Poststation mit neuen Automatenmarken
(Coautor - Stefan Jacob)
(Vorabveröffentlichung - erscheint in philatelie 526 - April 2021)
Am Dienstag den 3. März 2020 hatte die Deutsche Post zu einer Pressekonferenz und Produktpräsentation „Neue digitale Produkte und Services für Briefe und Pakete“ in Berlin eingeladen. Die dort vorgestellten Fakten sollen alle in den nächsten zwei Jahren in die Praxis umgesetzt werden.
Aufgeteilt war diese Ankündigung in vier Schwerpunkte. „Sendungsankündigungen erhalten“ wurde als erstes dieser vier Punkte ab dem Sommer 2020 in die Praxis überführt. Der zweite Teilaspekt „Sendungen frankieren“ wurde unter dem Begriff die „Mobile Briefmarke“ im Dezember 2020 eingeführt. Der dritte Punkt „Sendung verfolgen“ wurde vor wenigen Wochen mit der Einführung der Briefmarken mit Datamatrixcode und der blauen Stempelfarbe zum 4. Februar verwirklicht (siehe separater Artikel in dieser philatelie).
Offen war damit nur noch der vierte Aspekt „Sendungen empfangen und versenden“. Dieser Punkt soll nach vorheriger Pilotphase und der einen oder anderen sich daraus ergebenden Veränderung bis Ende 2021 flächendeckend eingeführt werden. Vorgestellt wurde er bei der ersten Ankündigung noch als „Post&Paket 24/7“. In der Zwischenzeit wurde er aber in „Poststation“ umbenannt.
Anfang Februar 2020 war es dann soweit: Die erste Poststation wurde am 5. Februar 2020 im Rahmen des Pilotbetriebs versuchsweise in Betrieb genommen. Besonders viel Sprengkraft aus philatelistischer Sicht hat der Teil „Sendungen versenden“, denn wie der Urspungsarbeitstitel „Post&Paket 24/7“ schon andeutete, sollte man hier nicht nur Päckchen und Pakete empfangen und versenden, sondern auch Briefe.
Dafür werden natürlich entsprechende Briefmarken benötigt, die im allgemeinen Sprachgebrauch als Automatenmarken (ATM) bekannt sind. In der offiziellen Pressemitteilung der Deutschen Post AG vom 16. Februar wurde dazu unter dem Stichwort „Leistungen“ eindeutig der „Verkauf von Brief- und Paketmarken“ genannt. Wie der Autor schon bei der Ankündigung im März 2020 vermutet hatte, gibt es nun seit dem 5. Februar 2020 eine neue Automatenmarkengeneration in Form von unbegrenzt gültigen selbstklebenden Automatenmarken mit Datamatrixcode (DMC). Diese neuen ATM müssen trotz ihres gewöhnungsbedürftigen Aussehens im Katalog (vermutlich als Nummer 11) erfasst werden. Sie ähneln den ATM 10, nur das hier kein spezielles Vordruckpapier genutzt wird. Der folgende Artikel stellt nun diese neue Poststation und deren vielfältigen Optionen sowie die neuen ATM vor.
Geschichte
Das die Packstationen, die erstmals schon im Juni 2003 hier in dieser Zeitschrift vorgestellt wurden (siehe philatelie 312 – Juni 2003) und die 2022 ihr 20-jähriges Jubiläum feiern werden, eine Erfolgsgeschichte sind, dürfte fast jedem bekannt sein. Weltweit wird dieses Konzept in etwas unterschiedlicher Form vor allem in Industrieländern eingesetzt. Dieses System soll bis Ende 2023 von derzeit etwas über 6000 Standorten auf über 12000 Standorte ausgebaut werden. Dies dürfte aber immer noch nicht das Ende des Ausbaus sein. Ein Teil der Packstationen soll zukünftig als erweiterte Variante in der Form der neuen „Poststation“ dieses Konzept ergänzen. Hier kann man dann bargeldlos Brief- und Paketmarken kaufen und Sendungen einliefern oder abholen. Damit sollen diese Stationen dem Leistungsangebot einer kleinen Postfiliale entsprechen. Weiter kann man dann sogar über eine Videochatfunktion einen Berater dazu schalten.
