Die Marke Individuell in Rollenform
(Vorabveröffentlichung - erscheint in philatelie 435 - September 2013)
> Ergänzung 2 - weitere bekannt gewordene nicht alltägliche Rollenmarken (Link wird freigeschaltet, sobald ein erster Inhalt vorhanden ist)
Mit Einstellung des Markttestes der "Marke Individuell" im Februar 2010 (vgl. philatelie Nr. 394 - April 2010) wurde nebenher erwähnt, dass man die "Marke Individuell" zukünftig auch in Rollenform haben könnte. Wie schon im Folgeartikel "Die philatelistische Vielfalt der Marke Individuell" (vgl. philatelie Nr. 407 - Mai 2011) angedeutet, hat die Forschung auf diesem Gebiet gezeigt, dass alle "Marken Individuell" in Rollenform eindeutig anhand der Zähnung unterschieden werden können. Aktuell bietet eine sehr bekannte und nicht alltägliche Marke der Drogeriemarktkette "dm" Anlass, den derzeitigen Stand der "Rollenmarken Individuell" ausführlicher zu betrachten.
Marken Individuell in Rollenform
Zur Einführung der "Marke Individuell" nach Ende des Markttests wurde für Kunden, die mehr als 20 000 Stück bestellten, erstmals auch die Option geboten, statt Bogen Rollen zu erwerben. Als Rollengrößen genannt wurden 100er, 200er, 500er, 1 000er, 5 000er und 10 000er Rollen. Jede fünfte Marke sollte hinten auf der Trägerfolie auch eine Nummer haben. Von diesen Rollen existieren in einem Produktflyer (Stand 05/2010) zumindest elektronischer Bilder. Ob diese auch tatsächlich existiert haben, ist bisher nicht nachweisbar.
Die genaue Rollengröße ist auch nicht erkennbar. Allerdings steht fest, dass die Marken ihrer Länge nach aufgerollt sind. Die Marken befinden sich auf einem Trägerpapier, das in der Regel hinten jeweils eine Nummer hat. Im Gegensatz zu den Bogenmarken wurde das Markenpapier außerhalb der Zähnung schon beim Stanzen entfernt. Die Marken sind sowohl auf dem Trägerpapier als auch auf einem Brief eindeutig anhand ihrer eindeutigen wellenförmigen Zähnung zu erkennen.
Gedruckt wurden die Rollenmarken vermutlich von Anfang an bei der Druckerei SCS Printcon aus Dietzenbach.
Eine einzige Ausnahme der Zähnung wurde bisher bekannt. In der Forschungssammlung von Christoph Keller ist ein Fünfer-Streifen einer 55 Cent Mustermarke Individuell mit Internetadresse belegt, der eine normale Zähnung (Versuchszähnung) hat. Außerdem befinden sich auf dieser Rolle keine Nummern. Weitere Rollenmarken mit dieser Versuchszähnung sind aber sonst nicht bekannt geworden.
Im Frühjahr 2010 tauchten aber die ersten Rollenstreifen aus Musterrollen auf. Es handelt sich dabei um zwei verschiedene Marken, die alternierend auf der Rolle vorhanden sind. Eine Wertstufe beträgt 25 Cent und hat Teile eines Posthorns als Motiv. Die zweite Marke zeigt einen Teil des Posttowers in Bonn mit drei Fahnen vor dem Gebäude und zeigt den Wert von 33 Cent. Anhand vorhandener Nummern auf der Rückseite kann man zumindest davon ausgehen, dass diese Rollen eine Mindestgröße von 200 Stück hatten.
Dieses jahr wurde bei ebay noch ein Pärchen angeboten, das nur eine Nummer hat (4860). Es muss hier also auch noch mindestens eine 5 000er Rolle hergestellt worden sein, bei der erstmals nicht jede Marke mit einer Nummer versehen war.
