Das Inlandspäckchen seit 2002
(Vorabveröffentlichung aus der philatelie 531 - September 2021)
Zum Zeitpunkt der Einführung des Euro waren die zeitweilig vielfältigen Optionen, wie ein Inlandspäckchen verschickt werden konnte, schon einige Jahre vorbei. Es gab beispielsweise keine Möglichkeit mehr, ein Päckchen per Einschreiben oder Nachnahme oder Eilzustellung zu versenden. Bezüglich der Frankiermöglichkeiten gab es aber noch eine größere Vielfalt. Beispielsweise konnte man ein Pluspäckchen bis 20 Kilo verschicken. Bei Päckchen bis 2 Kilo gab es die Frankiermöglichkeiten Online-Päckchenaufkleber zu kaufen, Schalterlabel (Digitalmarke) oder Absenderfreistempel (Frankit) zu nutzen. Großkunden, die einen DV-Freimachungsvertrag abgeschlossen hatten, konnten so ihre Inlandspäckchen freimachen. Es gab aber auch die Möglichkeit, die Sendung mit Briefmarken freizumachen. Dazu wurden bei einer Portoänderung fast immer entsprechende neue Dauermarken in Rollen- oder Kleinbogenform verausgabt. Diese Freimachungsform wurde nun für viele Kunden überraschend zum 31. Dezember 2020 eingestellt. Aufgrund des Protestes vieler Kunden, wurde eine Kulanzfrist zum Aufbrauch der noch vorhandenen Briefmarken bis zum 31. Juni 2021 verkündet. Diese wurde zwar still und heimlich nochmals bis zum 31. Dezember 2021 verlängert, es bietet sich aber schon jetzt an, speziell die Zeit des Inlandspäckchens seit 2002 mit Briefmarkenfrankaturen abschließend zu betrachten.
Einführung
Zum Zeitpunkt der Euroeinführung kostete ein Inlandspäckchen bis 2 Kilo 7,20 DM beziehungsweise umgerechnet in Euro 3,68 Euro. Dieses Entgelt blieb noch 14 Monate bestehen.
Zum 1. März 2003 wurde das Päckchen auf 4,10 Euro erhöht. Nach einer weiteren Erhöhung auf 4,30 Euro zum 1. Januar 2005 wurde das Päckchen überraschender Weise zum 1. Juli 2006 wieder günstiger und sank auf 3,90 Euro. Dies war aber nicht das letzte Auf und ab in den folgenden Jahren. Nach einer erneuten Erhöhung zum 1. Januar 2010 auf 4,10 Euro wurde es zum 1. Januar 2015 noch verzwickter. Es gab zwar eine weitere Erhöhung auf 4,40 Euro, gleichzeitig wurde aber ein Päckchen bis 1 Kilo mit einem Entgelt von 3,95 Euro eingeführt.
Nach einem Jahr wurde erneut etwas an der Preisschraube gedreht. Während das ein Kilopäckchen um 5 Cent stieg, erhöhte sich das zwei Kilopäckchen auf 4,50 Euro. Zum 1. Juli 2018 wurde das ein Kilo Päckchen abgeschafft. Nun gab es zwar nur noch Päckchen bis zwei Kilo, aber in unterschiedlichen Formaten und damit verbundenen teils neuen Preisen. Zum 1. Januar 2020 wurde das größere Päckchen M sogar auf 4,79 Euro erhöht. Es gab erstmals keine neue Dauermarke mit dieser Portostufe. Aufgrund von Einsprüchen der Bundesnetzagentur mußte diese Teilerhöhung beim Päckchen M wieder zurückgenommen werden. Dies geschah zum 30. April 2021. Päckchen frankiert mit Briefmarken aus dieser Zeit dürften nicht sehr häufig zu finden sein.
In der ganzen Zeit wurde aber auch öfters an den zulässigen Formaten des zwei Kilopäckchens (Mindestformat und Höchstformat) mehr oder weniger deutliche Veränderungen vorgenommen. Das ein Kilopäckchen hatte bezüglich der Höchstmaße natürlich auch eine deutliche Beschränkung (30 x 30 x 15 Zentimeter).
