natürlich gibt es weitere Überlegungen alles mittelfristig auf nicht maschinenfähige Sendungen wie Warensendungen oder Büchersendungen ausweiten zu können.

 

Betrachten wir nun aber die hier eingesetzten Label genauer. Die Label wurden als 100er-Rolle geliefert. Aufgebaut ist das Label ähnlich wie ein Selbstbedienungseinschreibelabel mit dem Format 74 x 64 Millimeter mit abgerundeten Ecken. Oben befindet sich ein länglicher 16 Millimeter hoher Streifen, wo der Absender rechts das Einlieferungsdatum und darunter den Empfänger notieren kann. Links oben befindet sich die Sendungsnummer. Es folgt ein weiterer mittig geteilter 14 Millimeter hoher Streifen bei dem jeweils links ein 7 Quadratmillimeter großer Matrixcode und rechts daneben die entsprechende Sendungsnummer zu finden ist. Diese Teile, können scheinbar je nach Versandhandel beispielsweise auf entsprechenden Versandunterlagen zur genaueren Zuordnung verklebt werden.

 

Zwei Label Zustellnachweis von der Rolle von der Firma
Zwei Label Zustellnachweis von der Rolle von der Firma "schrauben-guenstiger.de"

 

Zum Schluss folgt der 34 Millimeter hohe Hauptlabel, der auf der zu versendenden Sendung verklebt werden soll. Links oben steht „Zustellnachweis“, darunter befindet sich das schon von Amazon her bekannte 11 Millimeter große „H“ zur Kennzeichnung. Rechts befindet sich ein einer Internetmarke vergleichbarer Aufbau. Dieser besteht zuerst aus dem Schriftzug Deutsche Post und dem Logo. Es folgt ein weiterer 11 Millimeter großer quadratischer Matrixcode. Rechts von diesem Matrixcode folgt zuerst die ungewöhnliche Angabe „Gültig bis 06/17“, gefolgt vom Preis 0,40. Die folgende Zeile dürfte die postinterne Chargennummer sein, diese ist zehnstellig. Statt einer weiteren zehnstelligen fortlaufenden Nummer wie bei Internetmarken oder Produktmarken beispielsweise für Postzustellungsaufträge folgt nun nur eine achtstellige Nummer, die mit einem H beginnt.

 

Zwei Pilotkunden konnten ausfindig gemacht werden und wurden zu diesem Versuch befragt. Der erste war die Firma Rasant-Versand aus Greven, der mit Internetmarken frankiert. Von dieser Firma erhielt der Autor eine Quittung von einer Sendung, die am 9. Dezember 2016 verschickt wurde.

Originalquittungsteil der Versandfirma Rasant, mit Daten einer Sendung verschickt am 9. Dezember 2016
Originalquittungsteil der Versandfirma Rasant, mit Daten einer Sendung verschickt am 9. Dezember 2016

 

Verschickt werden hier beispielsweise Zündkerzen und andere Kleinteile im Bereich Mini Cross, Mini Bike. Diese Versandfirma war aber letztendlich mit der mangelhaften Rechtssicherheit dieser indirekten Sendungsverfolgung nicht zufrieden.

Großbrief der Versandfirma
Großbrief der Versandfirma "Rasant", freigemacht mit Internetmarke zu 1,45 Euro und dem zusätzlichen Label "Zustellnachweis" (Sammlung M. Neumann)

 

Eine zweite Versandhandelsfirma, die befragt wurde, war die Firma „Schrauben-guenstiger.de“ aus 52388 Norvenich. Von dieser Firma erhielt der Autor zwei Originallabel von der Rolle und eine entsprechende Sendung im Mai zugeschickt. Diese Firma frankiert ihre Sendungen mit Briefmarken. Sie war mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Die bisherige Verlustquote konnte weiter reduziert werden. Leider wird der Versuch nach ihren Aussagen aber nicht fortgesetzt und wurde eingestellt.

Großbrief der Versandfirma
Großbrief der Versandfirma "schrauben-guenstiger.de" vom 5. Mai 2017 - das Porto für den Großbrief wurde hier mit einer Briefmarke zu 1,45 Euro freigemacht, dazu kam das Label für den Zustellnachweis für 0,40 Euro. Der zusätzliche Trackingcode rechts unter dem Absender hat hier keine Funktion.

 

 

Resümee

 

Im Vergleich zu früheren Zeiten ist die Post heute bei neuen Pilotversuchen sehr geheimnisvoll und wenig auskunftsfreudig. Oft wird nur das verklausuliert zugegeben, was man tatsächlich beweisen kann, statt im positiven Sinne diese Plattform zu nutzen, das neue Produkt durch Faktennennung kostenlos vorzustellen. Statt dessen wird nachher mit mehr oder weniger großem Werbeaufwand das Produkt angepriesen. Ob dies für eine schnelle Produkteinführung förderlich ist, darf bezweifelt werden. Diese eben geschriebenen Sätze standen auch schon vor einem Jahr im Resümee, leider haben sie bis heute ihre Gültigkeit nicht verloren.

 

Wesentlich informativer und aussagekräftiger sind hier die Kunden der Deutschen Post AG selbst. Dank der Hilfe der genannten Firmen wie beispielsweise „schrauben-guenstiger.de“ aus Norvenich konnte hier zumindest doch einiges Licht ins Dunkel der Angelegenheit gebracht werden. Unabhängig davon ergeht aber nochmals der Aufruf an alle Leser, entsprechende scheinbar auch nicht so bedeutende Dinge per email an den Autor zu melden und eventuell solche hier speziell vorgestellten Belege mit dem Aufkleber „Zustellnachweis“ zur weiteren Erforschung vorzulegen. Derzeit sind leider nur eine Handvoll Belege bekannt. Nur so konnte beispielsweise auch der Regelbetrieb des Zustellnachweises bezüglich der DV-Freimachung bei den Großkunden Amazon und Thalia belegt werden. Aus diesem Grunde ergeht daher hier vom Autor nochmals der Aufruf durch möglichst viele Meldungen die Fakten schneller zusammen zutragen, als die Post diese bekannt gibt, um die Ergebnisse in philatelistischen Foren und hier vorstellen zu können.