1000 Poststationen 2.0 mit ATM
Coautor - Stefan Jacob
(erscheint in philatelie 555 - September 2023)
In der August-Ausgabe 2022 der philatelie mit der Nummer 542 hatten die Autoren letztmals über die Poststation 2.0 berichtet. Damals wurde schwerpunktmäßig über die verbesserte Gerätegeneration und die vielfältigen Möglichkeiten, ATM zu kaufen, geschrieben.
Umgestellt wurden damals die 20 Versuchsstandorte, über die erstmals in der April-Ausgabe 2021 der philatelie mit der Nummer 526 berichtet wurde. Im Jahr seit der Umrüstung zur Poststation 2.0 hat sich viel an den Geräten geändert, beispielsweise wurden zwischenzeitlich 100 weitere Poststationen in ganz Deutschland aufgestellt. Die vor wenigen Wochen veröffentlichte Pressemitteilung der Deutschen Post insgesamt 1000 Poststationen zu errrichten, bietet daher den geeigneten Anlass den aktuellen Stand vorzustellen.
Der Ausbau
Nachdem die 20 Versuchsstandorte auf die Poststation 2.0 umgerüstet waren, tauchten Ende August 2022 auf philaseiten.de die ersten Meldungen auf, das weitere Standorte dazu kämen. Am 29. August 2022 wurden die Standorte 73119 Zell unter Aichelberg, 73529 Schwäbisch Gmünd, 89186 Illerrieden und 91586 Lichenau gemeldet.
Ab diesem Zeitpunkt ging es zügig weiter, beispielsweise natürlich mit zwei Standorten in 53111 Bonn vor dem Posttower und in der Heinrich-Brüning-Str. 5 vor einem weiterem Verwaltungsgebäude der Deutschen Post.
Insgesamt sollten bis Ende Oktober 2022 100 zusätzliche Standorte folgen. Zwar verzögerte sich dieser Ausbau und der 119. Standort in 55559 Bretzenheim wurde erst am 14. Mai 2023 auf philaseiten.de gepostet, aber schon im Oktober 2022 war bekannt geworden, das weitere 500 Geräte vom Hersteller Shandong New Beiyang Information Technology Co., Ltd (SNBC) bestellt worden seien. Diese Information stammt von einem Besuch auf der Postexpo 2022 in Frankfurt. Dort hatte der chinesische Hersteller einen Messestand, durfte aber nur eine Packstation statt einer Poststation zeigen.
Die neuen Geräte sollen ab Juli 2023 ausgeliefert und bis Ende 2023 aufgestellt werden. In der Presseerklärung zum Ausbau der Poststationen auf 1000 Standorte vom 19. Juni 2023 wird für den Ausbau auf 1000 Standorte kein konkretes Datum genannt. Rechnet man aber die bisherigen Standorte und die bestellten 500 Geräte zusammen, so kommt man auf 620 Poststationen bis Ende 2023. Damit würden dann nur noch 380 Geräte fehlen, um die Zahl 1000 zu erreichen.
Der Ausbau könnte daher schon Ende 2024erreicht sein. Auf der Postexpo 2022 hat übrigens auch der zweite Hauptlieferant für Packstationen, die Firma Keba, berichtet, das sie eine Poststation in Entwicklung hätten, denn die Deutsche Post will bei der Lieferung nicht nur von einer Firma abhängig sein. Es dürfte daher nur eine Frage der Zeit sein, bis auch hier entsprechende Geräte von diesem Hersteller auftauchen, mit dem die Deutsche Post auf dem Packstationssektor schon seit über 20 Jahren eng zusammen arbeitet.
Bezüglich der neuen Standorte gibt es einige Besonderheiten. In München stehen sogar zwei Poststationen nebeneinander in einem Vorraum zu einer Postfiliale zusammen mit drei weiteren Packstationen. Die Geräte sind hier tatsächlich 24 Stunden zugänglich.
Es gibt aber mindestens in Köln und Berlin Poststationen, die im Inneren von Postbankfilialen aufgebaut wurden. Diese Standorte stellen also Indoorgeräte dar, die nicht rund um die Uhr zugänglich sind. Mit Stand 30. Juni 2023 sind bis auf die Bundesländer Bremen und Sachsen-Anhalt in allen Bundesländern schon entsprechende Poststationen im Betrieb. Finden lassen sich die Standorte online über den Standortfinder der Deutschen Post.
Die Presseerklärung
Sehr interessant sind die Aussagen der Presseerklärung vom 19. Juni 2023 der Deutschen Post zur Poststation. Man spricht in dieser Presseerklärung von einem Serviceplus für Stadt und Land. Bei der derzeitigen Überarbeitung des Postgesetzes sollen mit großer Wahrscheinlichkeit diese neuen Poststationen 2.0 mangels ausreichend vorhandener Postagenturen und Kleinstfilialen mit Öffnungszeiten von maximal 2 Stunden am Tag als Ersatz für die Mindestversorgung auf dem Land zugelassen werden. Der Vorteil wäre hier, statt einer derzeitigen Öffnungszeit von ein bis zwei Stunden täglich, eine 24/7-Verfügbarkeit, die sogar von Montag bis Samstag durch die nun vorhandene Videochatfunktion unterstützt wird. Hier kann sich der Kunde über den Videochat helfen oder beraten lassen.