Im Bereich der Briefannahme aber auch teils in Verbindung mit der Annahme von Paketen gab es ja schon etliche Versuche bei der Deutschen Post wie das ABAS-System (Automatisches Briefannahmesystem) von 1995 bis 1997. Von der Vielfalt her am ähnlichsten zu diesen neuen Poststationen war der Postdienstleistungsautomat (PDL) aus dem Jahren 2002 bis 2003 vom Hersteller Samkyung. Hier konnte man nicht nur Briefe frankieren lassen, auch Päckchen und Pakete konnte man einliefern. Eine Abholung war allerdings nicht möglich. Später folgte dann noch auf der Briefseite die Briefstation der 1. Generation in Köln im Jahr 2005 und eine überarbeitete Variante, die Briefstation der 2. Generation in Frankfurt im Jahr 2008. Fast parallel dazu wurde seit November 2007 in einem anderem Pilotprojekt in Bonn und Berlin zusätzlich direkt neben Packstationen sogenannte „Post 24/7 Serviceinseln“ aufgestellt.
Diese bestanden aus einem Briefmarkenautomaten, einem Briefkasten und teilweise sogar einem Postbank Geldautomaten. Das zuletzt genannte Pilotprojekt hat nun schon viele Ähnlichkeiten mit der neuen Poststation, allerdings mit der damals verfügbaren Technologie. Diese hat sich seit 2007 ja stark weiterentwickelt und so kann heute beispielsweise durch Nutzung des Internets auch ein Videochat realisiert werden, der damals technisch zu aufwendig gewesen wäre.
Die neue Poststation
Die neue Poststation unterscheidet sich nur in einigen Teilkomponenten von einer Packstation. Die Packstationen bestehen aus dem Bedienmodul, das in der Regel in der Mitte angebracht ist und je nach Platz links und rechts mit weiteren Schließfachmodulen, für die Einlieferung oder Abholung von Päckchen und Paketen. Das Bedienmodul besteht aus einem Bildschirm zum Berühren, einem Scanner, einem Modul für bargeldloses Zahlen und einem Ausgabefach für mobil eingekaufte Paketmarken oder für den Kauf von Paketmarken vor Ort und die Ausgabe einer Quittung dazu oder die Ausgabe des Einlieferungsbeleges. Ergänzt wurde diese Packstation nun noch für den Kauf von Briefmarken für alle gängigen Sendungsformen. Dazu musste hauptsächlich die Menüführung zur Bedienung durch den Touchsreenmonitor neu gestaltet werden.
Zusätzlich befindet sich im unteren Teil noch ein Briefkasten, in dem man die Briefsendungen gleich einwerfen kann. Alles zusammen ist die neue Poststation.
Während ein Drucker für den Druck der Automatenmarken oder der Paketmarken zuständig ist, ist der andere für den Quittungsdruck nötig. Genutzt wird fast identisches Papier wie in den Postfilialen, nur mit leicht anderen Eigenschaften für den Betrieb im Freien. Im Briefbereich kann man alles erhalten, was heute noch mit Briefmarken frei gemacht werden kann. Dies sind im Inland die Postkarte, der Standardbrief, der Kompaktbrief, der Großbrief und der Maxibrief. Weiter kann man Marken für die „BÜWA“-Sendungen kaufen (190, 220).
Für den Versand ins Ausland stehen auch alle Portostufen zur Verfügung (95, 110, 170, 370, 700, 1700). Den Bedienungsmasken kann man weiter entnehmen, das bezüglich der Planung auch noch der Verkauf von Briefmarken für einige Einschreibvarianten und Prio vorgesehen ist. Diese sollen aber erst etwas später freigeschaltet werden. Ähnlich sieht es im Bereich Pakete international aus. Bezahlt werden kann mit EC-Karten und Kreditkarten mit Pin oder berührungslos oder per Mobile Payment.
