Der Wurstbrief - Teil 2: Die Wahrheit

(Erschienen in der philatelie 360 - Juni 2007)

 

Es ist schon erstaunlich, wieviele Leser scheinbar der Meinung waren oder es immer noch sind, daß die philatelie beziehungsweise genauer gesagt der Autor Sie in mit dem Artikel "Pilotversuch der Deutschen Post: Der Wurstbrief" in den April schicken wollte. Leider muß ich alle diese Leser enttäuschen, den Wurstbrief gibt es tatsächlich. Allerdings war das eine oder andere drum herum aus postalischer Sicht etwas geschwindelt. Aber beginnen wir der Reihe nach.

Eines von vielen möglichen Motiven, die man beim Wurstbrief auswählen kann

 

 

Die Idee

 

Im Januar 2004 hatte der Juniorchef Claus Böbel der Metzgerei Willy Böbel in der Ritterstraße 9 in 91166 Rittersbach eine Idee und setzte diese in die Praxis um. Statt Plätzchen mit Formen auszustechen, begann er mit Salamischeiben zu experimentieren, das Ergebnis ist der Wurstbrief. Es handelt sich dabei um eine vakuumierte Wurst, die mit einem postkartenähnlichen Einleger nochmals verpackt wird. Dieser Wurstbrief wird dann ganz normal per Post im Inland oder ins Ausland  verschickt. Der Clou daran ist die durchsichtige Verpackung und die individuelle Gestaltung des Einlegers. Werbemäßig ist der Wurstbrief im Vergleich zu einer normalen Postkarte, einer SMS oder einer E-Mail überlegen. Wer Ihn bekommt, ist überrascht und freut sich und hat gleich was leckeres zu naschen. Der Wurstbrief ist also ein kleines aber ungewöhnliches Geschenk für eine Freundschaft, die Liebe und vieles mehr. Hier macht nicht nur das Schenken Spaß, auch der Beschenkte freut sich sicher. Für diese Zielgruppe war er anfangs auch nur gedacht. Dankbare Kunden erkannten aber, daß man diesen Wurstbrief nicht nur im Privatbereich sondern auch für eine Firma als Direktmarketinginstrument nutzen kann, beispielsweise um zu einem Firmenausflug einzuladen oder die neue Firmenadresse werbewirksam bekannt zu geben. Da es sich um ein privates Produkt handelt, daß von der Post nur befördert wird, gibt es allerdings keinen Produktmanager in der Zentrale in Bonn, der hier ein neues Produkt für die Liberalisierung vorbereiten soll. Auch der erweiterte Pilotbetrieb und die Zuständigkeit der Direktmarketingcenter ist geschwindelt, aber nochmals der Wurstbrief selbst hat sein Leben schon vor über zwei Jahren erblickt. Aufgrund der ungewöhnlichen Idee haben daher in den letzten Jahren schon diverse Zeitungen wie Stern, oder die TAZ und Fernsehsender wie RTL darüber berichtet. Wer von den Lesern Internet hat, sollte also auf alle Fälle einmal die folgende Internetseite www.wurstbrief.de besuchen, um viele weitere Details zu erfahren oder sogar einen zu bestellen und oder zu verschenken. Die Seite ist übersichtlich aufgebaut, aber auch wenn Sie sich nur informieren wollen, welche Motive wie Smilies oder Autos und andere tolle Ideen es diesbezüglich schon alles gibt. Auf Kundenwunsch werden sogar individuelle Kreationen erstellt.  Passend zu Ostern habe ich für die Leser den Osterhasen bestehend  aus Salami und etwas Käse als Abbildungsbeispiel ausgesucht.

Wurstbrief extra für die philatelie-Leser mit dem schönen Motiv Osterhase, Einzelfrankatur 145 Cent Johann August Röbling, entwertet mit einen Tagesstempel von der Postagentur aus 91166 Rittersbach vom 17.4.07

 

 

Leserreaktionen

 

Auch hier gab es vielfältige Reaktionen, selbst die Deutsche Post hat sich nach diesem Pilotbetrieb beim Autor erkundigt. Eine besonders originelle Antwort aus dem Forum von der Internetseite des BDPh von Alexander Schonath möchte ich aber hier abschließend wörtlich zur Erheiterung wiedergeben: Der Pilotversuch mit dem Wurstbrief der DPAG wurde eingestellt. Zwar lief alles normal von der Briefaufgabe am Schalter oder Briefkasten über die Sortier- und Stempelanlage bis hin zu der Übergabe an die Briefzusteller. Dann kam aber das große Manko, an dem die Postoberen nicht gedacht hatten. Durch die Wurstbriefe wurden die Briefzusteller von Hunden noch mehr begehrt. Diese stürzten sich auf jene Briefträger, die die Test-Wurstbriefe ausgetragen haben. In Neustadt am Rübenberge mußte ein Wurstbriefzusteller von der Feuerwehr von einem Baum, auf den er sich vor einem fletschenden Hund gerettet hat, geborgen werden. In Hammeln flüchtete ein Zusteller verfolgt von über 100 Hunden mit dem Wurstbrief aus der Stadt.

 

Hier noch ein weiterer Wurstbrief in Form einer Salamiblume - hier die Textseite

Die Anschriftenseite und gleichzeitig die Motivseite - eine Sonnenblume in Salamiform