Veränderungen bei den Nachtluftpostbeutelfahnen und Infoträgern seit ca. 1995 bis 2002
(erschienen in Die Luftpost 04/2002 - Zeitschrift für Luftpostsammler des IAPC)
Im ersten Teil werden schwerpunktmäßig die Veränderungen der Beutelfahnen als solche und einige sonstige gelegentlich vorkommende Kontrollvermerke beleuchtet. Im zweiten Teil dieses Artikels werden die Veränderungen bezüglich der Stempelung der Nachtluftpost-Beutelfahnen (NLP-Beutelfahnen) behandelt. Bei den Abbildungen sind mangels Platz aber die Übergänge bezüglich der Änderungen der Beutelfahnen und deren Abstempelung etwas stärker vermischt.
Teil 1 - Beutelfahnen
Bis zur Einführung der Briefzentren war der Postbeutel das normale Verpackungsmittel zum Transport größerer Mengen Briefe. Mit der Einführung der Briefzentren aber wurden die gelben Transportbehälter in den Größen 1, 2, 3 eingeführt. Der Transport in Postbeuteln wurde stark reduziert. Heute werden nur noch wenige Briefe in Postbeuteln befördert. Im Inland ist dies praktisch nur noch bei Teilen der über das NLP beförderten Post so. Der größte Teil wird hier allerdings auch in verdeckelten Behältern mit speziellen Infoträgern transportiert. Ins Ausland wird auch heute noch eher etwas mit Postbeuteln transportiert. Aber auch hier ist die Entwicklung rückläufig und der Einsatz durch so genannte Trays (genormte Behälter) nimmt stark zu. Entsprechende zu dieser Entwicklung ändert sich natürlich auch die Notwendigkeit von Beutelfahnen und deren Handhabung. Im Inland wurden Beutelfahnen praktisch mit der Einführung des Behälterverkehrts überflüssig. Sie wurden durch sogenannte Infoträger ersetzt. Während eine Beutelfahne alter Prägung in der Regel noch einen Stempel der Absendestelle benötigte, ist dies bei den Infoträgern überflüssig, da alle Daten dort schon eingedruckt sind; ein Arbeitsgang weniger. Infoträger besitzen rechts einen Strichcode, davor ist senkrecht dazu in Klarschrift einiges erneut angegeben (z.B. die ersten 5 Stellen sind die 5-stellige Empfängerpostleitzahl). Links oben steht der Absendeort, darunter Infos für den Empfänger, darunter das Empfangsbriefzentrum und daneben der Ortsname des Briefzentrums. Rechts oben steht noch ein Lagerplatz, wo diese Post im Abgangsbriefzentrum zu finden ist. Die NLP-Beutelfahnen aus der Zeit von ca. 1996 unterscheiden sich schon etwas von den wenigen noch vorhandenen Beutelfahnen. Sie haben runde Ecken und fast immer zusätzlich einen speziellen farbigen Rand in grün, rot und ... ?
Seit wann es diese zusätzliche farbliche Randmarkierung bei den NLP-Beutelfahnen gibt, ist mir nicht bekannt. Zur selben Zeit taucht verstärkt eine andere schmälere NLP-Beutelfahnenart auf, die zusätzlich mit einer Öse für die Kordel zum Zubinden versehen ist.
Mit der Einführung des Behälterverkehrs taucht natürlich auch erstmals ein spezieller Infoträger nur für das NLP auf, leicht erkennbar an den farbigen Rand in grün, rot, schwarz oder ....?
Seit ca. 1998 tauchen bezüglich der NLP-Beutelfahnen verstärkt auch solche auf, wo das Absendebriefzentrum schon eingedruckt ist. Eine Stempelung der Absenderstelle ist nun also auch hier nicht mehr nötig. kommt aber vereinzelt trotzdem vor. Diese NLP-Beutelfahnen mit Öse und NLP-Infoträger sind heutiger Standard. Nich alltäglich und heute auch schon Postgeschichte sind NLP-Eilbeutelfahnen. erkennbar am roten Gittereindruck im mittleren Bereich.
Vereinzelt wurde alternativ auch ein Eilaufkleber zur besseren Kennzeichnung eingesetzt.
Eine weiter nichtalltägliche Form ist eine NLP-Einschreib-Beutelfahne für Einschreiben ins Ausland - die Farbe ist hier rosa.
Vereinzelt gefunden werden seit ca. 2001 NLP-Beutelfahnen mit Aufklebern "AGB-geprüft - BZ 14" oder mit Stempeln wie "Geprüft - AGB-Prüfer" vom BZ 04.
