„Premium“: Die neuen Briefzusatzleistungen
(erschienen im Briefmarkenspiegel 08 - 1997)
Ohne vorherige Ankündigung begann am 1. April 1997 ein Betriebsversuch „Premiumbrief“ (BMS 5/97, Seite 17) der sehr schnell auf ganz Deutschland ausgeweitet wurde. Wir sagen Ihnen, was sich bis zum offiziellen Start am 1. September 1997 schon alles geändert hat. Nur durch eine kurze allgemeine Information in der Märzausgabe der Mitarbeiterzeitung der Post wurden einige Sammler hellhörig. Dort wurde ein Versuch im Raum Hannover und später auch im Raum Bochum angekündigt, in dem ein neues Produkt, der Premiumbrief, getestet werden sollte. Geplant war das Projekt bereits vor zwei Jahren als sogenannter „Plusbrief“ mit Start zum 1. Juli 1996. Die endgültigen einzelnen Bezeichnungen der Post sind in diesem Artikel zu finden.
Gestartet wurde diese erste Stufe in acht Postämtern im Bereich Hannover (Hannover 112, 812, 913 und 919, Barsinghausen, Langenhagen, Nienburg und Wedemark). Später wurde bekannt, daß es darüber hinaus weitere Orte gab (Briefzentrum Hannover und Wennigsen). Wer zusätzliche Ort kennt, möge bitte eine Kopie an die Redaktion senden. Ab dem 14. April 1997 begann nach einem festgelegten Verfahren die immer schnellere Ausweitung des Versuchs auf ganz Deutschland. Beim Erscheinen dieses Artikels dürften bis auf wenige Ausnahmen alle Orte in Deutschland einbezogen sein. Daten zur stufenweisen Ausweitung sind vorhanden und können angefordert werden.
Die neuen Aufkleber
Der neue Einschreibzettel ist ein Aufkleber. Die Post nennt den Aufkleber Barcode-Label. Dieser Label besteht aus drei Hauptteilen, die teilweise noch einmal unterteilt sind in insgesamt sechs Bereiche. Der obere Abschnitt soll komplett auf den Brief geklebt werden. Der Auslieferungslabel wird beim Empfang abgezogen und auf eine neue Postsache geklebt.
Der mittlere Teil ist nur für postinterne Zwecke vorgesehen. Er kommt dann zum Einsatz, wenn es einen EPOS-Ausfall gibt oder wenn die Einlieferungsstelle kein EPOS (Postcomputer) hat. In diesem Fall wird der Barcodeauf eine Nachbuchungsliste aufgeklebt. Der untere Teil enthält die Identnummer. Sie wird für Rückscheine benötigt und für den „Handbetrieb“ ohne EPOS. Dieser Teil wird auf den Einlieferungsschein geklebt.
Die neuen Aufkleber enthalten keine Ortsangaben mehr, die Einschreibzettel sind daher ein abgeschlossenes Sammelgebiet. Seit dem 23. Juni gibt es bei einigen Postämtern eine modifzierte Version mit einem roten R vor dem Auslieferungslabel. Die jetzigen Aufklebervarianten sind aber nur eine Zwischenlösung. Ab dem 1. September 1997 gibt es die endgültige Version mit einer neuen Versendungsart, dem Einwurf-Einschreiben.
Die neuen Formulare
Damit alles über die Postcomputer verbucht und erfaßt werden kann, sind größere Einlieferungsscheine im Postkartenformat erforderlich (BMS 7/97, Seite 17). Sie werden in der Regel nur noch mit einem Computerausdruck versehen.
Über einen Handscanner wird die Nummer eingelesen (Ident-Code). Die letzte Zahl der Identnummer ist eine Prüfziffer, DE steht für Deutschland. Außer diesen Daten werden über den Rechner Einlieferungsort, Datum und Uhrzeit erfaßt. Der nötige Tagesstempelabschlag ist überflüssig, abgesehen vom Handbetrieb als einzige Ausnahme. Hier wird die Identnummer aufgeklebt und es muß noch ein Stempelabschlag erfolgen.
Die bisherigen Paginierstempel für Einschreiben und die Einlieferungsbücher gehören jetzt zur Postgeschichte, sie sind beim neuen Verfahren überflüssig. Daher gibt es erstmals neue große Sammeleinlieferungsscheine. Vom ersten Tag sind diese Formulare ausgesprochene Raritäten und Zufallsprodukte. Allerdings handelt es sich bei beiden Formularen lediglich um Übergangslösungen. Zum 1. September erscheint die endgültige Version.
Der Auslieferungsbeleg
Für die Auslieferung gibt es eine neue Postsache. Diese ersetzt die bisherigen roten internen Auslieferungsbelege. Auf der Rückseite dieses Auslieferungsbeleges müssen je nach Situation verschiedene Daten erfaßt werden.