Das Nachfolgeprodukt Päckchen S, zwar mit der Option zwei Kilo, aber geringeren Höchstmaßen (35 x 25 x 10 Zentimeter) hatte den Zweck verstärkt wieder Päckchen im Briefstrom, also über die Briefzentren, statt über die Paketzentren zu bearbeiten. Hintergrund ist hier die stetig sinkende Menge an Briefen und die stark wachsende Menge besonders auch an kleinteiligen Warensendungen sowie die sehr stark wachsende Menge an Onlinebestellungen von Waren über das Internet. Zwar wird zum einen die Sortierkapazität der Paketzentren deutlich ausgebaut, zum anderen werden nun möglichst viele bisherigen kleinteiligen Sendungen wieder in den Briefzentren bearbeitet. Dazu werden beispielsweise neue Mulitformatsorter eingesetzt.
Dies führt natürlich dazu, das die anfangs benutzten Leitcodeaufkleber zur Steuerung in den Paketzentren nicht mehr benötigt werden. Man kann daher heutigen Päckchen nur noch sehr selten ansehen, das sie tatsächlich echt gelaufen sind.
Ein weiteres Problem bei der Frankierung von Päckchen mit Briefmarken war, das es in den Paketzentren keine Entwertung von nicht gestempelten mit Briefmarken frankierten Päckchen gab. Weiter wurde hier auch nicht nach gefälschten oder wiederverwendeten Postwertzeichen gesucht. Dies führte dazu, das bei Ebay oft Päckchenaufkleber mit Briefmarken angeboten wurden, die sehr oft mit nicht gestempelten wiederverwendeten Briefmarken frankiert waren. Weiter wurden hier oft auch Marken verklebt, bei denen vorher chemisch die Tintenstrahlentwertung entfernt worden war. Dies Fakten dürften nun dazu geführt haben, die Frankierung mit Briefmarken bei Inlandspäckchen abzuschaffen, da dies kostenmäßig billiger ist, als die Sendungen ordentlich auf Stempelung und oder Echtheit zu kontrollieren.
Das Päckchen konnte nicht nur in quaderförmiger Form eingeliefert werden. Es gab auch die Option es als Rolle zu versenden. Dies war anfangs noch ohne Aufpreis möglich. Zum 1. Juli 2002 wurde hierfür aber ein Zusatzentgelt in Form einer Rollenservicemarke erforderlich.
Hintergrund dafür war, das die Rollen in den Paketzentren zu sicheren Sortierung entsprechenden Zusatzaufwand benötigten, damit diese während des Transports über die Sorter nicht von den Maschinen fielen. Diese Rollenservicemarken haben sich bis zum Ende (31. Dezember 2018) mehrmals im Design und Aussehen geändert. Sie sind auch im Michelkatalog erfasst. Päckchen mit Briefmarkenfrankatur und Rollenservicemarke dürften sehr selten von Sammlern aufgehoben worden sein und daher auch nicht leicht zu finden sein. Seit dem 1, Januar 2019 kann man zwar noch Päckchen per Rolle verschicken, aber man kann diese nicht mehr mit Briefmarken und der Rollenservicemarke frankieren, da die Option Rollenservicemarke nur noch online buchbar ist.
Spezielle Päckchenaufkleber
Im Rahmen der Trennung von Briefpost und Frachtpost mit der Einrichtung der Briefzentren und der Paketzentren wurde damals festgelegt, das sperrige Sendungen wie Büchersendungen, Warensendungen und Päckchen möglichst immer über den Paketstrom über die Paketzentren zu den Kunden befördert werden sollten. Da diese Sendungen bei Briefmarkenfrankaturen in der Regel keine Stichcodevermerke enthielten, war die maschinelle Bearbeitung in den Paketzentren nicht immer so einfach. Anfangs musste dazu im Paketzentrum erst ein Leitcodeaufkleber erzeugt und aufgeklebt werden. Der Leitcodeaufkleber enthielt die Zielpostleitzahl, die Straße und Hausnummer sowie das Produkt Päckchen mit dem Produktschlüssel 40.