Zusammenfassend werden in der Presseerklärung vier Top-Pluspunkte der Poststation wie die schon erwähnte 24/7 Verfügbarkeit genannt. Besonders interessant aus philatelistischer Sicht sind aber die Aussagen zu den fünf wichtigsten Services der Poststation:
In dieser Presseerklärung wird also eindeutig der Verkauf von Briefmarken als wichtiger Service genannt. Briefmarken, die man an einem Automaten kauft, werden in Philateliekreisen eindeutig als Automatenmarken (ATM) bezeichnet. Die Aussage, dass man hier Briefmarken kauft, stimmt mit der ersten Presseerklärung der Deutschen Post zur Poststation vom 16. Februar 2021 überein. Weiter befinden sich auf allen Poststationen rote Aufkleber unter anderem mit der Aussage „Hier können Sie kontaktlos „Brief und Paketmarken kaufen““.
Während der Bilanzpressekonferenz am 9. März 2023 im DHL-Inovation-Center war zu Demonstrationszwecken eine mobile funktionsfähige Poststation mit identischen Aufklebern aufgebaut. Dieses Gerät wird intern für die Optimierung der Nutzerfreundlichkeit eingesetzt.
Änderungen bei den Briefdienstleistungen (ATM)
Während der Briefmarkenmesse in Ulm im Jahr 2022 erhielten die Autoren eine Meldung, das ein Sammler erstmals Prio-ATM ziehen konnte. Diese Ergänzung muss durch ein Softwareupdate am Donnerstag den 27. Oktober 2022 oder am folgenden Freitag erfolgt sein. Diese neuen Portostufen lauten derzeit 180 Cent (Prio-Postkarte), 195 Cent (Prio-Standardbrief), 210 Cent (Prio-Kompaktbrief), 270 Cent (Prio-Großbrief) und 385 Cent (Prio-Maxibrief).
Beim Kauf einer Prio-ATM erhält der Käufer zusätzlich zum Kaufbeleg auch einen Informationsbeleg zur Nutzung dieser Prio-ATM. Interessant ist dabei die Aussage „Die bevorzugte Behandlung (höhere Zustellwahrscheinlichkeit am nächsten Werktag) erfolgt nur bei Abgabe in einer Filiale“. Der Käufer kann die Priosendung aber auch gleich an der Poststation einwerfen. In diesem Fall erhält er einen Einlieferungsbeleg für diese Priosendung. Je nach Einwurfzeit wird aber gleichzeitig auf die eventuell schon überschrittene Abholzeit der Briefe hingewiesen. Weitere Änderungen wichtige Änderungen wurden nicht bemerkt.
Die nächste philatelistisch wichtige Ergänzung wurde am Freitag den 17, Februar 2023 festgestellt. In einem neuen Softwareupdate wurden nun auch Ergänzungs-ATM zu 5 Cent, 10 Cent und 20 Cent angeboten. Mit dieser Umstellung kommen aber sehr interessante sich widersprechende Aussagen auf den Kunden zu. Während außen am Automat steht, das man Briefmarken kauft, lautet nur beim Kauf der Ergänzungswerte der Text auf der Quittung „Ergänzungsmarke 5 Cent für Internetmarke“. Auf dem Bildschirm erscheinen zusätzlich zwei Hinweise: 1. „Nur in Verbindung mit einer Internetmarke nutzbar“ 2. „Es dürfen maximal vier Marken auf einen Brief verwendet werden.“
Diese Aussagen widersprechen aber eindeutig den restlichen Informationen der Poststation. Laut der Pressemitteilung der Post und dem roten Aufkleber vor Ort neben dem Bildschirm kauft man ja hier keine Internetmarken, sondern Briefmarken. Man kann also diese Ergänzungswerte scheinbar nicht mit den gekauften ATM der Poststation kombinieren. Wer hat sich hier denn solche verwirrenden und irreführenden Aussagen ausgedacht?
Des weiteren werden auf den Quittungen für die Ergänzungswerte die entsprechenden Frankier-ID-Nummern nicht mehr gelistet. Beim Kauf normaler Marken hat sich dagegen nichts geändert mit Ausnahme eines Kaufs einer ATM „Postzustellungsauftrag“, bei der nun auch keine Frankier-ID-Nummer mehr auf der Quittung erscheint.
Diese Änderung muss zwischen Dienstag, dem 14. Februar 2023, und dem genannten Freitag passiert sein. Bei der Anpassung ist aber einiges mehr geschehen: Nicht mehr aufzufinden ist die Option einen Wertbrief Inland, egal ob Geldwert oder Sachwert, als ATM zu kaufen. Diese ATM dürften daher sehr selten sein.
