Der Datamatrixcode auf Briefmarken

 

(Coautor - Bernd Hanke)

 

(Vorabveröffentlichung - erscheint in philatelie 535 - Januar 2022)

 

In der philatelie 514 – April 2020 wurde im Rahmen der Digitalisierungsoffensive der Deutschen Post erstmals unter dem Schlagwort „Sendung verfolgen“ darüber berichtet, dass die Briefmarken mit einem Datamatrixcode (DMC) versehen werden sollen. Anfang Januar 2021 wurden dann weitere Details bekannt. Die erste Marke mit DMC (Digitaler Wandel) erschien dann am 4. Februar 2021 (philatelie 526 – April 2021), weitere Ausgaben folgten.

Eine der ersten Briefmarken mit Datamatrixcode, hier das Motiv „Die Maus wird 50“
Eine der ersten Briefmarken mit Datamatrixcode, hier das Motiv „Die Maus wird 50“

Der Matrixcode ist über eine App (ein spezielles Softwareprogramm für Handys) auslesbar. Enthalten sind in dem Matrixcode viele verschiedene Informationen, wie beispielsweise die Art des Produkts (nassklebend, selbstklebend, Bogen, Rolle) oder die Druckerei. Daher bietet es sich an, diesen Matrixcode genauer zu betrachten und hier vorzustellen. Mit ergänzenden vorgestellten Informationen und Hilfsmitteln lassen sich auch ohne Handy wichtige Teilinformationen für Jedermann entschlüsseln und auslesen. Dies wird im zweiten Teil des Artikels auch speziell an der Information über die entsprechende Druckerei und die verschiedenen Produktionsarten ausführlich erläutert.

 

Aufbau und Inhalt des Datamatrixcodes

 

Der Datamatrixcode wird umrandet von durchgehenden und gestrichelten Linien. Die durchgehenden Linien auf der linken und unteren Seite definieren die Lage und die Größe des Codes. Sie dienen dem Auffinden und werden deshalb auch „Finder Pattern“ genannt. Die gestrichelten Linien im oberen und rechten Bereich werden zur Bestimmung der Datendichte und Symbolgröße verwendet.

 

Der Datenbereich selbst ist um diese Punkte kleiner und hat eine Große von 14 x 44 Modulen. Für die Daten stehen 49 Code-Wörter (Felder Nummer 1 – 49) zur Verfügung. Weitere 28 Felder (Nummer 50 – 77 in der Abbildung nur grau eingefärbt) sind für die Fehlerkorrektur vorgesehen.

Der Datamatrixcode, speziell eingefärbt, um die einzelnen Code-Wort-Felder deutlicher zu zeigen. Die fortlaufende Nummerierung zeigt auch die meanderförmige Struktur an. Wichtig ist hier später das Code-Wort-Feld 18 (roter Pfeil), in dem die Daten für die jeweilige Druckerei hinterlegt sind und das Code-Wort-Feld 19 (blauer Pfeil), in dem die Ausgabeform (Produktionsarten) hinterlegt ist. Die Felder für die Fehlerkorrektur sind grau.
Der Datamatrixcode, speziell eingefärbt, um die einzelnen Code-Wort-Felder deutlicher zu zeigen. Die fortlaufende Nummerierung zeigt auch die meanderförmige Struktur an. Wichtig ist hier später das Code-Wort-Feld 18 (roter Pfeil), in dem die Daten für die jeweilige Druckerei hinterlegt sind und das Code-Wort-Feld 19 (blauer Pfeil), in dem die Ausgabeform (Produktionsarten) hinterlegt ist. Die Felder für die Fehlerkorrektur sind grau.

Die Nummerierung der Code-Wörter beginnt in der linken oberen Ecke des Datamatrixcodes mit dem Feld Nummer 2. Die angrenzenden Felder Nummer 1 und 3 werden nur teilweise dargestellt und später am rechten beziehungsweise unteren Rand fortgesetzt. Die Zählrichtung der Felder verläuft diagonal auf und absteigend. Diese Anordnung der einzelnen Code-Wörter ist für das Verschlüsseln und Lesen der Informationen wichtig.

 

Ein Code-Wort entspricht der Abbildung von einem Daten-Byte. Der rechteckige Aufbau gilt als „Ideal“ und wird in 8 einzelne Bits unterteilt. Die Nummerierung beginnt wieder in der linken oberen Ecke.

In dieser Grafik wird speziell das Feld 2 näher vorgestellt. Je nach abgespeicherter Information, befindet sich an einer oder mehren oder allen Stellen (hier als 2.1 bis 2.8 durchnummeriert) ein schwarzer Punkt
In dieser Grafik wird speziell das Feld 2 näher vorgestellt. Je nach abgespeicherter Information, befindet sich an einer oder mehren oder allen Stellen (hier als 2.1 bis 2.8 durchnummeriert) ein schwarzer Punkt

Die Inhalte der Codewort-Felder können in binärer Schreibweise dargestellt werden, Ein weißer Datenpunkt gilt als „0“, ein schwarzer als „1“.

