Pilotversuch "TrackNow"-Label der Deutschen Post AG
(Vorabveröffentlichung - erscheint in philatelie 459 - September 2015)
Am 22. Juli 2015 erhielt ich von einem Mitglied der Arge Briefpostautomation e.V. einen Link zur eFiliale der deutsche Post AG. Unter der Rubrik „Brief – Weitere Versendungsformen – Einschreiben und Nachnahme“ wird dort das Produkt „TrackNow – Sendungsverfolgung“ als selbstklebendes Label im 10er Block für 9,90 Euro angeboten. Die weiteren Infos geben zwar erste Hinweise zum neuen Produkt, aber es gibt keine Abbildung des Labels. Eine Bestellung erbrachte weitere interessante Erkenntnisse. Eine Presseanfrage ergab, daß hier ein neues Produkt getestet wird. Dieses soll mit dem aktuellen Informationsstand Ende Juli 2015 nun vorgestellt werden.
Nachträgliche Ergänzung: Zum 1. Dezember 2015 hat die Deutsche Post für Sendungen in das Ausland Funketiketten (RFID-Chips) in ihr Dienstleistungsangebot aufgenommen - weitere Details dazu finden Sie in dem entsprechenden Artikel, wenn Sie diesem Link folgen !
Einführung
Technisch ist die Sendungsverfolgung aufgrund der heutigen sehr leistungsfähigen Computer und Software schon lange kein Problem mehr. Speziell im Paketbereich bietet sie schon bisher sehr nützliche Dienste an. Beispielsweise kann man bei der Sendungsverfolgung eines Paketes systematisch sehen, von wo nach wo sich das Paket bewegt hat oder wo es eventuell noch liegt. Erste Daten gibt es manchmal schon, wenn der Onlineversandhändler sein Paket frankiert und oder die Daten an die Deutsche Post AG übermittelt. Weitere Daten folgen vom Start-Paketzentrum, dem Zielpaketzentrum, der Verladung im Zustellstützpunkt in das Auto des Paketzustellers und natürlich der letzte Datensatz über die erfolgreiche Zustellung des Paketes.
Im Briefbereich ist dies prinzipiell auch schon lange möglich, wie vor einigen Jahren eine Demonstration der Firma Pitney Bowes auf einer Postexpo-Messe gezeigt hat. Die Sortiermaschinen können schon sehr lange - selbst bei einem Durchsatz von circa 40.000 Sendungen je Stunde - die entsprechenden Strichcodes und oder Matrixcodes auswerten und erfassen. Die Speicherung der passenden Datensätze ist kein Problem. Mit der richtigen Software kann man heute also ohne Probleme eine Sendungsverfolgung durchführen.
Im Briefbereich gibt es prinzipiell folgende Scanevents. Falls die Einlieferung am Schalter erfolgen sollte, wäre dies der erste Datensatz. Spätestens im Abgangsbriefzentrum wird der nächste Datensatz erfasst, weiter erfolgt eine Erfassung im Eingangsbriefzentrum. Die Gangfolgesortiermaschine liefert in der Regel keine neuen Daten. Aber im Zustellstützpunkt kann die Sendung vom Briefträger mittels der Scandruckstation erneut erfasst werden. Dies passiert derzeit bei nachzuweisenden Sendungen wie Einschreiben und Nachnahme.
Beim Erfassen wurde anfangs ein Beleg in Form einer Postsache ausgedruckt, der zum Beleglesecenter nach Mannheim geschickt wurde und dort erneut gesannt und erfasst wurde. Das ganze ist nicht nur bei Strichcodelabeln möglich, sondern auch bei allen Frankaturformen mit Postmatrixcode wie beispielsweise Frankit oder der Internetmarke. Die entsprechende Technik ist also schon lange bei der Deutschen Post AG vorhanden, sie müsste nur durch einige Programmänderungen etwas angepasst und optimiert werden, um vergleichbare Daten wie bei der Paketzustellung zu liefern.
Leider liefert die Abfrage im Briefbereich für den Postkunden derzeit nur den aktuell letzten Datensatz als Information an. Die Spuren des Briefes davor werden, obwohl vorhanden, nicht mehr angezeigt. Dies kann der Kunde nur dadurch umgehen, das er mehrmals anfragt und die entsprechende Meldung selbst erfasst oder ausdruckt und archiviert. Wesentlich besser wäre es aus Sicht des Autors hier die vorhandenen Datensätze genauso anzuzeigen und darzustellen wie dies schon lange im Paketbereich üblich ist.
