Neues Absenderstempelungsverfahren im Test
(Vorabveröffentlichung - erscheint in philatelie 405 - März 2011)
Die Absenderstempelung wird wie der Name schon sagt in der Regel durch den Kunden selbst durchgeführt. Bekannt ist diese deshalb auch als Vorausentwertung. Es handelte sich dabei anfangs um Massendrucksachen, die mit Briefmarken frei gemacht wurden. Der erste Verwendungstag einer Absenderstempelmaschine war der 11. Januar 1979. Seit dem 1. September 1993 wurde die Massendrucksache durch die Infopost abgelöst. Am 1. April 1995 kam der Infobrief dazu, der auch mittels Absenderstempelung entwertet werden konnte. Im Zusammenhang mit den neu eingeführten Infopost- und Infobrief-Plusbriefen wurde im Dezember 1999 als neue Alternative die Absenderstempelung mittels Frankierservice zugelassen. Da für diese speziellen mechanischen Absenderstempelmaschinen teilweise schon seit Jahren keine Ersatzteile mehr bestellt werden können, wird es immer schwieriger diese zu benutzen. Gleichzeitig gibt es schon seit geraumer Zeit alternative digitale Druckverfahren. Diese werden nun scheinbar in mindestens einem Letterschop von der Deutschen Post AG getestet. Aufgrund erster aufgetauchter Orginalbelege konnten schon einige Erkenntnisse zusammengetragen werden. Diese werden im folgenden Beitrag vorgestellt.
Die klassische Absenderstempelung
Begonnen hat alles, wie schon kurz gesagt, am 11. Januar 1979 mit einer von der Firma Sieger verschickten Massendrucksache, frankiert mit 25 Pfennig Burgen, die mit einer umgerüsteten Absenderfreistempelmaschine entwertet wurde. Es war zum einen der erste Tag dieser neuen Briefmarke und gleichzeitig auch der erste Verwendungstag einer Absenderstempelmaschine.
Damit man diese umgerüsteten Maschinen und deren Stempel deutlich erkennen kann, galten einige Besonderheiten. Der Tagesstempel musste sich von den bei der Post verwendeten deutlich unterscheiden. deshalb wurde dieser als Einkreisstempel vorgeschrieben. Im Laufe der Jahre sind hier aber einige Abweichungen bekannt geworden.
Zusätzlich sollte der Tagesstempel oben unter dem Ortsnamen eine dreistellige Maschinennummer enthalten. Auch hier kam es zu diversen Abweichungen von der Regel. Die erste Ziffer bezeichnet den Maschinenhersteller: 1 steht für Francotyp Postalia, 2 steht für Pitney Bowes, 3 steht für Haßler (heute Neopost) und 4 steht für Frama. Weitere Hersteller hat es nicht gegeben. Abweichend von dieser Vorgabe erfolgte die Nummernvergabe aber häufig auch anders. Beispielsweise besitzt die Arbeitsgemeinschaft Frankfurter Briefmarkensammlervereine ein Postalia D2, diese hat aber die Maschinennummer 306 statt 106. Die folgenden zwei Ziffern sollten eine fortlaufende Nummer bei dem angemeldeten Postamt sein. Dies wurde öfters aber nicht konsequent umgesetzt. Links neben dem Tagesstempel musste die Einsatzleiste "Gebühr bezaht" oder "Entgelt bezahlt" eingefügt werden.
Es gibt mindestens zwei Maschinen, die zeitweilig eine Ausnahmegenehmigung erhielten, diese Leiste zu entfernen und so auch vollbezahlte Sendungen abstempeln zu dürfen (Straubing und Frankfurt -passende Angebote dazu finden Sie unter aktuelle Angebote - Absenderstempelungsangebote ).
Links neben der Einsatzleiste konnte der Absender ein Werbeklischee einfügen. Dies wurde besonders von philatelienahen Kreisen für schöne Motive genutzt. Zur Stempelung vorgeschrieben war die schwarze Farbe. In den letzten Jahren wurden aber auch andere Stempelfarben wie beispielsweise blau gesichtet. Im Rahmen der Einführung der fünfstelligen Postleitzahlen mussten diese circa 750 Maschinen bundesweit auf die neuen Postleitzahlen umgestellt werden. Umgestellt worden sein dürften davon ungefähr 80 Prozent.