Vermutlich wurde zu diesem Zeitpunkt auch der Videochat für alle Standorte freigeschaltet. Hier kann man nun über einen Button zwischen einem Telefonat ohne Bild des Postmitarbeiters an der Hotline oder mit Bild des Postmitarbeiters wählen. Die Technik funktioniert, aber das Personal war bei den ersten Tests noch nicht so gut geschult. Es bestand noch Nachholbedarf, damit dem Kunden tatsächlich geholfen werden kann. Im Rahmen dieser größeren Umstellung wurden unter dem Menüpunkt „Sonstiges“ auch der Nachsendeauftrag und der Postlagerantrag als neues Produkt mit aufgenommen.
Änderung Layout und Größe
Die Poststationen 2.0 wurden anfangs noch mit einem linksbündigen Druck der Automatenmarken aufgestellt, aber schon wenige Monate später wurde der Druck von linksbündig auf rechtsbündig umgestellt. Der Wechsel ist zwischen dem 10. August und dem 11. August 2022 erfolgt. Die Nummernkreise und die Stückzahlzähler haben sich nicht geändert, einzig der Druck ist nun rechtsbündig angeordnet.
Gleichzeitig mit der Erweiterung der ATM-Ergänzungswerte wurde die Schrift auf die neue Konzernschrift „Delivery“ geändert. Dies ist allerdings bei der kleinen Schrift mit bloßen Auge nicht so einfach erkennbar, am einfachsten noch beim „P“ von „Post“.
Bei der Umstellung wurde auch das Posthorn geändert. Aus Versehen wurde das Posthorn oben durch falsche Platzierung angeschnitten und ist in der Folgezeit bis zum nächsten Update oben offen. Weiter sind die vier Füße des Posthorns nicht mehr mit dem Horn selbst verbunden, sondern besitzen einen kleinen Abstand zum Horn.
Der Fehler mit dem angeschnittenen Posthorn wurde erst beim nächsten Softwareupdate Anfang Mai auf das schmale Format korrigiert.
Da es von Februar 2021 bis Mai 2022 scheinbar Probleme bei der ersten Generation der Postationen mit den schmalen ATM gab, konnte sich bei der ab Mai 2022 eingeführten zweiten Generation der Poststation anfang der Lieferant aus China mit den breiten ATM durchsetzen, obwohl die Deutsche Post laut Aussagen des Herstellers von der Postexpo 2022 hier scheinbar nicht so begeistert war. Zwischen dem 2. Mai 2023 und dem 6. Mai 2023 wurde mit dem nächsten Softzwareupdate aber nicht nur der Fehler mit dem angeschnittenen Posthorn behoben: Ab spätestens 6. Mai 2023 sind die ATM wieder schmal mit Ausnahme der Einschreiben-Auslands-ATM, die ja wegen des zusätzlichen Strichcodes mehr Platz unter der Matrix benötigen.
Durch Zufall stellte ein Sammler Mitte Juli 2023 beim Kauf einer Einschreibenmarke International Eigenhändig fest, dass sich bei den internationalen ATM Varianten das Layout erneut geändert hatte. „Priority P.P.“ steht nun generell links oben, egal ob es sich um eine normale ATM Welt oder eine Einschreibe-ATM Welt handelt. Dieses Update wurde vermutlich Anfang Juli 2023 eingespielt.
Zwischenzeitlich tauchten noch minimale Trägerpapierunterschiede auf. Es gibt hier also mindestens zwei verschiedene Produktionschargen. Bisher waren die schwarzen Steuerstriche auf der Rückseite über die ganze Breite gedruckt. Beim neuen Trägerpapier sind diese nur noch in der maximalen Breite, so wie auch die ATM selbst angebracht. Dies ist aber alles nur bei postfrischen ATM erkennbar.
Das Angebot im Paketbereich
Vermutlich mit einem Softwareupdate zum 1. Juli 2023 wurden im Paketbereich International zumindest innerhalb der EU weitere Optionen freigeschaltet. Man hat die Wahl zwischen einen Päckchen EU Größe M, bis 2 Kilo, einem Paket EU bis 5 Kilo, einem Paket EU bis 10 Kilo, einem Paket EU bis 20 Kilo und einem Paket EU bis 31,5 Kilo. Der Kauf von Paketmarken außerhalb der EU beispielsweise nach Albanien oder Tonga ist nicht möglich. Bezüglich des EU Versands gibt es allerdings noch eine Ausnahme, ein Versand in die französischen Überseedepartements ist auch nicht möglich.
Resümee:
Bei einem Vortrag von Bernd Meyer von der Deutschen Post in Essen auf der IBRA 2023 wurde auch die Frage nach der Zukunft der jetzigen Sielaffgeräte gestellt. Die eindeutige Antwort lautet, dass mangels Ersatzteilen alles abgewickelt wird und das die neue Poststation der Nachfolger sein wird. Die Automatenmarken der Zukunft werden also wieder so wie in der Anfangszeit auf motivlosem Vordruckpapier gedruckt werden. Hintergrund ist, das man ja das selbe Papier für zu druckende Paketmarken nutzt und ein Einbau von zwei verschiedenen Druckern mit unterschiedlichen Vordruckpapier nur für Sammler kostenmäßig nicht zu verantworten wäre. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird diese Poststation 2.0 im neuen Postgesetz, das derzeit in der Überarbeitung ist, als Ersatz für Kleinstfilialen zugelassen werden.