Der Pilotversuch
Es folgt nun die Beschreibung der aktuellen Praxis des Pilotversuches. Die Internetseite der eFiliale liefert erste Informationen.
Nachträgliche Ergänzung mit Stand 17. August 2015: Wie eine Kontrolle des Angebots der eFiliale vom 17. August 2015 ergeben hat, ist das TrackNow-Label nicht mehr im Verkauf und die vorher angeblich wegen Lieferproblemen nicht lieferbaren normalen Einwurf-Einschreibelabel im 10er und 50er Pack sind wieder lieferbar. Damit ist die erste Pilotphase abgeschlossen.
Nachträgliche Ergänzung - Teil 2: Eingeführt wurde dieses hier verwendete Label (von der Post als Einschreibenmarke bezeichnet) erstmals ab Juli 2013 ohne Vorankündigung und auch hier erfolgte der Verkauf über die eFiliale - weitere Infos zur damaligen Einführung finden Sie, wenn Sie diesem Link zum Artikel "Neue Varianten der Einschreibenmarke - philatelie 436 - Oktober 2013" folgen.
Gedacht ist das Sendungsverfolgungslabel vermutlich vor allem für den Internethandel für Briefe und Waren. Geboten wird laut Postaussage, das der Kunde über jeden Schritt innerhalb Deutschlands informiert wird. In der Praxis wird aber nur der letzte erfasste Datensatz angezeigt. Betont wird die finale Auslieferungsbestätigung durch den Zusteller. Die „Marke“ (das TrackNow-Label) soll zusätzlich zum Porto neben der Anschrift aufgeklebt werden. Die Sendung kann dann in den Briefkasten oder alternativ in der nächsten Postfiliale abgegeben werden. Den aktuellen Status der Sendung kann man über www.deutschepost.de/briefstatus abfragen. Eine Abbildung des Sendungslabels ist in der eFiliale nicht zu sehen. Zehn Label kosten 9,90 Euro, also kostet eine Sendungsverfolgung 99 Cent.
Nach der erfolgten Bestellung kam die erste Überraschung. Etwas anders als optisch in der eFiliale gezeigt bekam man ein ansprechendes aufklappbares „Heft“, das auf der Vorderseite das neue Produkt kurz vorstellt und auf der Rückseite die Vorteile in Kurzform hervorhebt. Weiter sind auf der Rückseite natürlich die entsprechende EAN-Nummer und der passende Strichcode vorhanden. Als Datenstand wird 05/2015 vermerkt. Erstmals angeboten worden sein dürfte dieses Produkt aber vermutlich erstmals Anfang Juli 2015. Der Datenstand gibt vermutlich den Stand der Entscheidung für dieses Produkt an.
Klappt man nun dieses „Heft“ auf, folgte die zweite Überraschung. Auf der rechten Seite sieht man ein schon bekanntes Einwurf-Einschreiben-Label, das sich von den bisherigen Labeln nicht unterscheidet. Links wird kurz erläutert, wie das „TrackNow-Label“ funktioniert.
Erwartet hatte der Autor ein neues Label mit entsprechender Produktbezeichnung. In diesem Fall hätte man aber vorher eine große Informationskampagne starten müssen, um dieses neue Produkt vorzustellen und auch richtig einzuführen. Der Vorteil der derzeit im Pilotversuch gewählten Variante, einfach das bekannte Einwurf-Einschreibelabel zu verwenden, ist, dass man bisher schon funktionierende Prozesse benutzen kann und kein sonstiger großer Aufwand der Vorbereitung nötig war. Nur der Postcomputer muß wissen, das diese Label versicherungstechnisch nicht relevant werden können. Denn eine Versicherung wie beim weiter gültigen Einwurf-Einschreiben in derzeitiger Höhe von 20,00 Euro gibt es hier natürlich nicht.