Die gestempelten Versendungsformen
Im Rahmen der Änderungen im Zusammenhang mit der Einführung des Briefkonzeptes Brief 2000 wurde aus der bisherigen Massendrucksache die heutige Infopost. Am 1. April 1995 kam zusätzlich der Infobrief als Versendungsform dazu, der mittels Vorausentwertung verschickt werden konnte. Im Dezember 1999 wurde im Zusammenhang mit der Einführung von Plusbriefen für Infopost und Infobrief auch der Frankierservice als Absenderstempelungsoption zugelassen. Dies dürfte daran gelegen haben, dass es schon damals nicht viele Absenderstempelmaschinen gab. Um nun einen möglichst großen Kundenkreis zum Kauf dieser neuen Plusbriefe zu bewegen, dürfte der Frankierservice als mögliche Vorausentwertung zugelassen worden sein. Allerdings erfolgte hier natürlich die Stempelung nicht im voraus durch den Kunden, sondern im Auftrag des Kunden durch die Post selbst gegen Bezahlung.
Schnell erkannnte man aber, dass es sinnvoller sei, die Vorausentwertung bei den Plusbriefen schon gleich bei der Herstellung mit aufzudrucken, um so viel mehr Kunden zum Kauf dieser Plusbriefvarianten zu bewegen - Angebote zu Plusbriefen wie zum Beispiel die gezeigten Infopostplusbriefe finden Sie unter Listen - Plusbriefliste - Infopostbelege
Anfang 2010 kam hier der nächste Schritt. Das bisherige klassische Aussehen der gedruckten Vorausentwertung bei Plusbriefen mit einem Stempelkopf und einer Welle daneben wurde durch die neue Frankierwelle abgelöst. Seit diesem Zeitpunkt gibt es vorausentwertete Plusbriefe nur noch mit der Frankierwelle.
Während die Massendrucksache nur eine reine Inlandsversendungsform war, sind die Infopost und der Infobrief auch international zulässig und können auch so mittels Vorausentwertung eingeliefert werden. Diese Belege sind natürlich selten zu finden. Da nicht immer passende Briefmarken für die Frankierung vorhanden sind, bekommt der Kunde über die Buchungsliste den zuviel verklebten Betrag zurück erstattet. Dies ist aber nur in einem engen, genau geregelten Rahmen möglich. Es gibt aber einige wenige Fälle die eine portogerechte exakte Frankatur, beispielsweise zu 1,10 DM ermöglichen. Das Porto betrug 1999 für einen Infopostbrief Luftpost Welt für exakt 20 Gramm 0,50 DM Stückentgelt und der Kilotarifanteil 0,020 Kilo multipliziert mit dem Kilopreis in Höhe von 25,00 DM genau 50 Pfennig, zusammen also exakt 1,10 DM. Dies ist auch über die Kopie der entsprechenden Einlieferungsliste nachweisbar - siehe auch Aktuelle Angebote - Absenderstempelungsangebote
Die Vielfalt der letzten Jahre
Bedingt durch die Umstellung der oft klassischen Frankiermaschinen auf neue Verfahren wie Frankit mit einem 2-D-Barcode wurde schrittweise die Ersatzteilversorgung der meisten bisherigen Maschinen eingestellt. Es wird daher immer schwieriger diese noch zugelassenen Maschinen am Leben zu erhalten. Gleichzeitig hat die neue Technik (Tintenstrahldruck, Laserdruck) stark zugenommen. Heute wachsen diese Verfahren durch die Digitalisierung immer mehr zusammen. So tauchten nun auch öfters Abstempelungen auf, die aussehen wie eine Vorausentwertung, bei denen aber bis heute nicht klar ist, wie diese gestempelt wurden. Handelt es sich um eine bisher nicht bekannte Maschine oder wurde hier mittels Software und Programmierung der Eindruck erweckt, das es eine klassische Absenderstempelung wäre. Gezeigt werden daher speziell einige Beispiele von Absenderstempelung mittels Tintenstrahldruck die noch viele Fragen aufwerfen und zeigen, daß hier noch viel Forschungsbedarf besteht.
Wenn ich mir aber so manche gelaufene Vorausentwertung betrachte, dann muss ich mich fragen, ob diese wirklich eine echte Maschine gesehen hat oder nicht mittels eines modernen Druckverfahrens oder einfacher Tintenstrahlköpfe in ähnlicher Form aufgedruckt oder gespritzt wurde (siehe Beispiele).