Circa Anfang 2000 kam man dann auf die Idee, schon vorgefertigte Strichcodelabel speziell für Päckchen oder Warensendungen zu nutzen. Gleichzeitig wurde nun für die Päckchen kein Leitcode mehr benötigt. Dies beschleunigte die Bearbeitung der Päckchen.
Aufgrund der Namensänderung von „Deutsche Post – Euro Express“ in „Deutsche Post -World Net -Mail Express Logistics Finance“ änderte sich hier schrittweise auch das entsprechende Layout.
Zwar wurden Päckchen zum Zeitpunkt der Einführung des Euros, wie weiter oben schon erwähnt, nicht in einem Paketzentrum gestempelt, aber sie erhielten fast immer einen zusätzlichen Aufkleber. Damit konnte man indirekt feststellen, das der besagte Päckchenausschnitt echt gelaufen ist. Diese Zusatzaufkleber wurden schwerpunktmäßig nur in den Paketzentren eingesetzt.
Bezüglich der speziellen Päckchenaufkleber gab es anfangs einen 90 x 51 Millimeter großen Aufkleber, der rechts das Wort Päckchen und darunter ein „Stopschild“ enthielt. Auf der linken Seite war oben das Logo Deutsche Post und anfangs ergänzend der weitere Name „Euroexpress“, später der Name „Mail Express Logistics Finance“ zu finden. Darunter befand sich ein Strichcode bestehend aus einer Produktnummer links und rechts einer fortlaufenden Zählnummer sowie einer Prüfziffer.
Circa ab dem Jahr 2007 begann man nun diese nachgelagerte Bearbeitung schon in den Bereich der Annahme vorzuverlegen. Nun beginnt verstärkt die Zeit von neuen Päckchenlabeln vom jeweiligen Postamt mit entsprechender Ortsangabe. Begonnen hat dies mit einen sehr großen neuen Aufkleber mit den Massen 102 x 51 Millimeter. Hier befand sich links oben wieder das Logo „Deutsche Post – Posthorn - World Net“ und der ergänzende Name „Mail Express Logistics Finance“.
Darunter befand sich nun ergänzende die fünfstellige Postleitzahl und der Ortsname des Aufgabepostamtes. Rechts daneben stand von oben nach unten „Päckchen, Petit Paquet, Schmall Packet“ sowie daneben einem Verkehrsschild mit Ausrufezeichen. Es folgte ein 25-stelliger Strichcode inclusive Prüfziffer sowie darunter in Klarschrift der Strichcode. Dieser begann immer mit „JJ“.
Weiter gab es noch eine kleinere Version nur mit der Angabe „Päckchen“ eventuell für den inländischen Versand.
Da aber fast gleichzeitig eine erneute Namensänderung bei der Deutschen Post vorgenommen wurde, nun „Deutsche Post DL“, wurden hier natürlich auch neue passende Ortsaufkleber benötigt. Gleichzeitig wurde der Zusatzaufkleber handlicher (77 x 45 Millimeter). Hier befindet sich links oben der Schriftzug „Deutsche Post DHL“, darunter immer noch die fünfstellige Postleitzahl und der Aufgabeort. Rechts steht nun nur noch zweizeilig „Päckchen und Petit Paquet“ sowie das Verkehrsschild mit dem Ausrufezeichen. Der Strichcode ist nur noch 23 Zeichen inclusive Prüfziffer lang und beginnt mit „JJD“.
Mit der Aufspaltung des Inlandspäckchens in die Variante bis 2 kg und bis 1 kg zum 1. Januar 2015 wurden natürlich entsprechende neue Päckchenaufkleber benötigt. Das Format der Aufkleber änderte sich nicht, aber das Layout wurde deutlich im oberen Teil umgestaltet.