Die Presseanfrage bei der Deutschen Post hat zusätzlich ergeben, das man wie heute oft bei Pilotversuchen üblich keine großen Infos abgeben will. Allerdings gab es die Aussage, dies erst einmal sechs Wochen zu testen, da das Produkt offiziell noch gar nicht eingeführt ist. Außerdem sollen mögliche Vermarktungsansätze geprüft werden. Zudem wird die Akzeptanz des Marktes überprüft. Nach Ablauf der sechs Wochen soll alles ausgewertet werden, ob das „TrackNow“ ein neues Standardprodukt werden könnte. Mit Erscheinen des Artikels wird also die erste Phase schon beendet sein und die Auswertung ist im Gange.
Postalische Spuren
Dem Brief selbst kann man erst einmal nicht direkt ansehen, ob es sich hier um ein bisheriges Einwurf-Einschreiben mit Versicherung gehandelt hat oder ob es nur ein „TrackNow-Label“ ist. Dies ist derzeit indirekt nur über den entsprechenden bekannten Nummernkreis feststellbar. Also alle Einwurf-Einschreiben mit beginnender Nummer RM600x..... sind reine „TrackNow-Label“.
Beim abgebildeten Brief mit der Zuschlagsmarke für den Sport 2015 ist gleichzeitig eine weitere Neuerung zu sehen. Seit dem 1. August 2014 wird bei allen neu erschienenen Zuschlagsmarken am schmalen Bogenrand rechts und links je zweimal den EAN-Code aufgedruckt. Der EAN-Code (European Articel Number) ist ein 13-stelliger maschinenlesbarer Barcode, der für Deutschland immer mit einer Zahl 4 anfängt. Dieser EAN-Code dient seit der Jugendmarke 2014 als Verkaufsstrichcode und ist gleichzeitig für die Bestandsverwaltung im Einsatz. Aus diesem Grunde wurden die bisherigen Zuschlagsmarken ohne diesen Strichcode zum 31. Juli 2014 vorzeitig aus der Verkauf zurück gezogen.
Ergänzende Anmerkung: Man kann an diesen drei Ausschnitten ganz gut sehen, daß jede Marke vom selben Satz einen anderen EAN-Code besitzt.
Am Schalter wird nun dieser EAN-Code zum Verkaufen gescannt, daher muß die letzte Marke die verkauft wird mindestens noch so einen Strichcode enthalten, sonst kann diese nicht mehr abgegeben werden. In anderen Ländern ist dieser Strichcode schon lange auf den Bogenrändern zu sehen. Bei den normalen Briefmarken dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis der Bogenrand diesen EAN-Code enthalten dürfte.
Die Briefmarkentafel für die Schalter enthält übrigens auch nur den Strichcode für die Zuschlagsmarken, die dort allerdings als „Plusmarken“ bezeichnet werden. Woher diese Wortschöpfung kommt, entzieht sich der Kenntnis des Autors.
Ausdrücklich wird bei diesen Tafeln auf der Rückseite darauf hingewiesen, das der entsprechende EAN-Code bei den sogenannten „Plusmarken“ (gemeint sind natürlich die Zuschlagsmarken) zum Verkauf gescannt werden muß.
Resümee
Bei diesem Pilotversuch handelt es sich nach Meinung des Autors um einen sehr interessanten Ansatz für den Onlineversandhandel. Technisch müsste bezüglich der Label selbst nicht viel geändert werden, selbst eine Integration in bestehende Freimachungsformen wie beispielsweise Frankit oder der Internetmarke sind technisch kein Problem. Allerdings sollte, wie bei der Einführung schon erläutert nicht nur das letzte Erfasssungsevent angezeigt werden, sondern - wie es im Paketbereich schon lange Standard ist - alle erfassten Zwischenspuren. Sollte dies der Fall sein, ist dies nicht nur für den Onlineversandhandel sondern auch für "Ottonormalverbraucher", der gelegentlich mal was bei ebay verkauft oder kauft eine interessante Option. Das bisherige Aussehen dürfte sich vermutlich noch ändern, daher sollte dieser Versuch aufmerksam von Postgeschichtlern begleitet werden, um die möglichen Änderungen für die Zukunft festzuhalten. Die Arge R + V-Zettel e.V. wird diesen Versuch auf alle Fälle weiter verfolgen und dokumentieren. Wer sich übrigens generell für Einschreiblabel interessiert findet bei dieser Arge regelmäßig in entsprechenden Rundbriefen ausführliche Infos. Diese werden seit Ende letzten Jahres komplett in Farbe gedruckt. Ansprechpartner finden Sie auf der Internetseite unter www.arge-r-v-zettel.de