Die neuen Absenderfreistempel (Frankit)
(erschienen in philatelie 324 - Juni 2004)
> Werbeflyer der Deutschen Post zur Einführung von Frankit - Stand April 2004 >
> aktuelle Infos der Deutschen Post AG zur Frankierung mit Frankiermaschinen (Frankit) >
> und was WIKIPEDIA über Frankit berichtet >
Bei einem Vortrag während der Posttage 2002 in Bonn wurde erstmals kurz auf einer Folie dargestellt, wie die zukünftigen Absenderfreistempelabdrucke in Deutschland aussehen sollen. Dann wurde es lange still um diese neue Stempelform, bis erstmals auf der CeBIT 2003 am Stand von Pittney Bowes ein Muster von FRANKIT zu sehen war.
Weitere Informationen dazu gab es aber nicht. Im Herbst 2003 zeigte erneut ein anderer Hersteller (Neopost) während der Postexpo 2003 in Brüssel ein Muster, aber auch hier gab es keine weiteren Informationen.
Diese Geheimniskrämerei wurde zum 1. April 2004 beendet, denn zu diesem Zeitpunkt endete ein Stillhalteabkommen zwischen der Deutschen Post AG und den Frankiermaschinenherstellern. Im folgenden wird nun dieses neue Produkt und sein Vorläufer vorgestellt und aus philatelistischer und postgeschichtlicher Sicht analysiert.
Ergänzung: der folgende Absenderfreistempel stammt aus dem Frühjahr 1999 von der CeBIT in Hannover. Es ist der mir bisher früheste bekannte Absenderfreistempel mit 2-D-Barcode sogar noch vor dem wichtigsten Hauptversuch Rempi, der im anschließenden Abschnitt vorgestellt wird. Leider habe ich von damals keine weiteren Unterlagen mehr zu diesem Abdruck, welche Maschine bzw. ergänzende Informationen dazu.
Im November 1999 informiert die Deutsche Post in einer Pressemitteilung, dass ein neues Frankierverfahren für Briefe getestet wird. Bei diesem Projekt handelt es sich um den Pilotversuch REMPI (Re-Engineering the Mail - Post Interface). Beteiligt an diesem Projekt der International Post Corporation (IPC) sind die Firma Pitney Bowes und Neopost sowie die Deutsche Post und die englische Post. In Deutschland wird dabei mit dem Pilotkunden Lufthansa AirPlus in Neu-Isenburg zusammen gearbeitet. Ob es parallel dazu auch in England entsprechende Versuche gab, entzieht sich der Erkenntnis des Autors.
Ziel des Projektes sind die Entwicklung und Verifizierung von allgemeingültigen IT-Verfahren bei kundenindividueller Serviceabwicklung im Briefbereich, die fälschungssichere Freimachung mit 2-D-Barcodes, Erfassung von Prozessdaten im Kuvertiersystem, Abrechungsverfahren im EDIFACT Format, Austausch von Plan- und Prozessdaten in diesem Format und deren Übermittlung über das Internet sowie eine zugehörige Informationsdatenbank und Servicelinks im Internet. Dazu wurden mit dem bereits erwähnten Pilotpartner Lufthansa AirPlus im Zeitraum Oktober 1999 bis März 2000 einmal wöchentlich Briefe mit den zu testenden Freimachungsvermerken produziert. Neben den bisherigen Absenderfreistempeln der Lufthansa AirPlus aus Neu-Isenburg in klassischer Form befindet sich links oben ein weiterer schwarzer Freimachungsvermerk zu Testzwecken. Außer den Namen der beteiligten (Pitney Bowes, Lufthansa AirPlus, Deutsche Post) ist darunter ein schwarzer 2-D-Barcode und daneben die Sendungsnummer, die Währungsangabe, das Einlieferungsdatum, das Entgelt, die Sendungsart, ein Kontrollelement und die Kennzeichnung des Briefproduktionssystems angeordnet. Wie man leicht erkennt, hat dieser Freimachungsvermerk schon fast alle wesentlichen Elemente des heutigen neuen FRANKIT-Abdrucks.
Diese Versuchsabdrucke und Belege aus der Pilotphase sind heute schon handverlesene Raritäten. Laut unterschiedlichen Mittteilungen und Abbildungsvorlagen von Beteiligten soll sogar schon vom 20. Mai 1999 ein entsprechender Abdruck, vermutlich aus der Vorbereitungsphase, existieren. Weiter sind zumindest vereinzelte Muster bekannt, einmal mit Freimachung in DM und dem Versuchsaufdruck in Euro vom 8. Oktober 1999 sowie einmal mit Nullwert des Absenderfreistempel, einmal nur mit neuartiger Testfreimachung vom 3. Dezember 1999.
Außerdem bitte ich alle Besucher dieser Webseite bzw. dieses Artikels zur Erfaßung aller REMPI Belege egal in welcher Form diese bitte dem Autor zu melden - vielen Dank bei der Mithilfe der postgeschichtlichen Forschung.