Außerdem ist nicht ganz klar, ob die Post im Rahmen der Zentralisierung der Absenderfreistempelmaschinen auch wirklich alle noch funktionsfähigen Absenderstempelmaschinendaten erfasst hat und kennt. Auch aus diesen Gründen dürfte eine Überarbeitung der vorhandenen Verfahren nur eine Frage der Zeit gewesen sein.
Die neue Tintenstrahlentwertung
Dieses neue Verfahren hat ein ganz anderes Aussehen als bisher. Es besteht aus der seit einiger Zeit bekannten Frankierwelle. Diese wird ja schon an vielen Stellen, wie beispielsweise der gedruckten Vorausentwertung von Infopost- und Infobrief-Plusbriefen benutzt. Ein anderer Bereich ist seit dem Spätsommer die Großbriefstempelung mittels Tintenstrahlentwertung, die von einem anfangs klassischen Aussehen im Herbst 2010 auf die Frankierwelle umgestellt wurde. Dort findet man unter der Frankierwelle das Posthorn und daneben in der oberen Zeile den Stempelbuchstaben z.B. "ma", das Datum und zum Schluss die Uhrzeit. In der zweiten Zeile steht der Ort (Briefzentrum xy).
Bei der neuen Absenderstempelung ist nun unter der Frankierwelle auch wieder das Posthorn zu finden. Die danneben befindlichen zwei Zeilen sehen aber im Vergleich zu einer Großbriefstempelung deutlich anders aus. In der oberen Zeile ist eine zehnstellige Kundennummer des Letterschops zu finden, der diese Marken entwertet hat. Die erste bisher bekannte Nummer lautet 1A00000401. Diese Nummer steht für den Letterschop Konrad Direktmarketing in der Nähe von Würzburg. In der zweiten Zeile steht die Produktbezeichnung, beispielsweise Infopost.
Ein Datum, eine Ortsangabe oder irgend eine andere Information ist nicht mehr vorhanden. Gleichzeitig mit der Entwertung der Briefmarke mittels Tintenstrahldruck kann auch die Empfängeradresse aufgespritzt werden, sofern es sich um eine Karte oder einen fensterlosen Umschlag handelt.
Bei einem Fensterumschlag wird nur die Marke entwertet. Es soll sich dabei um fluoreszierende Tinte handeln. Es gibt unbestätigte Aussagen, dass ein weiterer Letterschops in den Test einbezogen sein soll. Daten dazu liegen bisher leider noch nicht vor. Laut bisher vorliegenden Belegen hat der Test im Spätherbst 2010 begonnen. Wann er beendet ist und wie es dann weiter geht, ist derzeit auch noch nicht bekannt. Eine Anfrage bei der Deutschen Post AG dazu läuft.
Resümee
Achten Sie also auf diese Belege, die anfangs bestimmt nicht so häufig sein dürften. Wie sich dieser Versuch nun weiterentwickelt, wird die nahe Zukunft zeigen. Es laufen derzeit auch Anfragen bei den Frankiermaschinenherstellern ob überhaupt noch Absenderstempelmaschinen im klassischen Bereich ausgeliefert oder auf Anfrage alte Maschinen umgerüstet werden und - wenn ja - wie lange es hierfür Ersatzteile geben wird. Auch von dieser Seite dürfte ein mehr oder weniger schneller Tod dieser Maschinen bevorstehen. Es ist allerdings schwierig, dazu kompetente Ansprechpartner zu finden, da diese Art der Freimachung doch nicht sehr häufig ist, Sollten alle vorhandenen Absenderstempelmaschinen durch solche modernen digitalen Druckverfahren ersetzt werden, dürften vor allem zwei große "philatelistische" Kunden, die Häuser Sieger und Borek, nicht gerade begeistert von diesem reinen Frankerwellen-Stempel sein. Lassen wir uns überraschen, was die Zukunft hier bringt. Wer übrigens neue Belege dieser Art findet, wird gebeten diese dem Autor für Forschungszwecke als Scan oder Fotokopie zu melden - danke.
Hinweis - Arbeitsgemeinschaften
Mit dem Thema Absenderstempelung befasst sich die Arbeitgemeinschaft Vorausentwertung e.V., die auf diesem Gebiet kompetent weiterhelfen kann. Ansprechpartner ist Herr Heinz Kaußen, der auch bei der Erstellung des Artikels beratend zur Seite Stand. E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!