Im Sommer 2011 wurde während einer Fachmesse auf dem dortigen Poststand in kleiner Menge eine Klappkarte im Format 22 x 12,5 Zentimer mit Werbung für Rollenmarken verteilt.
Zum einen war in dieser Klappkarte auf der zweiten Seite eine "Marke Individuell" eingespendet, die nur den Markennamen "Marke Individuell" in Kursivschrift enthielt.
Auf der Vorderseite war eine passend bedruckte Rollenbox aufgeklebt, die eine Musterrolle "Marke Individuell" enthielt. Die Rollengröße waren 100 Marken, alternierend mit zwei Motiven mit Wertstufen zu 25 Cent und 55 Cent. Es gibt kein besonderes Rollenende, der Rollenanfang ist mit einem roten Klebepunkt fixiert.
Von einer weiteren Messe aus dem Jahr 2013 wurde zumindest von einem Maschinenhersteller noch ein kleiner Streifen einer Musterrolle bekannt, der alternierend ein Motiv mit Posthorn und der Wertangabe 25 Cent sowie ein Motiv mit der Firmenangabe des Rollenmarkenherstellers und der Wertangabe 25 Cent enthält. Auf der Rückseite dieser Rolle ist statt einer Nummer das Kürzel des Herstellers sowie dessen Firmenlogo zu finden.
Auf Musterbriefen eines Frankiermaschinenherstellers bei der Messevorführung einer Neuentwicklung zum Aufkleben und gleichzeitigen Entwerten mittels Tintenstrahldrucks von "Marken Individuell" sind zwei weitere Mustermotive bekannt.
Nachträgliche Korrektur des Artikels: Außerdem existiert noch eine Mustermarke in Rollenform zu 145 Cent, die sich auf einem Messebeleg einer Druckerei befindet, die als Dienstleister "Marken Individuell" aufspenden und gleichzeitig mittels eines neuen zugelassenen Verfahrens mit Tintenstrahldruck entwerten kann. > es handelt sich hier nach einer erneuten Prüfung doch um Bogenware, also bitte beachten keine Rollenmustermarke !) Weitere Mustermarken von Rollen von der Deutschen Post AG selbst oder von den Partnerunternehmen der Deutschen Post AG sind dem Autor bisher nicht bekannt. Wer solche kennt, wird um eine Mitteilung gebeten. Die Verpackung der Rollen selbst sind scheinbar zumindest in den wenigen Fällen, die bisher vorliegen, teils mehr oder weniger passend bedruckt. Teils ist es eine Standardbedruckung, teils ist eine zur Marke passende Werbebedruckung vorhanden.
Postalische Spuren
Aufgrund der Entwicklung bei der "Marke Individuell" bezüglich des im Laufe der Zeit mehrmals geänderten Grundlayouts kann man die Marken unabhängig davon, ob sie postfrisch oder gestempelt vorliegen, gewissen Zeiträumen zuordnen, in denen sie hergestellt wurden. Das leichteste Erkennungszeichen diesbezüglich ist der am unteren Bildrand befindliche Produktname. Die Marken der Versuchsphase haben keine Angaben an dieser Stelle. Ab Februar 2010 befand sich immer die Internetadresse www. marke-individuell.de rechts unter dem Bildrand. Ab circa. Sommer 2011 wurde hier nur noch der Produktname "Marke Individuell" in Kursivschrift vermerkt. Knapp ein Jahr später änderte sich die Schriftform und seit dieser Zeit ist der Markenname in normaler Schrift vermerkt.
Aufgrund der extrem großen Mindestmengen am Anfang wurde die Rollenform sehr selten bestellt und ist auch selten zu finden. Einer der ersten Kundnen war die Firma Sieger, die 45-Cent-Marken in Rolenform gekauft hatte und diese teils auch für eine Infopost-Werbesendung bentutzt hatte.
