Philatelistische Spuren der neuen Briefzentren

(erschienen im Briefmarkenspiegel 10/1996)

 

> zwei Abbildungen fehlen noch - werden noch gesucht - sonst alles fertig

 

Seit dem ersten Artikel über Briefzentren im BMS 12/95 hat sich viel getan. Am 28. Oktober 1996 gehen dreizehn weitere Briefzentren ans Netz. Dann hat die Post schon 39 Briefzentren in Betrieb. 1997 sollen noch einmal 26 weitere eingeweiht werden. 1998 und 1999 folgen die noch fehlenden restlichen 16 Briefzentren.

Mit der zügigen Umsetzung des Konzeptes "Brief 2000" tauchen weitere philatelistische Spuren auf. Bekannt ist ja, daß es bei jedem Briefzentrum (BZ) entsprechende Stempel ohne Postleitzahl gibt, die statt einer Ortsangabe nur "Briefzentrum xy" lauten. Seltener tauchen auch ähnliche Stempel auf, die als Ortsangabe "Briefregion xy" enthalten.

Diese Stempel sind in der letzten Zeit wieder etwas häufiger auf Briefbelegen gefunden worden. Bekannt sind bisher Stempel von den Briefregionen 06, 08, 09, 45, 59, 63, 67, 97. Während es die Briefzentren 06 und 09 schon gibt, werden die BZ 08, 45, 59, 63 und 67 erst nächstes Jahr ans Netz gehen.

Allerdings hat die Post hier schon begonnen, die Leerung der Briefkästen zu zentralisieren und die neuen späteren Logistikketten aufzubauen. Der erste Fall dieser Art war das BZ 97 (Würzburng). Die Stempel mit Briefregion 97 sind aber schon nicht mehr erhältlich, da es dieses BZ 97 (Würzburg) schon gibt. Zum 30. Oktober 1995 wurden die Stempel "Briefregion 97" gegen die Stempel "Briefzentrum 97" ausgetauscht. Ähnliches dürfte bei den Stempeln der Briefregionen 08, 45, 59, 63 und 67 passieren.

Ein anderer neuer Stempel dürfte den meisten Sammlern auch noch nicht aufgefallen sein. Es handelt sich dabei um den Stempel "Briefzentrum xy - Nachträglich entwertet". Bekannt ist dieser Stempel bisher erst von vier Briefzentren (BZ 12, BZ 56, BZ 80 und BZ 94). Nach noch nicht bestätigten Angaben soll es auch im BZ 21 einen solchen Stempel geben. Für welche Fälle dieser Stempel benutzt werden soll, muß noch erkundet werden.

 

Öffentliche Postschalter

Wie weiter im BMS 12/95 erwähnt, hat jedes Briefzentrum auch einen öffentlich zugänglichen Postschalter bei der Schließfachanlage. Je nach Lage des BZ ist hier ein mehr oder weniger umfangreiches Spektrum an Einlieferungsmöglichkeiten vorhanden. Einschreiben und Werbriefe können beispielsweise immer aufgeliefert werden. Je nach Briefzentrum gibt es entweder schon neue spezielle R- und V-Zettel oder noch teils sehr kurzfristige unterschiedliche Provisorien.

Provisorischer R-Zettel beim BZ 01 sowie der aktuelle R-Zettel

 

Zwei R-Zettelvarianten vom BZ 28 und BZ 66

 

 

Wie man den anderen R-Zetteln entnehmen kann, ist die Beschriftung machmal sehr ungewöhnlich, besonders beim BZ 66 oder kennen Sie die Abkürzung "SB (GroßASt)"? Die Lösung: Stationäre Bearbeitung Großannahmestelle. Diese Dinge sind für viele Heimatsammler interessant, denn manche dieser Provisiorien sind nur wenige Tage oder Wochen im Einsatz. Danach gibt es schon wieder andere Versionen.

Bei den Einschreiben gibt es seit kurzem eine weitere Besonderheit zu melden. An den meisten Briefzentren wird der Einlieferungsschein mit dem vorhandenen Fauststempel "Briefzentrum xy" versehen. Beim BZ 28 und 66 gibt es aber schon die an vielen Schaltern bekannten Paginierstempel für Einschreiben - hier mit der Ortsbezeichnung "Briefzentrum 28 oder 66".

Einlieferungsschein vom Briefzentrum 28

 

Natürlich wird nicht nur die Briefkastenleerung zentralisiert, sondern auch die Postfreistempelung. Bisher hatten viele größere Postämter ihre eigene Postfreistempelmaschine. Bedingt durch die derzeitige Portostruktur ist dieser Service der Post aber stark zurück gegangen. Der Infobrief macht der normalen Postfreistempelung viel Konkurrenz. Bei manchen Postämtern kann es sein, daß nur alle paar Monate ein Kunde eine Postfreistempelung wünscht.

