Ein nicht alltäglicher Absenderfreistempel 

(erschienen in philatelie 347 - Mai 2006)

  

Die allgemeine Entwicklung der Absenderfreistempel in Deutschland ist in den letzten Jahren sehr schnell und vielfältig verlaufen. Die Euroumstellung ab Juli 1999, die Einführung der blauen Farbe ab September 2000 und die Frankit-Einführung ab April 2004 sind nur einige wichtige Fakten. Firmenzusammenschlüsse, wie beispielsweise der von Ascom Haßler und Neopost, und - damit verbunden - weniger Kennungsvarianten, sind eine weitere Facette der Entwicklung. Generell besteht dabei von Seiten der Deutschen Post AG das Ziel, möglichst schnell eine komplette Umstellung auf die zweidimensionalen Barcodes (2-D-Barcodes) mit dem Markennamen Frankit zu erreichen.

 

Wertkartenmaschinen

Die ersten Absenderfreistempel waren mit sogenannten Wertkarten ausgerüstet. Dabei handelt es sich um einen länglichen Striefen aus dickerem Papier, den man am Postschalter für sein Maschinenmodell erwerben konnte. Das Einlegen erfolgte selbst, die alten Streifen mussten zum Nachweis am Schalter abgegeben werden. In den letzten Jahren gab es diese in den Wertstufen von 100 Euro, 500 Euro und größer.

Wertekarte für Freistempler für 500 Euro und 2000 Euro benutzt auch mit Abbildung der Rückseite

 

Später kam dann auch noch das Schaltervorgabeverfahren dazu. Hier geht der Kunde mit seiner Maschine an den Schalter des Postamtes, an der diese angemeldet ist. Der Postmitarbeiter überprüft die vorhandene Plombe auf Beschädigungen, entfernt diese und stellt den vom Kunden gewünschten Betrag ein. In den letzten Jahren gab es nur noch Geräte mit Fernwertvorgabe über das Telefon. Beim Frankitverfahren läuft nun alles über das Vorgabezentrum des Herstellers zum "PostagePoint" der Deutschen Post AG. (Näheres dazu bei Frankit)

Speziell die Wertkartenmaschinen, aber auch die Schaltervorgabesysteme, sind prinzipell sehr leicht manipulierbar. Aus diesem Grunde hat die Deutsche Post nun die noch vorhandenen Besitzer solcher Wertkartenmaschinen im Frühjahr 2005 angeschrieben und die entsprechenden Vereinbarungen zum 31. Dezember 2005 gekündigt. Diesem Schreiben lag auch ein Abmeldeformular sowie ein Erstattungsformular bei. Wie diese speziellen Kündigungsschreiben von außen aussahen, ist leider nicht bekannt. Es dürfte sich dabei noch um circa 2.000 bis 3.000 Maschinen der Hersteller Francotpy Postalia und Frama gehandelt haben. Parallel dazu erfolgten noch Werbekationen mit entsprechenden Prämien, doch die Maschine auf eine neue Frankitvariante umzustellen. Gleichzeitig endete zum 31. Dezember 2005 der Verkauf von Wertkarten am Schalter und ist seit dem 1. Januar 2006 eingestellt. Die noch am Schalter vorhandenen Wertkarten wurden mittlerweile bundesweit eingezogen.

Offiziell werden Briefe mit über Wertkartenmaschinen freigemachte Sendungen seit dem 1. Januar 2006 nicht mehr angenommen und befördert. Sollten doch noch Sendungen nach dem 31. Dezember 2005 im Postverkehr auftauchen, sind diese zu erfassen und zu befördern. Wieviele Maschinen diesbezüglich überhaupt noch betroffen waren, muss nun die philatelistische Forschung ermitteln.

In einem der nächsten Schritte dürften vermutlich die Schaltervorgabegeräte der weiteren Umstellung zum Opfer fallen. Die Ersatzteilversorgung wurde bei einigen Modellen schon eingestellt.  Dass es bei diesen Maschinen noch vereinzelte Stilblüten gibt, mag der abgebildete Beleg deutlich machen. Es handelt sich dabei um eine Francotyp Postalia Maschine Modell D2, die auch schon einmal als "Bügeleisen" bezeichnet wurde, da man mit ihr ähnlich wie mit einem Bügeleisen die Briefe freimachen kann. Diese Maschine mit der Kennung F 223697 vom Generalkonsulat Bonn der Großen Sozialistischen Libysch-Arabischen Volksjamahiria ist zwar auf Euro umgestellt, der Stempelkopf lautet aber immer noch 5300 Bonn 2 und dies fast dreizehn Jahre nach Umstellung der vierstelligen auf die fünfstelligen Postleitzahl. Wer kennt weitere ungewöhnliche Maschinen dieser Art ?

Absenderfreistempel vom 27. Januar 2006 mit einem nicht alltäglichen Stempelkopf mit der Inschrift 5300 Bonn 2 

 

Arbeitsgemeinschaften

Wer sich generell für Absender- und Postfreistempel (heute Frankierservice) interessiert, kann sich an die rührige Forschungsgemeinschaft Post- und Absenderfreistempel e.V. wenden. Den aktuellen Ansprechpartner finden Sie am leichtesten über die Internet-Adresse:www.fg-freistempel.de