Im Herbst 2010 tauchten in Hofheim anlässlich einer philatelistischen Veranstaltung vom Hofheimer Briefmarkensammlerverein die ersten Kleinrollen zu je 100 Stück auf. Interessant dabei ist, dass dabei der Kunde alternierend zwei verschiedene Motive und Portostufen 45 Cent und 55 Cent kombinieren konnte. Heute ist prinzipell alles möglich.
Aus der Versuchsphase sind nur die Musterollen bekannt. (Nachträgliche Anmerkung: Ob diese tatsächlich aber der Versuchsphase ohne URL zuzuordnen sind, oder ob dies anfangs vergessen wurde, da diese Rollen erst später nach der "Versuchszähnung" auftauchten, ist noch nicht geklärt).
Aus der zweiten Phase mit kompletter Internetadresse gibt es einige Marken. Selten sind hier beispielsweise die Portostufen zu 25 Cent und 32 Cent vom Verein Islamic Relief.
Weit verbreitet dürften die Marken der Lorcher Firma Sieger zu 45 Cent sein, die auf Aussendungen verklebt wurden. Weitere bekannt gewordene Portostufen aus dieser Phase sind 55 Cent, 75 Cent und 145 Cent.
Aus der sehr kurzen dritten Phase (kursiver Markenname) sind zwei nicht alltägliche Belege von VW mit einer Portostufe zu 36 Cent bekannt.
Zudem gab es noch eine Marketingaktion der Deutschen Post mit einer Marke zu 220 Cent
sowie eine noch ungewöhnlichere Aktion der Firma Lindt. Diese bot Ende 2011 zum Weihnachtsgeschäft über die Rewe-Filialen versandfertige Schokoladenpackungen an, die mit einer postfrischen Rollenmarke zu 220 Cent geklebt waren.
Aus der aktuellen vierten Phase mit geraden Produktnamen ist eine der ersten Großrollen bekannt. Anlässlich des 25 jährigen Feldpostjubiläums gab es erstmals in Bonn am dortigen Sonderfeldpostamt eine 55-Cent-Marke der Feldpost von einer Großrolle zu 10 000 Stück.
Allem Anschein nach sind aber Rollenmarken generell bisher viel seltner zu finden. Nicht alltägliche Portostufen sind noch rarer.
Die Marke Individuell der Firma "dm"
Ende Dezember 2012 tauchte eine in mehrfacher Hinsicht nicht alltägliche "Marke Individuell" zu einem besonderen Anlass auf. Es handelte sich dabei um eine groß angelegte Werbeaktion der Drogeriemarktkette "dm" aus Karlsruhe, die auf ihr 40-jähriges Firmenjubiläum im Jahr 2013 aufmerksam machen wollte. Dies ist ihr in philatelistischer Sicht auf alle Fälle gelungen.
Anhand der Zähnung der Marke von "dm" kann man erkennen, dass es sich um eine Rollenmarke handelt. Recherchen bei der Firma ergaben, das diese Marke zum einen keine Nummern hinten auf dem Trägerpapier hatte und zum anderen ausnahmsweise quer gerollt zum Einsatz kam. Der Hintergrund dafür war das Mailing selbst. Eine von "dm" zur Verfügung gestellte Videosequenz zeigt, dass ein 90 Zentimeter breite Papierbahn eingesetzt wurde, um das Mailing herzustellen. Um nun die "Marke Individuell" auf dieser Karte, die sich zum Schluss der Fertigung in einem Infopostumschlag befand, präzise aufzuspenden, wurde eigenes eine Fertigungsmaschine hergestellt.
Passend zu dieser Fertigungsmaschine musste die Marke in Laufrichtung der Papierbahn aufgespendet werden, daher die Querrollung der Marke Individuell. Weitere Randbedingung war, dass die Maschinen circa eine Stunde ohne Stopp arbeiten konnte. Dafür wurden spezielle Rollen mit einer Größe von 16 000 Stück benötigt. Die Auflage wurde zwar nicht genannt, soll sich aber im Millionenbereich bewegen. Dies dürfte bei der Größe von "dm" und der Zielgruppe der Werbung auch gut passen.
