Der Info-Plusbrief im Wandel der Zeit

(erschienen in philatelie 322 - April 2004)

  

> Link zum Artikel "Der Infobrief National" - Datenstand März 2013

 

Infobriefe sind eine Versendungsform, die zum 1. April 1995 eingeführt wurde. Eingeliefert werden muss eine Mindestmenge von 50 inhaltsgleichen Sendungen. Dazu benötigt man eine entsprechende Einlieferungsliste, die am Schalter gebucht wird. Die Freimachungsmöglichkeiten sind dieselben wie bei der schon vorhandenen Infopost. Seit Beginn gab es insgesamt vier verschiedene Portoperioden: ab 1. April 1995, ab 1. September 1997, ab 1. Januar 2003 und ab 1. Januar 2004. (nachträglíche Ergänzung: bis zum Ende des Infobriefes am 31. Dezember 2013 folgten noch 2 weitere Portoperioden). Ab Oktober 2000 bot der Geschäftskundenservice der Deutschen Post AG in Bielefeld erstmals Info-Plusbriefe als Versuch an. Dabei war die Überraschung groß, denn diese Ganzsache war vorausentwertet. Zwar sind seit dieser Zeit erst drei Jahre vergangen, aber bedingt durch den Währungswechsel ist ein kleines aber feines Sammelgebiet entstanden.

 

Der Beginn

Bei den Umschlägen handelt es sich um das Format DIN lang mit Fenster mit dem bekannten Plusbriefwasserzeichenpapier mit steil steigenden Wellenlinien. Als Motiv für den Info-Plusbrief wählte man "1000 Jahre Domplatz zu Halberstadt". Erstmals wurde dabei eine Vorausentwertung schon bei der Herstellung mitgedruckt.

 

Als Stempelform wurde ein modifizierter Maschinenstempel links mit sechs Wellen und rechts mit dem Stempelkopf "Deutsche Post - Entgelt bezahlt" sowie der Datumsangabe "00.00.0-18" angebracht. Zwar gab es schon anlässlich der Einladung für die Posttage 2000 eine ähnliche Vroausentwertung auf einem Plusbrief, allerdings nur in Form eines Tagesstempels. Die Idee mit der Vorausentwertung ist natürlich sehr geschickt, denn ohne diese muss der Kunde entweder über eine Absenderstempelmaschine verfügen oder mittels einer Absenderstempelung des Post-Frankierservice die Briefe entwerten lassen. Im ersten Falle kann der Kunde zwar individuell seine Werbung mittels Absenderstempelung anbringen, aber dieser Kundenkreis ist mit ungefähr 300 Besitzern von Absenderstempelmaschinen sehr klein. Im zweiten Fall war es zwar jedermann seit dem Dezember 1999 möglich, Infopostsendungen oder Infobriefe, die mittels Briefmarken freigemacht sind, über die postalische Absenderstempelung mittels Frankierserviceklischees zu entwerten. Dies kostet den Kunden aber zusätzliches Geld und verursacht der Post noch Bearbeitungszeit. Durch den Einsatz der Vorausentwertung hat die Post somit mehrere Probleme gleichzeitig gelöst. Die gute Kundenakzeptanz führte dazu, dass die Vorausentwertung auch auf die Infopost-Plusbriefe übertragen wurde. Erkennbar sind die gelaufenen Info-Plusbriefe nur an der Kodierung. Eine Auffrankierung zu einem vollbezahalten Einzelbrief wird teils akzeptiert, teils verweigert. Entsprechende Anweisungen oder Verfügungen dazu, was richtig ist, sind aber nicht bekannt geworden.

Bevor wenige Monate später die Umstellung der Plusbriefe auf Doppelnominale erfolgte, gab es noch einen Pilotkunden für das Produkt "Plusbrief Ideal", der unter anderem einen Info-Plusbrief mit vorderseitiger und rückseitiger farbiger Firmenwerbung benutzte. Bei diesem Produkt für private Auftraggeber können die Umschläge von den Standardausgaben, bei den Wertstempeln sowie bei den Sicherheitsmerkmalen wie Wasserzeichen und Fluoreszenzbalken abweichen. Die Mindestbestellmenge ist hier eine Million Briefe. Für einen der ersten Pilotkunden, die VW-Bank, gab es hier aber Sonderkonditionen.

 

Dieser Umschlag unterscheidet sich nicht nur durch die vorderseitige und rückseitige Werbung, sondern auch durch die geänderte Vorausverfügung. Im Stempelkopf steht nun statt "Deutsche Post" Briefzentrum 38". in einer gezielten mehrstufigen Werbeaktion wurde gleichzeitig getestet, wie Info-Plusbriefe und Plusbriefe im Vergleich zu gedruckten Freimachungsformen im Responseverhalten (Antwortverhalten) der Kunden abweichen. Die erzielten Ergebnisse waren sehr positiv für die Plusbriefe. Weshalb allerdings keine weiteren Aktionen dieser Art folgten, konnte bisher nicht abschließend geklärt werden.

 

Die Euroumstellung

Knapp sechs Monate nach Einführung des Info-Plusbriefes erfolgte die Umstellung aller Plusbiefvarianten auf Motive mit Doppelnominale. Daher kam nun ein Motiv aus der Dauerserie Sehenswürdigkeiten St Reinoldi Dortmund zum Einsatz. In diesem Zusammenhang wurd die Vorausentwertung angepasst. Statt "Deutsche Post" steht seither "Briefzentrum 30" im Stempelkopf. Im Laufe der Zeit, vom 9. April 2001 bis zur Portoänderung am 1. Januar 2003, kam es zu acht verschiedenen Teilauflagen. Die ersten zwei Teilauflagen besitzen keinen Fluoreszenzbalken, die restlichen sechs besitzen einen. Ein weiteres Unterscheidungskriterium dieser Teilauflagen ist die Größe der Aussparung hinter dem Wertstempel. Diese hat einmal 31 x 33 mm, einmal 27 x 31 mm und sechs mal 26 x 33 mm. Auch die Form des Innendrucks der "Ecken" der Verschlussklappe ist teilweise unterschiedlich, beispielsweise rund oder spitz.