In einem Briefzentrum wird eine Postfreistempelmaschine besser ausgelastet sein. Da diese Einlieferung aus einem größeren Bereich erfolgen kann, lautet auch bei der Postfreistempelung der Text für die Ortsangabe "Briefzentrum xy". Die Postleitzahl fehlt. Erkennbar ist eine Postfreistempelung ja fast immer an dem vorhandenen Stempelbuchstaben, der bei einer Freistempelung fehlt.

Nach den neuesten Forschungsergebnissen haben mittelfristig alle Briefzentren eine geeignete Maschine. In der Anfangszeit kann es machmal auch alte Klischees von einer früheren Dienststelle mit PLZ geben, bis das gewünschte Klischee eingesetzt werden kann. Bei einigen Briefzentren gab es kurzfristig sogar schon verschiedene Klischees. Ein Beispiel dafür ist BZ 97 Würzburg. Erst gab es "Briefregion 97" und "Deutsche Bundespost" dann Briefregion 97" und "Deutsche Post AG" und jetzt gibt es "Briefzentrum 97" und "Deutsche Post AG".

Zwei von drei mittlerweile bekannten Klischees beim Briefzentrum 97

 

Da jedes Briefzentrum einen regulären Schalter hat, kann es auch Postkunden geben, die dort Ihre Absenderfreistempelmaschine angemeldet haben oder anmelden werden. Dies führt auch bei den Absenderfreistempelmaschinen zu geänderten Klischees. Statt der üblichen Ortsangabe steht natürlich nur "Briefzentrum xy" im Stempel. Die PLZ fehlt auch. Bekannt sind bisher zwei Firmen, eine aus Kassel (BZ 34) und die Telekom in Nürnberg (BZ 90). Interessant ist hier, daß es dieses BZ noch gar nicht gibt.

Einer von zwei bisher bekannten Absenderfreistempeln mit BZ-Angabe

 

Natürlich sollen besonders am Briefzentrum auch größere Posteinlieferungen erfolgen, um diese Post gleich weiterbearbeiten zu können. Gewerbliche Großversender benutzen unter anderem Infobriefe für günstigere Mailing-Aktionenen. Diese Belege sind aber fast immer nur mit einem entsprechenden Aufdruck auf dem Umschlag versehen. Es handelt sich dabei um eingedruckte "Entgelt bezahlt" Vermerke.

Seit kurzem sind die ersten Belege aufgetaucht, bei denen in unterschiedlicher Form ein Zusatz vermerkt ist, der auf das Briefzentrum (BZ) hinweist. Nach neusten Erknenntnissen sind bisher drei verschiedene Eindrucke entdeckt worden, zwei verschiedene aus Kassel (BZ 34) und einer aus München (BZ 80). Sollten Sie weitere Belege finden, schicken Sie dem Autor bitte eine Kopie - danke.

Infobriefe kann man aber auch einfacher in kleineren Mengen am Schalter einliefern. Dafür haben fast alle Postämter den Stempel "Entgelt bezahlt" vorrätig. Der Verdacht, daß es dies auch am Briefzentrumsschalter gibt, hat sich bestätigt. Von zwei Briefzentren liegen mittlerweile Probeabschläge vor. Dabei kann es vorkommen, daß es am gleichen Schalter mehrere Stempel in unterschiedlicher Textanordung gibt.

"Entgelt bezahlt" Vermerk aus Kassel und aus Osnabrück

 

Es gibt aber auch weitere postalische Nebenstempel, die auch in irgendeiner Form auf das entsprechende Briefzentrum hinweisen. Es gibt also vielfältige Spuren, die die Inbetriebnahme eines Briefzentrums für einen Heimatsammler mit sich bringt. Da die mehr allgemeineren Informationen über den Aufbau der Briefzentren selbst, diesen Artikel sprengen würden, sollen diese Details wie der Begriff "durchlauforientiertes BZ" in einem Sonderartikel demnächst im BRIEFMARKENSPIEGEL erläutert werden.

Noch ein Tipp zum Schluß: Sobald das Briefzentrum eingeweiht ist und sich der Alltag eingestellt hat, fragen Sie nach einer Besichtigung gemeinsam mit Ihrem Ortsverein. Bei einigen Briefzentren werden solche hochinteressanten Führungen in kleinen Gruppen durchgeführt. Wenn Sie so ein Briefzentrum einmal von innen gesehen haben, dann werden Sie vieles vom Konzept Brief 2000 noch viel besser verstehen.