Die gekauften Marken sind unbegrenzt frankaturgültig. Sie ähneln am ehesten den Filialmarken beziehungsweise den aktuellen Internetmarken, die fast jeder kennen dürfte. Die neuen ATM hatten anfangs eine Länge von 76 Millimeter und eine Höhe von 25 bis 26 Millimeter. Spätestens seit dem 16. Februar sind sie in der Höhe allerdings doppelt so hoch, eventuell ist dies eine Fehlprogrammierung, die wieder geändert wird.
Rechts oben steht der Schriftzug „Deutsche Post“ und das Posthorn, darunter befindet sich die Angabe „FA“, das Kaufdatum und die Wertangabe. „FA“ steht vermutlich für Filialautomat, „FM“ steht übrigens für „Filialmarke“ oder „FS“ für „Frankierservice“, der demnächst auch wieder auf DMC-Basis erscheinen wird.
Es gibt hier noch einige weitere spezielle Abkürzungen, die aber aus Platzgründen ein anderes mal detaillierter vorgestellt werden müssen. Bei den Marken für die zwei Portostufen von Bücher- und Warensendungen steht zusätzlich noch unter der Datumsangabe die Abkürzung „BÜWA“. Der rechts daneben gedruckte Datamatrixcode (DMC) hat eine Größe von 13 Millimeter im Quadrat mit einer Matrix 26 x 26 Punkten.
Rechts neben dem Datamatrixcode befindet sich die zwanzigstellige Frankier-ID. Diese besteht im oberen zehnstelligen Teil aus der Standortkennung, die beispielsweise für den Standort Würselen in den ersten Versuchstagen„A0 02D3 DB1A“ lautete.
Ab dem 18. Februar 2021 wurden diese in „A3 0100 0001“ umbenannt. Im unteren zehnstelligen Teil besteht diese aus einer fortlaufenden Hexadezimalzahl, wobei die letzte Stelle die Prüfziffer darstellt. Über diesen zweiten Teil lässt sich also genauso wie bei der ATM 10 die Auflage der gekauften ATM zum Zeitpunkt des jeweiligen Kaufdatums feststellen.
Durch die Umbenennung begann der Zähler allerdings wieder bei „1“.Mit der App DM Scanner PRO oder der App Postmatrix-Decoder kann man den Matrixcode auslesen. Die Matrix basiert auf den Internetmarken und wird bei der App von Bauer und Kirch als Internetmarke (Version PM1) angegeben. PM1 steht hier vermutlich für Produktmarke. Diese Produktmarken (siehe philatelie 512 – Februar 2020) kann man in dem Onlineshop der Deutschen Post kaufen, sie sind auch unbegrenzt frankaturgültig.
Weitere im DMC enthaltene Daten sind unter anderem die jeweilige Versendungsform und das Kaufdatum. Nach den ersten vorliegenden gelaufenen Belegen, werden diese ATM zwar elektronisch entwertet, so wie auch die ATM 10, sie werden aber nicht gestempelt. Zur Frankierung verwendete Marken wird man also nur daran erkennen, das diese keine Trägerfolie mehr enthalten oder es handelt sich um Mischfrankaturen zwischen Briefmarken und den neuen ATM. Wie echt gelaufene ATM vom Papier abzuweichen sind, muss noch geklärt werden Dies dürfte aber nicht so einfach sein, da diese nicht die übliche Spezialgummierung haben, wie die selbstklebenden Briefmarken der Deutschen Post.
