Der EAN-Code auf nassklebenden Briefmarken
(Vorabveröffentlichung - erscheint in philatelie 479 - Mai 2017)
Ab der Herausgabe der Jugendmarken 2014 zum 7. August 2014 wurde bei allen Zuschlagmarken links und rechts am Bogenrand ein EAN-Code (European Article Nummer = EAN) aufgedruckt. Auf der Homepage der Arge Briefpostautomation e.V. lautete daher die Prognose des Autors, das es nur eine Frage von Monaten sei, bis diese Kennzeichnung auch auf allen anderen Briefmarkenrändern erscheinen würde.
Allerdings dauerte es dann doch noch bis Ende 2016, bis die Deutsche Post auf Seite 15 in der Info „Stempel & Informationen“ unter Punkt 6 „Weitere Informationen“ so nebenbei ankündigte, das alle nassklebenden Sondermarken und Dauermarken nun schrittweise mit einem EAN-Code versehen werden.
Besonders interessant war dabei die Aussage, das auch die nassklebenden Rollenmarken einen entsprechenden EAN-Code erhalten sollten. Diese schrittweise Einführung soll bis zum Ausgabetag Juli 2017 endgültig abgeschlossen sein. Ab diesem Zeitpunkt wird es nur noch nassklebende Marken geben, bei denen auch an entsprechender Stelle ein EAN-Code vorhanden ist. Da nun Anfang März die ersten Rollenmarken und Bogenmarken der Dauerserie Blumen mit EAN-Code erschienen sind, bietet es sich an eine erste Zwischenbilanz zu ziehen.
Der EAN-Code
Bevor es um die Briefmarken selbst geht, sind erst einmal einige Grundlagen zum Aufbau und Hintergrund dieses EAN-Codes nötig. Der EAN-Code wurde 1977 von zwölf Staaten (darunter alle EG-Staaten) eingeführt. Zwischenzeitlich haben sich weitere Länder dieser Übereinkunft angeschlossen, unter anderen nahezu alle westeuropäischen Länder, USA, Kanada, Australien und Japan. Zum 1. Januar 2005 wurde der Code etwas erweitert auf nun 14 mögliche Stellen und der Name hat sich geändert. Heute wird der Code abgekürzt auch als GTIN-Code bezeichnet. GTIN steht hier für Global Trade Item Nummer. Der 13-stellige EAN-Code wird daher auch abgekürzt GTIN-13 bezeichnet, soweit einige geschichtliche Fakten von Wikipedia. Der EAN-Code besteht in der Regel aus 13 Ziffern, vereinzelt gibt es aber auch eine kurze Version aus acht Ziffern. Bezüglich des EAN-13 ist der Aufbau wie folgt, die ersten beiden Stellen kennzeichnen das Herstellerland (40 steht hier für Deutschland). Die nächsten fünf Stellen kennzeichnen den Hersteller des Produktes (bei Briefmarken die Deutsche Post „50357“). Die nächsten fünf Stellen bilden die individuelle Artikelnummer der Deutschen Post und klassifizieren das Produkt des Herstellers. Dieser Teil der Nummer wird vom Hersteller selbst vergeben. Die abschließende dreizehnte Stelle des Codes ist die Prüfziffer, welche durch Berechnung ermittelt wird.
Als einer der Gründe für eine Verwendung des EAN-Codes wird die Zeiteinsparung und erhöhte Sicherheit durch Vermeidung von Tippfehlern beim Kassiervorgang angegeben. Am Anfang, in der Mitte und am Ende des EAN-Codes befinden sich jeweils zwei Doppelstriche, die als Randzeichen (außen) und innen als Trennzeichen zwischen der Ländernummer und Firmennummer vorne und hinten dienen. Dies hilft dem Scanner beim Lesen der Barcodes und sichert eine saubere Erkennung der zu lesenden Daten bis zu einem Winkel von circa 45 Grad. Weitere Informationen zu dem EAN-Code findet man im Internet, beispielsweise bei Wikipedia.
Einführung bei den Zuschlagsmarken
Bei anderen Ländern und Privatpostanstalten gab es schon viel früher am Bogenrand entsprechende Stellen, wo der EAN-Code zu finden ist. Bei philaseiten wird beispielsweise eine Marke aus dem Jahr 2007 von Österreich mit anhängenden EAN-Code auf dem Rand gezeigt. Die Einführung des EAN-Codes bei Deutschen Briefmarken für nassklebende Zuschlagsmarken dauerte dann aber bis zum 7. August 2014.
Angekündigt wurde dies nicht, es gab allerdings eine Anweisung, dass alle bisherigen Zuschlagsmarken, die Ende Juli 2014 noch an den Schaltern vorrätig waren, zum 1. August 2014 aus dem Verkauf genommen werden mussten. Diese wurden zurück geschickt und vermutlich vernichtet. Zum Ausgabetag der Jugendmarken am 7. August 2014 tauchten die ersten drei Motive mit geänderter Randbedruckung mit EAN-Code auf.
