Neues von der CeBIT 2000 - Dunkelblau statt rot
(erschienen im Briefmarkenspiegel April 2000)
> Link zur Umstellung von Absenderfreistempelmaschinen von DM auf den Euro, die fast parallel erfolgte und scheinbar Vorrang hatte (wird freigeschaltet, sobald Inhalt vorhanden ist)>
Ausführliche ergänzende Informationen zur Umstellung der Absenderfreistempel auf die blaue Farbe folgen am Ende des Artikels in 2 Teilen:
> Teil 1 - Offizielle Informationen und Kampagnien der Deutschen Post AG und der Hersteller >
> Teil 2 - Interessante Beispiele und Fälle aus der Praxis >
Kein Jahr vergeht, ohne daß es neue Trends im Bereich der Büroautomation von der CeBIT in Hannover zu melden gibt. Passend zum Anfang des neuen Jahrtausends gibt es diesmal eine besonders weitreichende Neuigkeit vorzustellen.
Diese Änderung wird nicht besonders werbewirksam angekündigt, da die Post die ersten Tests erfolgreich abgeschlossen, die offizielle Freigabe aber noch nicht verkündet hat. Ziel und Zweck ist eine gute Maschinenlesbarkeit der Freistempelabdrucke aus verschiedenen postinternen Gründen. Die rote Farbe ist je nach Intensität des Abdrucks und in Abhängigkeit der Papiereigenschaften nur zu etwa 15 Prozent maschinenlesbar. Dies ist für eine automatische Analyse nach bestimmten neuen Kriterien mangelhaft.
Um die Lesbarkeit auf über 90 Prozent zu erhöhen, muß eine dunklere Farbe benutzt werden. Ein wichtiger Aspekt ist auch eine größtmögliche Fälschungssicherheit. Was liegt daher näher, als dunkelblau als neue Farbe für die Freimachung auszuwählen. Diese Farbe wurde schon einmal vom 14. August 1954 bis zum 15. Mai 1960 in der DDR benutzt.
Neue Farbe dunkelblau
Eine solche Umstellung ist je nach verwendeten Druckprinzip mehr oder weniger aufwendig und mit entsprechenden Kosten verbunden. Daher wird hinter den Kulissen hinsichtlich der Einführung noch rege über die Modalitäten dieskutiert. Besonders bei Tintenstrahldrucksystemen ist ein Farbwechsel nicht ganz einfach. Farbe und Druckkopf müssen aufeinander abgestimmt sein.
Bei Neuentwicklungen ist es einfacher. Die Firma Melex hat ihr Produkt "mail-it" erstmals im Juli 1999 mit der Kennung M zugelassen bekommen (BMS 1/2000, Seite 8). Schon damals war alles für den sofortigen Einsatz der blauen Tinte vorgesehen. Aufgrund deren verzögerter Einführung mußte aber noch alles mit rot ausgeliefert werden. In der Zwischenzeit sind die Abnahmetests bei der Post abgeschlossen, die Umstellung auf die blaue Farbe dürfte noch dieses Jahr beginnen.
Als zweiter Hersteller hat Frama erste Muster vorgestellt. Diese enthalten auch einen sogenannten zweidimensionalen Barcode. Er wird versuchsweise in einigen Ländern getestet. In wenigen Jahren dürften viele Freimachungsvermerke über dieses ergänzende Sicherheitsmerkmal verfügen. Die anderen Hersteller halten sich, was die neue Farbe angeht, noch sehr bedeckt. Achten Sie daher auf die aktuelle Post, die Umstellung kann sehr schnell beginnen. Spätestens mit Beginn des Eurozeitalters soll alles umgestellt sein.
Neues von der gelben Post
Auf der jährlichen Pressekonferenz der Deutschen Post ging es hauptsächlich um den aktuellen Stand zur Globalisierungs-Strategie für den diesjährigen Börsengang. 50 Prozent des Umsatzes im Konzern wird schon außerhalb des Teilbereichs Deutsche Post AG erzielt. Ein Schwerpunkt bei der Strategie spielt auch der E-Business-Bereich oder etwas vereinfachter gesagt, alles rund um den Internet-Handel. Stichpunkte dazu sind die Lieferung im Internet bestellter Waren, die Abwicklung der Bezahlung dieser Ware über die Postbank und die digitale Frankierung von Briefen. Eine Mischform zwischen elektronischer Übermittlung und physikalischer Zustellung mittels Brief oder Postkarte ist die "e-Post". Hierzu gibt es verschiedene Plattformen wie "e-Post-Online" (Einzelbriefe), "e-Post-Target" (Serienbriefe) oder "FunCard" (alte Bezeichnung FunPost). Neu ist, daß diese Karten nun auch als Werbemittel benutzt werden können. Zwei Optionen gibt es: Im ersten Fall kann jeder Kunde, der die Internetseite des Sponsors besucht, diese kostenlos mit eigenem Text verschicken.