Links oben steht nun in einem roten Feld entweder „Päckchen bis 1 kg“ oder in einem schwarzen Feld „Päckchen bis 2 kg“, daneben stehen die entsprechenden Höchstmaße.
Eine weitere Änderung gab es mit der Produktumstellung auf das heutige Päckchen S und Päckchen M bis 2 Kilo.
Diese sollten nun verstärkt wieder über den Briefstrom, also über die Briefzentren befördert werden. Dazu wird kein Leitcodeaufkleber mehr benötigt. Man kann daher einem heutigen Päckchen S oder M nicht immer ansehen, ob es tatsächlich befördert wurde.
Frankaturen
Sammeln kann man Päckchen in der Regel als Päckchenausschnitte. Diese Ausschnitte sollten aber möglichst alle postalischen Spuren der Barbeitung sichtbar vorweisen. Gemeint sind damit beispielsweise die zusätzlichen Aufkleber wie Leitcodelabel oder Päckchenlabel. Daher sind diese Ausschnitte öfters auch deutlich größer als ein Standardbrief und es ergibt sich die ergänzende Frage der Aufbewahrung. Aufgrund der Form eines Päckchen sind die mit Briefmarken freigemachten Sendungen oft auch nicht besonders gut zu stempeln (beispielsweise nachgebender Inhalt oder Rollenform). Als Sammler konnte man sich aber behelfen, indem man einen fertig vorbereiteten Packapierausschnitt vor Aufgabe stempeln lies und dann im Postamt selbst noch auf der Schachtel ordentlich befestigte.
Zur Frankierung von Päckchen mit Briefmarken wurden bis auf wenige Ausnahmen in der Regel entsprechende passende Dauermarken verausgabt. Diese gab es in der Regel in Rollenform, aber auch als 10er-Kleinbogen. Bekannte Portostufen sind hier in der Reihenfolge der Nutzung 410, 430, 390, 410, 395, 440, 400, 450 und 379 Cent. Für die nur vier Monate währende Portophase mit 479 Cent vom 1. Januar 2020 bis zum 30. April 2020 wurde glücklicher Weise keine eigene neue Dauermarke herausgegeben. Es ist teils gar nicht so einfach, entsprechende vor allem passende Einzelfrankaturausschnitte von der einen oder anderen Päckchenperiode zu finden.
Erschwerend kommt oft noch dazu, das diese in der Regel oft nicht besonders gut wegen des nachgebenden Inhalts gestempelt werden konnten. Für manche überraschend kam nun die kurzfristige Ankündigung, das ab dem 1. Januar 2021 Päckchen nicht mehr mit Briefmarken frankiert werden dürften, wie dies auch schon in der Einleitung erwähnt wurde.
Welche weiteren Besonderheiten es teils bei den anderen Frankiermöglichkeiten gab und oder gibt, wird hier aus Platzgründen nicht näher betrachtet.
Resümee:
Die Versendungsform Päckchen ist ein sehr interessantes umfangreiches vielfältiges Sammelgebiet. Man kann sich ohne Probleme den einen oder anderen Teilbereich (beispielsweise nur die Frankierung mit Briefmarken oder Absenderfreistempeln) heraus picken und versuchen eine entsprechende Sammlung aufzubauen. Dies ist zwar nicht teuer, man kann solche Belege aber auch nicht einfach von der Stange bei Händlern kaufen.
Gefragt ist hier eher der Spürsinn, als großes Kapital. Besonders interessant für Heimatsammler ist dabei die spezielle Phase mit den Päckchenaufklebern mit Ortsangabe. Die wenigsten Heimatsammler dürften über so ein Päckchenausschnitt verfügen. Man muss also selbst auf die Jagd nach entsprechenden Belegen gehen. Wer sich mit diesem Sammelthema näher befassen will, findet dazu auch im Internet im Forum „philaseiten“ entsprechende Informationen und Gleichgesinnte. Hier findet man dann auch Tipps, wie kann man das denn überhaupt sammeln und aufheben oder wie sollte ein entsprechender Päckchenausschnitt aussehen.