Es handelt sich hierbei um eine Information für die Entgeltsicherung im Internationalen Postzentrum (IPZ). damit diese Briefe nicht erneut kontrolliert werden müssen.
Teil 2 - Stempelung
Bevor es die Briefzentren gab, war es bei der Post üblich, dass alle Beutelfahnen vom Abgangspostamt gestempelt wurden (wer kennt hier entsprechende Anweisungen oder Verfügungen?). Dazu gehörten auch Nachluftpost-Beutelfahnen (NLP-Beutelfahnen). Benutzt wurden in der Regel Handstempel (Faust- und oder Hammerstempel) und Maschinenstempel. Es gab aber auch schon seit .... ? andere Formen. Es handelt sich dabeium Rechteckgummistempel mit Datums- und Ortsangaben.
Weiter gab es Stempelgeräte, die wie eine Stechuhr funktionierten. Wurde die Beutelfahne in den Schlitz gesteckt, löste ein Kontakt eine Stempelung aus. Ich bezeichne diese Stempel im folgenden Beitrag daher als Stechuhrstempel. Ob dies eine korrekte Angabe ist, kann ich leider nicht sagen - wer kann mir hier weiterhelfen ?
Eine weitere nicht so geläufige Form sieht äußerlich wie eine Schaffnerzange aus. Durch das Zusammendrücken wird ein entsprechender sehr kleiner Stempelabdruck auf der Beutelfahne hinterlassen. Diese Stempel bezeichne ich daher im folgenden Beitrag als Schaffnerzangenstempel. Ob dies hier auch die korrekte Angabe ist, kann ich leider nicht sagen - wer kann mir hier weiterhelfen ?
Bei den oben genannten Stempelvarianten handelt es sich oft auch um reine Innendienststempel, die nur für die Stempelung der Beutelfahnen vorgesehen waren. Diese Stempel wird man daher in der Regele nicht auf Briefen finden. Ein besonderes Beispiel sind die Handstempel der jeweiligen Wertstelle, die nur für die Ladezettel und Beutelfahnen dienten. Das Stempeln der entsprechenden Beutelfahnen verursachte natürlich viel Aufwand. Im Rahmen des Briefkonzeptes 2000 wurde dieser Aufwand sehr schnell auf wenige Ausnahmen reduziert. Dies war unter anderem auch dadurch möglich, da die Nachfolger der Beutelfahnen, die Infoträger alle wichtigen Absendeinformationen enthielten. Allerdings kam es in der Übergangszeit bei einigen Briefzentren noch vor, dass extra für diese Zwecke entsprechende neue Innendienststempel angeschafft wurden oder dass die vorhandenen mit neuem Klischee mit Briefzentrumsvermerk eingesetzt wurden. Dies diente unter anderem auch zur Qualitätskontrolle in der Umstellungsphase. Sehr schnell wurde hier aber das Stempeln von Beutelfahnen auf ein Minimum reduziert. Da es sich in der Regel oft um reine Innendienstbelege handelt, sind diese postgeschichtlichen Spuren sehr selten und entsprechend lückenhaft dokumentiert.
Etwas länger als die altbekannten normalen Beutelfahnen bzw. deren Nachfolger, die Infoträger, wurden die NLP-Beutelfahnen zur Laufzeitkontrolle gestempelt. Dies wurde aber auch schrittweise eingestellt. Heute (Stand 30.6.2002) werden diese nur in Ausnahmefällen noch gestempelt (vermutlich weil es der eine oder andere alte Postler, den es gelegentlich noch geben soll, es so kennt oder mal gelernt hat). Notwendig ist dies aber nicht, da die NLP-Beutelfahnen so geändert wurden, dass eine Stempelung nicht mehr nötig ist. Immer gestempelt wurden dagegen bis zur Abschaffung des Inlandwertbriefes die entsprechenden Wertbeutelfahnen. Fast alle Wertstellen der vorhandenen Briefzentren hatten dafür besondere Innendienststempel mit Briefzentrumsvermerk mit einigen wenigen Ausnahmen wie Mainz oder Pforzheim.
Schaffnerzangenstempel in Briefzentren (BZ)
Wie weiter oben schon geschildert, ist das Material zur Analyse bedingt durch die reine Innendienstverwendung nur extrem selten in postgeschichtliche Hände gelangt. Erschwerend kommt oft bei diesem Stempeltyp dazu, dass die Schrift sehr klein ist und dass die Abdrücke oft nur teilweise erkennbar sind. Dadurch wird eine Auswertung stark behindert. Um Ihnen einmal einen Eindruck eines solchen Stempels zu zeigen, habe ich zwei unterschiedliche Varianten extrem stark vergrößert abgebildet (BZ 17 und BZ 25).