 

Im Matrixcode befinden sich folgende Informationen:

 

> Länder- und Unternehmenskennung (DEA)

> Frankierungsart „Postwertzeichen“

> ID-Nummer und laufende Nummer der Marke

> Motiv der Marke

> Druckerei  - (Code-Wort Feld 18)

> Art des Produktes - (Code-Wort Feld 19)

> Merkmal zur Fälschungssicherung (Cryptostring und Hashwert)

> Ausgabedatum und Nennwert der Marke

> Fehlerkorrekturalgorithmus.

 

Weiterführende Details zu diesem Datamatrixcode werden in anderen Artikeln bei den Arbeitsgemeinschaften erscheinen. Wie man beispielsweise speziell die wichtige Information zur Druckerei der Marke, die im Codewort 18 hinterlegt ist, ohne Handy auslesen kann, wird im letzten Abschnitt dieses Artikels erläutert.

 

Mit der App arbeiten

 

Die Handhabung der App der Deutschen Post wird auf ihrer Webseite beschrieben. Die App selbst kann man kostenlos über den Appstore herunterladen. Eine Registrierung zur normalen Nutzung ist nicht nötig. Nach öffnen der App kann man unten fünf verschiedene Optionen: „Verfolgen“, „Versenden“, „Standorte“, „Packstationen“ und „Mehr“ auswählen.

 

Unter der Option „Verfolgen“ kann man nun eine Sendungsnummer eingeben oder über das Drücken des Symbols „Barcode scannen“ die Matrix der Briefmarke erfassen.

 

Wenn die Kamera des Handys den Datamatrixcode richtig erfasst hat, wird eine 20-stellige Hexadezimalzahl bestehend aus den Buchstaben A bis F und den Zahlen 1 bis 9 angezeigt. Zusätzlich wird der Sendungsstatus angezeigt. Dieser ist natürlich vor dem Absenden noch offen. Hier würden dann maximal zwei verschiedene ergänzende Informationen erscheinen (beispielsweise : Ihre Sendung wurde am 17.11.201 in unserem Logistikzentrum Wiesbaden bearbeitet und die zweite: Ihre Sendung wurde am 18.11.2021 in unserem Logistikzentrum Dresden bearbeitet und geht am 18.11.2021 in die Zustellung).

 

Der Kunde hat nun zwei Wahlmöglichkeiten, er kann weitere Daten zur Basissendungsverfolgung eingeben (beispielsweise den Namen des Empfängers) oder er kann die zu dieser Briefmarke hinterlegten Informationen abrufen, indem er „Informationen zur Briefmarke“ anklickt.

In diesen und dem nächsten Bildschirmfoto sehen Sie am Beispiel einer gescannten Gewittermarke aus einer Markenbox verschiedene Informationen
In diesen und dem nächsten Bildschirmfoto sehen Sie am Beispiel einer gescannten Gewittermarke aus einer Markenbox verschiedene Informationen
In obigen und diesen Bildschirmfoto sehen Sie am Beispiel einer gescannten Gewittermarke aus einer Markenbox verschiedene Informationen
In obigen und diesen Bildschirmfoto sehen Sie am Beispiel einer gescannten Gewittermarke aus einer Markenbox verschiedene Informationen

Es erscheint nun ein Bildschirm mit den Motiv der Marke, der ID der Marke, der laufenden Nummer, der Produktart (beispielsweise nassklebendes Sonderpostwertzeichen), der Druckerei (beispielsweise Bagel Security-Print GmbH & Co KG), der Größe der Marke (Perforationsmaße und Bildgröße in Millimeter), dem Erstausgabetag, der Nominale, der Auflage der nassklebenden Marke, der selbstklebenden Marke (falls vorhanden) und falls vorhanden auch der Auflage der Marke für die Markenbox (Rollenmarke) und einige weitere Informationen.

 

Die 20-stellige hexadezimale ID-Nummer der Marke selbst besteht aus drei Teilen:

 

der eigentlichen ID-Nummer (die ersten zehn Stellen) und der laufenden Nummer der Marke und einer Prüfziffer.

 

Im Matrixcode werden die ersten beiden Bestandteile abgebildet, wobei die laufende Nummer der Marke für die Verwendung in der ID-Nummer in hexadezimal Schreibweise umgewandelt wird. Die Prüfziffer wird rechnerisch ermittelt.

 

Dazu das folgende Beispiel:

 

ID-Nummer A401000085 00025466D A (Laufende Nummer: 244281 (dezimal) umgerechnet in hexadezimal: 25466D und mit den führenden Nullen bis zu 10 Stellen ergänzt).

 

Soweit einige erste weitere Informationen zum Datamatrixcode.