Frankit
Zwar tauchten dann in den folgenden Jahren immer öfters auf diversen Messen erste Muster von Absenderfreistempeln mit einem 2-D-Barcode auf, in der Regel aber nicht für den deutschen Markt, sondern beispielsweise für Länder wie USA oder Schweiz. Seit dem 1. April 2004 ändert sich dies nun auch in Deutschland. Der neue blaue Absenderfreistempel wird zweiteilig mit der Option eines dritten Teils, der Firmenwerbung. Der bisherige Stempelkopf entfällt total. Dafür gibt es jetzt einen zweidimensionalen Barcode (2-D-Barcode), der vielfältige Informationen enthalten wird. Es handelt sich dabei sozusagen um einen Fingerabdruck dieses Briefes. Enthalten sind darin neben zusätzlich rechts im Klartextteil lesbarer Informationen wie dem Logo der Deutschen Post, Entgelt, Frankierdatum, der Seriennummer, der Produktmarke, Zusatzteile auch codierte Informationenen über die Frankierart, Version der Preis- Produktionsliste, Herstellerkennung, Frankiermaschinen-Modell-Nummer, Produktschlüssel, laufende Sendungsnummer und viele weitere Angaben.
Im Falle von verschiedenen Zusatzleistungen wird aber alternativ statt der Anbringung eines Barcodeaufklebers ein 1-D-Barcode vom System erstellt und anstelle der optionalen Firmenwerbung gedruckt. Ein Label ist dann überflüssig und auch nicht mehr zulässig. Heimatsammler gehen daher schweren Zeiten entgegen, denn die Ortsangabe und die Postleitzahl sind nicht mehr sichtbar.
Für dieses neue Produkt laufen derzeit bei allen noch am Markt vertretenen Herstellern (Frama, Frankotyp-Postalia, Neopost, Telefrank und Pitney Bowes) für ein oder mehrere Maschinen entsprechende Zulassungsverfahren oder sind seit Anfang April so gut wie abgeschlossen. Gleichzeitig hat die Post in einer großen Aktion alle Besitzer von Frankiermaschinen mit einem Anschreiben Anfang April informiert. Darin werden die Vorteile von FRANKIT geschildert und gleichzeitig werden die ersten 10 000 Besitzer, die umstellen, mit Prämien von bis zu 1 500 Euro motiviert, zusätzlich kann man tolle Geschenke gewinnen.
Außerdem findet im Juni in allen Direktmarketingcentern der Deutschen Post eine entsprechende Informationsveranstaltung zu FRANKIT statt. Dazu sollen nach bisherigen Erkenntnissen je ein Vertreter aller zugelassenen Firmen mit entsprechenden Orginalmodellen vor Ort zur Information zur Verfügung stehen. Eine solch massive Werbeaktion der Post mit soviel Anreizen ist selten. Eine Zielvorgabe, wann alle Maschinen auf dieses System umgerüstet sein müssen, gibt es derzeit noch nicht. In der Schweiz soll es ja beispielsweise schon Anfang 2006 soweit.
Unabhängig von der Postaktion haben auch die Hersteller ihre Kunden angeschrieben und teils noch ergänzend zur Post weitere Prämien bei schneller Umstellung angeboten. Die Firma Neopost bietet dabei das komplette Programm ihrer digitalen Frankiermaschinen in der neuen Technologie an, beispielsweise das Neopost-Gerät IJ 35 FIT. Frankotyp-Postalia bietet zum Start drei unterschiedliche Modelle (mymail, ulitmail 60 und ultimail 120). Die Firma Telefrank will im Sommer für das Modell VarioIT eine Zulassung erhalten. Welche Modelle die beiden anderen Firmen Frama und Pitney Bowes anbieten, wurde bisher nicht mitgeteilt.
Laut Post sind die neuen Freistempelmaschinen einfach in der Bedienung, manipulationssicher und direkt über Modem aufladbar, der Gang zur Postfiliale entfällt. Der Matrix-Code kann attraktive Analsysemöglichkeiten nach Nutzungsprofil, eigenen Kundendaten, Auftragsnummern und anderen Dingen bieten.
Resümee
Der neue Stempelabschlag wirft natürlich auch vielfältige philatelistische Fragen auf. Handelt es sich überhaupt noch um einen Stempelabschlag, da der Aufdruck in der Regel digital beispielsweise mit Tintenstrahl erfolgt? Wie kann man hier zukünftig überhaupt noch die verschiedenen Hersteller der Absenderfreistempelmaschinen unterscheiden? Anhand welcher Kriterien lässt sich erkennen, dass es sich um einen Stempelabschlag aus einem bestimmten Ort handelt? Vielleicht lässt sich ja die eine oder andere Frage beantworten, wennn ein geeigneter Scanner zur Verfügung steht, der die entsprechenden versteckten Detailinformationen aus diesem Fingerabdruck auslesen kann. Fest steht aber, dies ist ein weiterer deutlicher Einschnitt in diesem Bereich. Parallel dazu sieht man ja an vielen Stellen, wie der 2-D-Barcode in anderen Freimachungsvermerken unaufhaltsam voranschreitet, beispielsweise STAMPIT, DV-Freimachung oder Digitalmarke. Aufhalten kann man diesen Prozess der Postautomation nicht, wie man ihn aber dokumentiert und damit zukünftig umgeht oder dies sammeln kann, muss nun diskutiert werden.