Auf der rechten Seite können bis zu fünf Auslieferungslabel an den gleichen Empfänger aufgeklebt werden. Die Vorderseite dieser Postsache wird mit dem Tagesstempel versehen an das Beleglese-Center in Mannheim geschickt.
Dort werden alle eingelieferten und ausgelieferten Belege in einem zentralen Computer erfaßt. Nach drei Tagen können Sie das dortige Servicetelefon anrufen und nachfragen, ob Ihr Brief angekommen ist. Diese Regelung besteht aber nur für Inlandsbriefe. Wünschen Sie eine Bestätigung, erhalten Sie für zehn Mark eine Fotokopie der Rückseite der Postsache.
Sollte der Brief nicht angekommen sein, können Sie telefonisch auch einen Nachforschungsantrag in die Wege leiten. Dieser soll innerhalb von 14 Tagen abschließend bearbeitet werden. Die umständliche bisherige Nachforschung ist überflüssig. Das Nachforschungsentgelt für einen ordnungsgemäß zugestellten Brtief, eingezogen per Postsache, ist Vergangenheit. Diese Belege wurden sowieso sehr selten aufgehoben.
Neue Versendungsformen
Kommen wir nun zu den neuen und teilweise geänderten Bestimmungen einiger Zusatzleistungen. Das bisher bekannte Einschreiben heißt jetzt „Übergabe-Einschreiben“. Kombiniert werden kann es mit Rückschein oder „Eigenhändig“. Allerdings sind diese Postaufkleber jetzt überflüssig, da man nur ankreuzt.
Die Nachnahme als nachzuweisende Sendung ist neu. Sie muß jetzt am Schalter aufgeliefert werden. Daher ist die bisherige Form des Nachweises (Verkleben einer 80 Pfennig-Marke) auf einem Einlieferungsschein Postgeschichte. Die bisher sinnvolle Kombination Nachnahme – Einschreiben ist jetzt überflüssig und unzulässig.
Ganz neu ist die Kombination Nachnahme – Eigenhändig und/oder Rückschein. Der bundesweite Ersttag dieser Versendungsform war der 1. April 1997. Belege dieser Art vom ersten Tag dürften ausgesprochene Einzelstücke sein.
Nachnahmepostkarten sind noch zulässig. Werden diese in den Briefkasten eingeworfen, werden Sie klassisch behandelt (noch zulässig bis 31. August 1997), werden Sie am Schalter abgegeben, muß ein Aufkleber auf die Sendung. Diese exakten Bestimmungen waren am ersten Tag aber noch nicht überall verbreitet. Dies lag an der teils sehr kurzen und knappen Schulung.
Dadurch wurden einige Dinge sehr unterschiedlich interpetiert und ausgeführt. Es kam zu mehr oder weniger kuriosen Anwendungen. Diese Belege sind also keine Raritäten, sie sind originelle Interpretationen der dürftigen Schulung.
Während Inlandsbelege stets ohne Auslieferungslabel vorhanden sein müßten, ist es bei den bisher gesichteten Auslansbriefen vorhanden. Dieses Label soll später von ausländischen Postverwaltungen benutzt werden.
Übergangsbestimmungen
Für den Fall, daß ein Wertbrief per Nachnahme verschickt wird (zulässige Kombination), gilt das herkömmliche Verfahren. Dies gilt auch für Wertangabe und Eilzustellung. Einschreibepäckchen ins Ausland werden vorübergehend auch noch mit den klassischen Einschreibezettelaufklebern versehen, bis überall eine Erfassung bei der Übergabe ins Ausland erfolgen kann.
Ausnahmen
Bis auf wenige ausgewählte Großkunden, die das Verfahren bis zum 1. September 1997 schon als Selbstbucher testen, werden alle Selbstbucher noch die bekannten alten Einschreibzettel verwenden. Selbstbucher sollen 20 Pfennig je Brief Rabatt erhalten. In welcher Form dies vergütet wird, ist noch unbekannt. Weitere zehn Pfennig Rabatt gibt es für Großkunden, die ihre Zettel selbst herstellen.
Eine weitere Ausnahme ist das neue Produkt „Einwurf-Einschreiben“, das allen Zustellern schon als Postsache „Einwurf-Einschreiben“ Anfang Juni als Information zugegangen ist.
Einige ausgewählte Großkunden sollen dieses Verfahren schon vor dem 1. Septbember 1997 testen können. Details dazu wurden von der Post aber noch nicht genannt. Eine Kombination mit Rückschein oder Eigenhändig ist unzulässig. Das Porto wird nur drei Mark betragen.
Zweite Stufe
Im Rahmen dieser Änderungen sollen auch die Eilzustellung und der Wertbrief wesentliche Modifikationen erfahren. Diese Dienstleistungen sollen zum 1. Januar 1998 zur Post-Tocher EMS ausgegliedert werden. Schon jetzt werden fast überall bei Eilbriefen auf der Rückseite große EMS Strichcode-Aufkleber angebracht.