Ein weiteres deutliches Kennzeichen sind die sogenannten Auftragsnummern, die ab November 2001 eingeführt wurden. Die letzten Teilauflagen besitzen die Nummern 100017; 100045; 100066 und 100080. Ein weiteres Unterscheidungskriterium bei postfrischen Exemplaren ist der Haftklebestreifen, der bei den ersten Teilauflagen noch weiß ist, später dann ab der Auftragsnummer 100017 einen Plusbrief-Aufdruck besitzt.

 

Die Portoänderung

Zum 1. Januar 2003 änderte sich unter anderem das Infobriefentgelt von 80 Pfg. beziehungsweise 41 Cent auf 45 Cent. Aus diesem Grund gab es ab dem 16. Januar 2003 neue Plusbriefe mit dem Motiv Kronach.Da es sich um eine Portoerhöhung handelt, konnten die alten Umschläge auch aufgebraucht werden. Eine Nachzahlung pro Sendung in Höhe von 4 Cent ist bei der Einlieferung mittels Liste ohne Probleme möglich, speziell in der Übergangszeit mussten hier scheinbar keine zusätzliche Frankierung oder Stempelvermerke angebracht werden.

Ein besonderer Fall ist aber ein Info-Plusbrief vom 16. Juli 2003, bei dem mittels Frankierservice die fehlenden 4 Cent je Sendung auffrankiert wurden. Der Beleg ist in weiterer Sicht ungewöhnlich, die Entwertung erfolgte statt in schwarzer in blauer Farbe mittels Tintenstrahldrucks.

 

Es handelt sich hier also um eine für die Post umgerüstete Absenderfreistempelmaschine, die im Briefzentrum 60 nur für den Frankierservice eingesetzt wird. Da für die Herstellung der Info-Plusbriefe Kronach eine neue Kuvertierhüllenfabrik zuständig war, gab es leider einige Anfangsmissverständnisse. Beim Druck wurden statt der vogesehenen Auftragsnummer tagesbezogene Maschinenführer-Nummern eingedruckt. Weiter ist bei diesem Bogenoffsetdruck irrtümlich auch mindesten ein Bogen der Druckmaschine falsch zugeführt worden, so dass einige Umschläge mit steil fallenden statt normal mit steil steigenden Wasserzeichen gedruckt wurden.

 

Die Portoermäßigung

Zum 1. Januar 2004, also gerade ein Jahr später wurde überraschend das Entgelt für Infobriefe im Standard- und Kompaktbriefbereich ermäßigt. Daher kam es zu einer weiteren Ausgabe mit dem Motiv Bach-Denkmal in Leipzig aus der Dauerserie Sehenswürdigkeiten.

 

Es handelt sich dabei um die erste Umschlagvariante ohne Wasserzeichen, das seit Oktober 2003 weggefallen ist. Für den Sammler hat das fehlende Wasserzeichen aber auch sein Gutes, denn so kann es nicht zu Verwechslungen beim Druck kommen, so das steigendes oder fallendes Wasserzeichen gemeldet werden müsste. Eine weitere Änderung betrifft die Auftragsnummer. Dieses System wurde geändert, denn seit dem Herbst 2003 tauchen nun entweder fünfstellige Zahlen oder aber Nummern auf, die mit C20/15000 beginnen und dann noch weitere fünf Stellen besitzen.

 

Natürlich können die alten Umschläge mit 45 Cent auch nach dem 1 Januar aufgebraucht werden, da es sich um eine Listeneinlieferungsverfahren handelt, bei dem auch eine Rückerstattung zu viel gezahlten Entgeltes verbucht werden kann. Dazu gibt es auch eine ergänzende Regelung, die derzeit bis zum 31. März 2004 gilt.

Nachträgliche Ergänzung zu diesem Artikel:

Im weiteren Verlauf der Ausgaben der Plusbriefe gab es noch kurz vor der nächsten Portoänderung einen weiteren Motivwechsel.

 

Anschließend erfolgte zum 1. Januar 2006 eine weitere Portoermässigung bei den Infobriefen Standard auf 35 Cent und beim Infobief-Kompakt auf 75 Cent. 

 

Anfang 2010 erfolgte im Zusammenhang mit der flächendeckenden Umstellung auf die Frankierwelle auch bei allen Plusbriefen mit Vorausentwertung die entsprechende Änderung auf die neue Variante.

 

 

Resümee

Wie jeder an den Abbildungen und im Text erkennen kann, handelt es sich hier um ein kleines aber interessantes Teilsammelgebiet, das beispielsweise mit weiteren Kenntnissen leicht für ein Einrahmenexponat geeignet wäre. Als weitere Ergänzung bieten sich hier postalische Kenntnisse im Zusammenhang mit den Infobriefen an, wie beispielsweise die möglichen Vorausverfügungen und ihre postalischen folgen. Alternativ könnte man dies aber auf alle Vorausentwertungen ausdehnen, indem man die Infopost-Plusbriefe dazu nimmt.

(Ergänzung 2014: Bedingt durch das Ende des Infobriefes zum 31.12.2012 handelt es sich um ein übersichtliches abgeschlossenes Sammelgebiet)