Die Quittung ist derzeit noch extrem lang und hat je nach Kaufvorgang eine Mindestlänge von über 30 Zentimeter. Betrachtet man dazu im Vergleich bei einer Aldiquittung den Teil mit den Daten bezüglich der bargeldlosen Zahlung, so bestehen hier noch viele Möglichkeiten, alles kompakter zu drucken. Im oberen Teil der Quittung befindet sich der Kassenbeleg mit Angaben zur Standortnummer, dem Datum, einer fortlaufenden Quittungsnummer, dem Kaufdatum und der Uhrzeit des Kaufs. Es folgen die Angaben über das gekaufte Produkt, beispielsweise die ATM, die Gesamtsumme und das es sich um eine Kartenzahlung handelt. Anschließend folgen viele weitere Daten zur bargeldlosen Zahlung. Wie oben bereits erwähnt, wurde am 18. Februar zwar die Kennung der Standorte neu durchnummeriert, die Quittungsangaben selbst wurden aber chronologisch weitergezählt.
Standorte
Die Versuchsstandorte verteilen sich über den Postleitzahlenbereich 50 bis 53. Für den Pilotbetrieb der Poststationen wurden insgesamt 20 Standorte in NRW ausgewählt. Die Standorte reichen dabei von stark ländlich geprägten Orten wie Dahlem in der Eifel bis zu Großstädten wie Köln. Zwar wurde in der Pressemitteilung erklärt, das die erste Poststation am 16. Februar in Betrieb gegangen wäre. Diese Station war aber zu diesem Zeitpunkt bereits mindestens fünf Tage in Betrieb, denn man konnte hier schon am 11. Februar die neuen ATM kaufen (Gerätenummer in der Anfangszeit „A0 02D3 DB1A“). Davor wurde aber schon eine weitere Poststation am Freitag den 5. Februar in Betrieb genommen (Gerätenummer in der Anfangszeit „A0 02D2 47A3“).
Die kleinen Standorte bestehen aus drei Modulen, der Bedieneinheit und rechts und links je ein Schließfachmodul. Bei den großen Standorten befinden sich außer dem Bedienmodul bis zu zwölf weitere Schließfachmodule für Pakete links und rechts davon. Im Gegensatz zu den Automatendruckern für die ATM 10 können diese neuen Poststationen nicht einfach schnell hingestellt und gleich angeschaltet werden. Die Aufstellung und Inbetriebnahme der einzelnen Standorte hat sich daher über circa vier Wochen verteilt. Sollte es zu einer Störung kommen, lautet die Zielvorgabe, das innerhalb eines Tages die Störung behoben wird. Genaue Daten zu den Standorten und der jeweiligen Inbetriebnahme müssen noch ermittelt werden. Zum Zeitpunkt des Redaktionsschluss für diesen Artikel sollen zehn von zwanzig Poststationen in Betrieb genommen worden sein.
Resümee:
Die neuen Poststationen stellen ein sehr interessantes neue Konzept dar. Im Prinzip handelt es sich hier um eine moderne Selbstbedienungsfiliale, die rund um die Uhr erreichbar ist. Der Pilottest wird sicherlich noch den einen oder anderen Fehler aufzeigen oder Hinweise geben, was optimiert werden kann. Ende diesen Jahres dürfte diese neue „Poststation“ aber bundesweit aufgestellt werden. Aufgrund der modularen Bauweise dürfte es auch kein Problem sein, schon vorhandene Standorte von einer Packstation zu einer Poststation umzurüsten. Da die dort verkauften Briefmarken unbegrenzt frankaturgültig sind, müssen diese im Michelkatalog vermutlich unter der Nummer 11 erfasst werden. Technisch wäre es auch kein Problem, diese neuen ATM über einen leicht modifizierten Tischdrucker für die Briefmarkenversandstelle Weiden diese den Sammlern zur Verfügung zu stellen. Die Autoren werden diese Entwicklung begleiten und zu gegebener Zeit über weitere Änderungen berichten.
Nachträgliche Anmerkung: Auf einer extra Seite "Poststation - Datensammlung" werden Sie schrittweise vor allem weitere Daten in Tabellenform zu den einzelnen Standorten finden.