Im zweiten Fall erhalten Sie als Verbraucher von der Firma eine Postwerbung als FunCard zugeschickt. (Viel ausführlichere Informationen zu diesem Bereich finden Sie in der Rubrik Hybridpost - schauen Sie doch auch dort einmal vorbei - dort werden diese eben genannten Dinge viel ausführlicher dargestellt)
Die Umstellung der Absenderfreistempel auf die blaue Farbe:
Teil 1 - Offizielle Informationen und Kampagnien der Deutschen Post AG und der Hersteller
Da die Besitzer der Absenderfreistempelmaschinen in mehrfacher Hinsicht in den letzten Jahren wegen dieverser Änderungen von der Deutschen Post AG belastet wurden (Umstellung Wertklischee von Deutsche Bundespost auf Deutsche Post AG, Umstellung von der DM auf den Euro und nun auch noch Umstellung von roter auf blaue Farbe, ging man scheinbar bezüglich der Durchführung mit den Kunden behutsam um, um die Belastungen nicht zu groß werden zu lassen. Es folgt eine ersste chronologische Darstellung der Ereignisse der reinen Farbumstellung von rot auf blau (Details und Informationen zur Umstellung von DM auf Euro die teils fast parallel lief finden Sie im Artikel "Auf den Spuren von Euro und Cent" in dieser Rubrik - Link wird freigeschaltet, sobald dieser Artikel vorhanden ist)
März 2000 - erste Vorstellung eines blauen Absenderfreistempels auf der CeBIT 2000 durch die Firma Melex
Als erster und einziger Hersteller hat die Firma Melex auf der CeBIT 2000 deutsche Klischees mit blauer Farbe vorgestellt. Alle anderen anwesenden Firmen haben diesbezüglich geschwiegen und nur alles in rot präsentiert.
01.09.2000 - offizieller Start für die blaue Farbe der Absenderfreistempel
Ergänzend zu dem stillen offiziellen Start ab dem 1. September 2000 für die blaue Farbe, wurde mit der Presseerklärung vom 5. September 2000 aus Bonn die Umstellung für Jedermann angekündigt. Laut dieser Pesseerklärung sollten bis zum 31. Dezember 2001 alle auf dem Markt befindlichen Frankiermaschinen blau drucken, die Umstellung auf blaue Farbe ist ab sofort möglich.
August 2001 - große Werbekampagnie der Deutschen Post AG zur Umstellung auf die blaue Farbe zum 1. Januar 2002
Da sich die Besitzer der Absenderfreistempelmaschinen bezüglich der Farbumstellung auf die blaue Farbe scheinbar doch viel mehr Zeit ließen, als es die Post wünschte und geplant hatte, erfolgte im August 2001 eine große amtliche Werbekampagnie der Deutschen Post AG durch einen Letterschop in Bagnang zur Umstellung auf die blaue Farbe. Speziell dazu wurde ein besonderes Werbeklischee hergestellt und nur für diese Werbeaktion eingesetzt.
Januar 2002 - Verlängerung der Frist der Umstellung auf die blaue Farbe bis zum 1. Juni 2002
1. Juni 2002 - Es soll nur noch die blaue Farbe benutzt werden - das harte Vorgehen läßt sich aber nicht lange durchhalten und wird durch eine kann Bestimmung ersetzt
Zur strengen Umsetzung auf die blaue Farbe wurden alle Briefzentren mit einem speziellen postalischen Nebenstempel ausgestattet, der unter anderem als speziellen Grund der Rücksendung die falsche Farbe aufführte.
1. Januar 2011 - Absenderfreistempel in rot sind nun offiziell nicht mehr erlaubt und sollen an die Kunden zurück gegeben werden
Aber es gibt sie vereinzelt doch noch - hier zwei nicht alltägliche Fälle aus der letzten Zeit:
Teil 2 - interessante Beispiele und Fälle aus der Praxis
Bedingt durch die lange Umstellungsphase kam es zu diversen interessanten Fällen aus der Praxis. Sofern es sich um klassische Freistempelmaschinen handelte, wurde oft einfach nach roter Farbe nun blaue Farbe in den Farbtank gegossen. Je nach Verbrauch mischte sich diese Farbe langsam aber sicher von rot über schwarzliche Varianten zu blau. Hier sind daher vielfältige Farbvarianten aufgetaucht, die hier im Detail nicht alle besonders ausführlich erläutert werden.
Bei der Firma Telefank gab es aber vereinzelt einige sehr ungewöhnliche Varianten, da die Datumsangabe mit einem anderen Farbsystem gedruckt wurde, als der restliche Freistempel. Daher erfolgen hier einige ausführlichere Details zu den nicht häufigen aber ungewöhnlichen Varianten der Farbumstellung.
Informationen zur blauen Farbe von Absenderfreistempeln in der DDR vom 15. August 1954 bis 15 . Mai 1960:
Laut dem DDR Universalkatalog gab es Absenderfreistempel in der DDR bis zum 14. August 1954 nur in rot. Vom 15. August 1954 bis zum 15. Mai 1960 wurden sie vorwiegend in Blau, seltener in Rot abgeschlagen. Danach kommen sie wieder in Rot vor. Mischfarben aus den Übergangszeiten sind bekannt, ebenso kommt die Verwendung blauer Stempelfarbe bis Ende 1960 vor. Die Stempelfarbe der ZKD-Freistempeler ist allerdings violett.
Es folgt nun eine Mischfarbenbeispiel aus der DDR aus der Anfangszeit zur Umstellung von rot auf blau, sowie ein blauer Stempel aus der Spätzeit aus dem Jahre 1959.
Zum Schluß erfolgt hier noch ein Ausschnitt aus einer Firmengeschichtsdokumentation der Leuna Werke mittels Absenderfreistempelmaschinen aus den Jahren von 1953 bis 1963 unter anderen mit der Farbänderung von rot auf blau und wieder zurück sowie zwischendurch dem Aptieren des Stempelkopfes und dem Austausch gegen einen neuen Stempelkopf ohne Aptierung.