Der Strichcode wurde jeweils auf den beiden kurzen Seiten der Bogenränder angebracht (je zwei EAN-Codes). Beim Verkauf sollte man die Marken so abgeben, dass entweder der linke oder der rechte EAN-Code zum Schluss noch vorhanden und scanbar war.
Sicherheitshalber wurde aber auf den aktuellen Briefmarkentafeln für die Schalter außer der Vorhaltepflicht der jeweilige EAN-Code der aktuell vorrätigen Zuschlagsmarken gedruckt.
Die Einführung bei den Zuschlagsmarken dürfte vor allen erfolgt sein, um sauber und richtig abzurechnen. Nicht jeder Mitarbeiter an einem Postschalter dürfte genau gewusst haben, dass er hier außer dem Porto auch noch den Zuschlag kassieren musste. Der Versuch bezüglich der Einführung des EAN-Codes auf den Bogenrändern für Zuschlagsmarken war erfolgreich. Allerdings dauerte es doch noch über zwei Jahre bis die internen Planungen für eine Umsetzung bei allen nassklebenden Briefmarken abgeschlossen waren. Besonders interessant ist, dass man hier nicht nur die nassklebenden Bogenmarken einbezogen hat, sondern auch alle nassklebenden Rollenmarken (egal ob Sondermarke oder Dauermarke). Deutschland dürfte hier nach bisherigen Kenntnisstand des Autors, das erste Land sein, dass diesen EAN-Code auch bei Rollenmarken eingeführt hat. Dabei kommt es nun aber zu einigen neuen Besonderheiten, auf die im folgenden Abschnitt näher eingegangen wird.
Rollenmarken mit EAN-Code
Zum 2. Januar 2017 wurde die ersten Rollenmarken mit EAN-Code über die Versandstelle verkauft. Es handelte sich dabei um drei verschiedene Motive, neu war die Sondermarke zu 260 Cent mit dem Thema „Die Bibel in der Übersetzung Martin Luthers“, sowie zwei Nachauflagen der Marke 85 Cent Bayerischer Wald und 145 Cent Otto Lilienthal. Allen diesen nassklebenden Sondermarken aus der Rolle gemeinsam ist, dass diese nun jeweils nach der vierten Marke ein mehr oder weniger großes EAN-Feld als Zwischenfeld erhalten. Auf diesem befindet sich der entsprechende EAN-Code.
Bei der 85 Cent Marke hat das Zwischenfeld sogar die gleiche Größe wie die Marke selbst, bei den anderen beiden ist es ein schmaler Streifen. Bei der Neuausgabe 70 Cent mit dem Motiv „G20-Präsidentschaft“ (Ersttag 1. März 2017) ist das Feld für den Strichcode circa 2/3 der Markenhöhe. Die unterschiedlichen Größen der Zwischenfelder für den EAN-Code hängen vermutlich mit der Produktion der Marken zusammen. Eine Anfrage bei der Deutschen Post bezüglich der Entscheidung, wo der EAN-Code bei Rollenmarken plaziert wird und welche Überlegungen dabei eine Rolle spielten, läuft noch. Zum Redaktionsschluss war leider noch keine Antwort eingegangen. Diese wird aber nach Ankunft nachgereicht werden.
Bedingt dadurch, das dass EAN-Feld nach jeder vierten Marke erscheint, wurde auch die Nummerierung geändert und jede vierte Marke enthält nun eine Nummer. Verkauft werden daher nun Viererstreifen zumindest bei den nassklebenden Sondermarken von der Rolle. Bezüglich der nassklebenden Sondermarken Bayerischer Wald und Otto Lilienthal aus der Erstauflage, gibt es aber auch noch die alte Variante in Form von fünfer-Streifen ohne EAN-Feld. Bei den Rollenmarken der Dauerserie ist das neu eingeführte zusätzliche EAN-Feld allerdings weiterhin nach jeder fünften Marke zu finden. Auch dazu läuft bei der Deutschen Post eine Anfrage, aufgrund welcher Überlegungen und Fakten man sich bei den Dauermarken für diese Art entschieden hat.
Zum Ausgabedatum 1. März 2017 wurden offiziell nur zwei Marken als Nachauflage angekündigt, die 70 Cent und die 100 Cent Blumen, nun mit EAN-Code nach jeder fünften Marke. Gleichzeitig wurde auch noch die 85 Cent Blumen hergestellt und zum selben Zeitpunkt 1. März 2017 verkauft, angekündigt war diese aber nicht. Bezüglich der Nachauflage 70 Cent Rolle wurden sowohl die 200er Rollen als auch die 500er Rollen nachgedruckt. Beide sind seit dem 1. März 2017 mit EAN-Feld nach jeder fünften Marke erhältlich. Interessant ist dabei, das man anhand des EAN-Feldes nun Rückschlüsse auf die Rollengröße ziehen kann. Denn Rollenmarken aus der 200er Rolle und solche aus der 500er Rolle besitzen eine andere EAN-Nummer.