Arbeitsgemeinschaften
Wer sich generell für Absender- und Postfreistempel (heute Frankierservice) interessiert, kann sich an die rührige Forschungsgemeinschaft Post- und Absenderfreistempel e.V. wenden. Ansprechpartner zur Zeit der Erstellung des Artikels war der damalige Vorsitzende Hans Joachim Förster. Den aktuellen Ansprechpartner finden Sie aber über die Internetadresse: www.fg-freistempel.de
Ergänzung:
Normalerweise soll es ja die Frankitabdrucke in Deutschland nur in blau geben, da die Umstellung auf blaue Farbe ja vorher abgeschlossen war - siehe auch Artikel "Neues von der CeBIT - dunkelblau statt rot"aber nichts ist unmöglich wie dieses aktuelle Beispiel aus dem Februar 2011 zeigt:
Ergänzungen zu diesem Artikel - die Verschlüsselungsdaten der Hersteller und anschließend deren Modelle:
3D - Francotyp-Postalia www.francotyp.de
4D- Pitney Bowes www.pitneybowes.de
5D - nicht belegt
6D - Telefrank www.telefrank.de
Weitere Hersteller gibt es zur Zeit nicht oder diese wurden vorher übernommen (Stilow, Hasler) oder sind doch nicht auf dem deutschen Markt angetreten (Secap).
Die folgenden 2 Ziffern liefern Informationen über das Modell des jeweiligen Maschinenherstellers - die bisher bekannten Daten (in einer späteren Ausbaustufe sollen auch noch alle Maschinen abgebildet werden):
(Zwar sollten die rot hinterlegten Links zum jeweiligen Firmenprospekt führen, bedingt durch ein Softwareupdate vor einiger Zeit sind aber teilweise Daten verschwunden - diese sollen gelegentlich wieder ergänzt werden)
01 - nicht bekannt
04 - Neopost IJ 75 FIT
06 - Neopost IJ 25 FIT
07 - Neopost IJ 70 FIT
12 - Neopost IS 420
15 - post IS-5000 / IS-6000
16 - post IS-240 / IS-280
> weitere Maschinenkennungen sind derzeit nicht bekannt (Datenstand siehe oben)
Die letzten 6 Zeichen stellen die individuelle Maschinennummer in Hexadezimalschreibweise dar !
> interessanter Link zu Wikpedia über die Firmengeschichte von Frama >
01 - nicht bekannt
03 - nicht bekannt
05 - nicht bekannt
07 - nicht bekannt
08 - nicht bekannt
09 - nicht bekannt
10 - Matrix F12
11 - Matrix F22
12 - Matrix F32
13 - Matrix F42
14 - Matrix F62
15 - Matrix F82
> weitere Maschinenkennungen sind derzeit nicht bekannt (Datenstand siehe oben)
Die letzten 6 Zeichen stellen die individuelle Maschinennummer in Hexadezimalschreibweise dar !
> interessanter Link zu Wikipedia über die Firmengeschichte von Francotpy-Postalia >
10 - PostBase
11 - PostBase Mini
12 - PostBase 100
13 - PostBase One
> weitere Maschinenkennungen sind derzeit nicht bekannt (Datenstand siehe oben)
Die letzten 6 Zeichen stellen die individuelle Maschinennummer in Hexadezimalschreibweise dar !
> interessanter Link zu Wikipedia über die Firmengeschichte von Pitney Bowes >
> hier kommen Sie zu den Daten und Bildern aller Pitney Bowes Absenderfreistempelmaschinen mit Frankit-Technologie (im Aufbau wird schrittweise mit Inhalt gefüllt) >
01 - DMMega F
02 - DM 100 i
03 - DM 390 i
04 - DM 210 i
05 - DM 50 i
06 - DMMega F6
07 - DM 60/65
FA - DM 390 i D
FB - DM 210 i D
09 - DMMega F9
10 - DMMega 710
FF - DM 550 FD
11 - Connect+
12 - DM 220i
> weitere Maschinenkennungen sind derzeit nicht bekannt (Datenstand siehe oben)
Die letzten 6 Zeichen stellen die individuelle Maschinennummer in Hexadezimalschreibweise dar !
> leider gibt es bei Wikipedia noch keine Informationen zur Firmengeschichte von Telefrank
0401 - VARIO PRO
0402 - Franky Eco und Flex
0403 - BASIC Light
> weitere Maschinenkennungen sind derzeit nicht bekannt (Datenstand siehe oben)
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>> weitere Hersteller sind bezüglich Frankit mit Zulassung in Deutschland derzeit nicht bekannt
Ergänzung - Abbildung Postflyer April 2004 zur Einführung von Frankit