Wie Sie der Abbildung entnehmen können, ist senkrecht zur Datumsangabe der Briefzentrumsvermerk angebracht. Im Orginal ist dieser nur 5 mm hoch. Hauptvarianten sind bekannt, einmal mit Datum mit Sekundenangabe, 1 x statt Sekundenangabe mit Unterscheidungsbuchstaben (Beispiel Briefzentrum Neubrandenburg "C". Dieser Buchstabe ist in der Regel ein Großbuchstabe, es gibt aber auch vereinzelt welche mit kleinen Buchstaben. Aufgrund der Unterscheidungsbuchstaben kann man vermuten, dass es mehrere Stempel dieser Art mit unterschiedlichen Buchstaben gibt. Dies konnte aber auch bei 9 Briefzentren festgestellt werden. Bekannt sind mit dieser Stempelform bisher nur 17 verschiedene Briefzentren (siehe Tabelle). Das BZ 25 setzt allerdings bis heute seinen nicht auf BZ umgestellten Stempel mit der PLZ 25300 ein. Dies geschieht aber nur noch extrem selten. Weitere Briefzentren, sind bisher nicht bekannt geworden - wer hierzu ergänzende Informationen haben sollte, wird um Meldung und Fotokopien gebeten.
Stechuhrstempel in Briefzentren
Bei diesen Stempeln gibt es insgesamt 4 Hauptvarianten - Einzeiler, Zweizeiler, Dreizeiler und Vierzeiler. Insgesamt gibt es bisher Vorlagen von 39 verschiedenen Briefzentren (Details siehe Tabelle). Beginnen wir daher mit den Einzeilern. Davon sind bisher nur 5 Briefzentren bekannt. Deutlich erkennbar ist dies allerdings nur beim BZ 39. Das BZ 41 hat zwar auch einen Einzeiler, aber die Ortsangabe fehlt, daher ist nicht eindeutig erkennbar, ob der Stempel nur teilweise abgeschlagenwurde oder ob er aus dem BZ 41 stammt. Am weitesten verbreitet sind die zweizeiligen Stechuhrstempel in der unterschiedlichsten Anordnung oft ohne Unterscheidungsbuchstaben, aber auch mit Unterscheidungsbuchstaben (UB). Wesentlich seltener sind solche mit Unterscheidungsbuchstaben - Beispiele BZ 02 ohne UB und BZ 04 mit UB.
Es folgen zwei weitere Stempel mit interessanten Varianten. Das BZ 07 Gera hatte mindestens einen solchen Stempel mit UB "j". Schaut man sich hier das Datum an, so stellt man fest, dass es zu diesem Zeitpunkt noch kein BZ 07 gab, es war erst in Planung bzw. Bau. Dieser Stempel wurde also nachweislich noch in der alten BfA eingesetzt. Ein weiterer nicht alltäglicher Fall ist das BZ 48, zum einen ist hier die Ortsangabe unter dem Datum, sonst in der Regel umgekehrt und als weitere Besonderzeit ist eine Postleitzahl angegeben, die 48000.
Von den dreizeiligen Stechuhrstempeln sind bisher nur 3 Briefzentren bekannt, die so etwas eingesetzt haben. Der einzige vierzeilige Stechuhrstempel stammt aus dem Briefzentrum 97 Würzburg. Bekant ist hier zumindest der Unterscheidungsbuchstabe "e". Wer kennt weitere ?
Sonderformen
Insgesamt sind drei Sonderformen bekannt. Die erste ist ein Provisorium vom BZ 14, bis es den Schaffnerzangenstempel gab. Es handelt sich hier um einen Einzeiler. Die ersten zwei Zahlen bezeichnen das BZ, die dritte und vierte Stelle den Tag und die letzten beiden Stellen den Monat. Der zweite ungewöhnliche Fall betrifft das BZ 68. Hier gibt es zwar außer einem zweizeiligen Stechuhrstempel auch einen dreizeiligen Rechteckgummistempel. Beide Stempel werden schon lange nicht mehr eingesetzt.
Schlusswort
Alle diese eben genannten Stempel sind bisher nur mit Briefzentrumsvermerken bekannt geworden, bis auf wenige Ausnahmen wie vom BZ 19 und BZ 25. Wenn Sie bezüglich der obigen Stempel weitere Ergänzungen melden können, wäre dies toll - denn in einigen Jahren wird es noch schwieriger sein, diese Daten einigermaßen zusammen zu tragen.
Anhang - Übersichtstabellen Stechuhrstempel und Schaffnerzangenstempel