Die Nachauflage Zehnerbogen Blumen 70 Cent und 100 Cent waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht angekündigt, diese sollten normalerweis erst ab dem Ausgabetag April 2017 erscheinen. Ausgeliefert wurden alle diese Marken aber, wenn rechtzeitig bestellt wurde, wie üblich einige Tage vor dem 1. März 2017 von der Versandstelle.
Ob eine der genannten Marken gleichzeitig schon irgendwo an einem Postschalter erhältlich war, darf bezweifelt werden, den grundsätzlich werden Postämter nur bei Neubestellungen oder Neuausgaben rechtzeitig beliefert. Nachauflagen folgen dann irgendwann einmal auch, wenn eine Ersatzbestellung vorliegt und die Altbestände verbraucht sind.
Bezüglich der Blumendauerserie ist dieses Jahr ein größerer Motivwechsel angekündigt worden, schrittweise beginnend ab 13. April 2017 sollen die Werte 5 Cent, 45 Cent, 90 Cent, 10 Cent, 20 Cent und 145 Cent bis zum 10. August durch neue Motive ersetzt werden. Es dürfte daher außer den vorhin genannten Nachauflagen eventuell keine weiteren Überraschungen diese Art geben.
Nachträgliche Ergänzung: Nach Fertigstellung des Artikels hat sich doch noch herausgestellt, daß bezüglich der Blumenmotive nit höheren Wertstufen, statt eines Motivwechsels entsprechende Nachauflagen erscheinen werden. Diese sind daher natürlich anhand dieser EAN-Felder unterscheidbar.
Laut vorliegenden Infos sollen ab dem Ausgabetag Juli 2017 auch die normalen nassklebenden Zehnerbogen Sondermarken mit EAN-Zudruck am Rand erscheinen. Ob dies so bleibt oder ob sich der angekündigte Plan doch noch mal ändert, wird die nahe Zukunft zeigen.
Bedingt durch die geänderte Herstellung der Rollenmarken, speziell aber auch bei den nun eindeutig erkennbaren Nachauflagen, gab es hierzu auch eine Anfrage bei Michel, wie diese Besonderheiten klassifiziert beziehungsweise katalogisiert werden sollen. Frau Melanie Baumann vom Schwaneberger Verlag hat mitgeteilt, das es bezüglich der Nachauflagen eine Fußnote geben wird, das hier nun entsprechende Marken mit anhängenden EAN-Feld erschienen sind. Im Deutschlandkatalog (Standard) sollen die jeweiligen EAN-Streifen gelistet werden, also vierer-Streifen bei den Sondermarken, fünfer Streifen bei den Dauermarken (Blumen). Im Deutschland Spezial werden außer den eben erwähnten Streifen noch die entsprechenden Zusammendrucke in folgender Form gelistet werden (Marke/Zwischenfeld (EAN-Feld), Zwischenfeld (EAN-Feld)/Marke und die Kombination Marke, Zwischenfeld (EAN-Feld), Marke.
Resümee
Aus Platzgründen kann hier leider nicht auf alle Teilaspekte wie beispielsweise das entsprechende geänderte Verpackungsmaterial detailierter eingegangen werden. Teilweise sind manche Hintergrundfakten auch noch nicht bekannt, da sich entsprechende Presseanfragen der Post doch stärker verzögert haben und nicht mehr rechtzeitig vor Redaktionsschluss eingetroffen sind. Fest steht auf alle Fälle, das man Rollenmarken nun anders sammeln kann. Man benötigt ke
ine Elferstreifen mehr, um die Rollengröße zu dokumentieren, eine Marke mit Nummer und passenden EAN-Code reicht aus Sicht des Autors aus, denn die EAN-Nummer verrät gleichzeitig auch die entsprechende Rollengröße. Das Anbringen der rückseitigen Zählnummern ist aus Sicht des Autors auf Dauer überflüssig, da über den EAN-Code und die Kasensoftware jederzeit genau festgestellbar ist, welcher Bestand von welcher Marke mit welchen Motiv noch in welcher Stückzahl vorhanden ist.
Marken mit anhängenden EAN-Feld auf Belegen sind bis heute nicht alltäglich. Speziell für die Sammler der Dauerserie Blumen aber auch der anderen Sondermarken gab es anfangs nach derzeitigen Kenntnisstand nur die Option diese Varianten über die Versandstelle zu beziehen. Da nicht alle Varianten rechtzeitig kommuniziert wurden, hatten die wenigsten alle möglichen Varianten vor dem Erstausgabetag für mögliche Ersttagsbelege vorliegen. Dies trifft speziell die Variante 85 Cent Blumen Nachauflage mit EAN-Code von der Rolle beziehungsweise von den Bogen 70 Cent und 100 Cent Blumen mit EAN-Code als Nachauflage, soweit eine erste Zusammenfassung zu diesem Thema.