Geht man nur von einer Million Sendungen aus, hat alleine die Produktion dieser Werbesendung mindestens acht komplette Werktage zu je acht Stunden gedauert. Die Drogeriemarktkette war so nett, für Abbildungszwecke einen kleinen Rollenstreifen der Orginalrolle zur Verfügung zu stellen. So ist zumindest diese Querrollung eindeutig belegbar.
Die Marke weist aber noch zwei weitere Besonderheiten auf. Zum einen steht der Produktname etwas weiter links - denn daneben steht erstmals "gültig bis 31.12.2013", also ein Verfallsdatum der Gültigkeit einer Marke!
Ob dies nur der Form halber da steht oder ob es tatsächlich gültig ist, wird das kommende Jahr zeigen. Werden die Marken tatsächlich ungültig, müssten sie von der Post mit Nachentgelt ausgeworfen und an den Absender zurück geschickt werden. Technisch dürfte dies kein Problem sein, denn dies geht über die zweite Besonderheit dieser Marke Individuell. Leicht erkennbar ist, dass hier der Postmatrixcode ganz anders aussieht. Vergleicht man diesen Matrixcode mit anderen Postprodukten, so kann man leicht erkennen, dass es sich um dieselbe Matrix wie bei der Internetmarke handeln muss. Bedingt durch den großen Matrixcode ist natürlich der Schriftzug Deutsche Post viel kleiner als sonst.
Resümee
Die Marke Individuell kann man zwar nicht komplett sammeln, aber die postgeschichtliche Entwicklung lässt sich vielfältig dokumentieren. Der Teilbereich "Rollenmarke" ist aufgrund der anderen Zähnung ein interessanter Bereich, den man näher bearbeiten kann. Speziell die Entwicklung sowie die gefundenen oder noch zu findenden Portostufen lassen hier viel Spielraum für eine eigene Gestaltung. Besonders interessant ist die Marke von "dm" wegen ihres Verfallsdatums. Ist dies der Anfang oder zumindest der erste Versuch, mittelfristig hier generell mit gleich programmierten Verfallsdaten der Marken zu arbeiten? Technisch wäre dies kein Problem. Insgesamt bleibt aber festzuhalten, dass die Rollenform bisher weit weniger verbreitet ist als die Bogenform, obwohl sie besonders für Firmenkunden aus Autorensicht leichter benutzbar ist. Man muss hier nicht umständlich die machmal nicht so gute Stanzung entfernen, um an die Marke selbst zu kommen. Bezüglich der neu vorgestellten Maschine auf einer Messe, bei der die Rollen aufgespendet werden und im selben Arbeitsgang mittels Tintenstrahlentwertung als Vorausentwertung gestempelt werden, wird demnächst in einem separaten Artikel ausführlicher berichtet werden.
Ergänzung 1 - weitere Infos bzw. Abbildungen von Werbematerial der "Marke Individuell" in Rollenform
Hier folgen nun als erstes noch zwei lose Flyer mit Werbung für die Rollenform, der erste stammt aus dem Jahr 2011, der zweite aus dem Jahr 2013. Diese unterscheiden sich aber nur in kleineren Dingen, beim ersten ist noch eine 55 Cent Marke als Bild vorhanden und es wird noch dazu geworben, diese Marken auch für den Infobrief einzusetzen. Dieser wurde aber Ende 2013 abgeschafft, daher ist auf dem Flyer von 2013 dieser Hinweis verschwunden. Außerdem wird hier eine 58 Cent Marke gezeigt.
Ergänzung 2 - weitere bekannt gewordene nicht alltägliche Rollenmarken (in Planung)
Die weiteren nicht alltäglichen Marken Individuell in Rollenform sollen hier schrittweise auch gezeigt werden, die Sortierung wird erfolgen in der Reihenfolge ohne URL, mit URL, kursiv und gerade.