 

Das Arbeiten ohne App

 

Um gezielt ohne eine App den Inhalt, wie beispielsweise die Druckerei auszulesen, ist es wichtig zu wissen, wo diese Teilinformation im Datamatrixcode steht und wie das entsprechende Pixelmuster beispielsweise der Bundesdruckerei Berlin aussieht.

Bildschirmausschnitt vom Datamatrixcode von der Marke mit der Maus – oben die von Bagel, unten die von der Bundesdruckerei, erkennbar an der grün marikerten Stelle (Code-Wort-Feld 18)
Bildschirmausschnitt vom Datamatrixcode von der Marke mit der Maus – oben die von Bagel, unten die von der Bundesdruckerei, erkennbar an der grün marikerten Stelle (Code-Wort-Feld 18)

Wenn man diese Informationen hat kann man das auch ohne App ganz einfach zum Beispiel mit einer Schablone auslesen. Die Information zur Druckerei findet man im Code-Wort Feld 18, das weiter vorne mit einem roten Pfeil extra markiert wurde beziehungsweise das beim Bild oben vom Teilausschnitt einer Marke mit der Maus extra grün umrandet wurde.

 

Diese für jede Druckerei typischen Pixelmuster lassen sich nun mit Hilfe zweier verschiedener Schablonen, die von den Autoren entwickelt wurden, auslesen.

Dies ist die 4-fach-Schablone zum Auslesen der Druckerei
Dies ist die 4-fach-Schablone zum Auslesen der Druckerei

Eine Schablone ist in Originalgröße und eine mit vierfacher Vergrößerung, die über einen Monitior (Computerbildschirm) auswertbar ist. Bei der Variante mit der Vierfachvergrößerung muss das freiliegende Feld der Schablone nur mit den darunter befindlichen etwas hochvergrößerten Vorlagen abgleichen.

Foto von der Analyse der Druckerei über einen Computerbildschirm, hier am Beispiel der 95 Cent Steinbock im Folienblatt beispielhaft mit einer 4-fach-Schablone dargestellt
Foto von der Analyse der Druckerei über einen Computerbildschirm, hier am Beispiel der 95 Cent Steinbock im Folienblatt beispielhaft mit einer 4-fach-Schablone dargestellt

Diese beiden Bastel-Vorlagen werden die Arge AGF (Forschung Deutsche Bundespost) und die Arge Briefpostautomation e.V. Anfang Januar auf ihren Webseiten als Pdf-Datei zum Download bereit halten. Sollte die Nachfrage nach entsprechenden fertigen Schablonen größer sein, werden diese dann auch fertige Schablonen gegen eine Unkostenerstattung anbieten.

 

Hier der Link zum Download der Schablonenvorlagen auf der Webseite der Arge Briefpostautomation - einfach anklicken  (wird freigeschaltet, sobald die Vorlagen bereit stehen)

 

Abschließend folgen nun die Pixelmuster aus Code-Wort-Feld 18 (Stand 15. November 2021) von den bisher fünf bekannten Druckereien.

Von links nach rechts: Bundesdruckerei, Bagel Security, Giesecke & Devrient, Royal Enschede, Philatelie Service
Von links nach rechts: Bundesdruckerei, Bagel Security, Giesecke & Devrient, Royal Enschede, Philatelie Service

Zum Schluß folgt die aktuelle Übersicht für das Code-Wort Feld 19 mit dem jeweiligen Pixelmuster der Produktionsart:

Von links nach rechts: Ganzsachen, 10er-Bogen, Folienblatt, Rolle (nassklebend), Rolle (selbstklebend)
Von links nach rechts: Ganzsachen, 10er-Bogen, Folienblatt, Rolle (nassklebend), Rolle (selbstklebend)

Resümee

 

Der Datamatrixcode bietet dem Sammler also viele neuen Vorteile, die er vorher mühsam eventuell im Katalog suchen musste, beispielsweise wo die Marke gedruckt wurde und wann ihr Ersttag war. Selbst bei gestempelten Marken kann man in der Regel diese Informationen noch auslesen, falls sich kein großer Stempelfarbfleck im Bereich des Datamatrixcodes befindet. Da diese neuen Zusatzinformationen auch ohne App auslesbar sind, ist nun für Jedermann nachprüfbar, in welcher Druckerei die jeweilige Marke gedruckt wurde. Daher müsste aus Sicht der Autoren dies auch zukünftig in allen Katalogen erfasst werden, unabhängig davon, das die eine oder andere Druckerei sowieso durch andere Zähnungsvarianten oder Rastervarianten (speziell die in Holland gedruckten Marken) auffallen und so ein katalogrelevantes Ergebnis liefern könnten. Sobald den Autoren weitere Pixelmuster entsprechender neuer Druckereien bekannt sind, werden diese natürlich umgehend veröffentlicht.