Schluss: Dialogpost mit Briefmarken
(erscheint in philatelie 562 - April 2024)
Ende vergangenen Jahres wurde zum 31. Dezember 2023 die Option „Frankierung mit Briefmarken“ bei Dialogpostsendungen von der Post eingestellt. Es ging dabei sowohl um die Frankierung mit Briefmarken, Marken Individuell als auch um Plusbriefe oder Plusbriefe Individuell für die Dialogpost. Der eine oder andere Sammler hat vielleicht in diesem Zusammenhang auch schon mal den Begriff „Absenderstempelung“ gehört. Alternativ wurde teils von einer „Vorausentwertung“ gesprochen. Eingeführt wurde alles am 11. Januar 1979. Damals hieß die Versendungsform allerdings noch Massendrucksache.
Zum 1. September 1993 wurde diese Massendrucksache durch die Infopost abgelöst. 22 Jahre und 9 Monate später wurde alles erneut umgetauft. Ab dem 1. Januar 2016 lautete die Versendungsform Dialogpost.
Genauso wie sich die Namen der Versendungsform im Laufe dieser Jahre mehrmals geändert hatten, wurden auch die Vorgaben und Randbedingungen für die entsprechende Stempelung mehrmals angepasst. So wurde beispielsweise ab dem Dezember 1999 im Rahmen der Einführung der Plusbriefe auch die Vorausentwertung über den Frankierservice der Deutschen Post zugelassen. Dies war nötig, da die neuen Plusbriefe anfangs oft noch nicht mit einem Entwerteklischee versehen waren.
Im Herbst 2010 begann dann die Pilotierung der Vorausentwertung im „Digitaldruck“ (siehe philatelie 405 – März 2011), die dann ab dem 1. Januar 2014 als neues Vorausentwertungsverfahren vorgegeben wurde.
Die bisherigen vorhandenen Absenderstempelmaschinen konnten allerdings noch bis zum 31. Dezember 2019 weiter genutzt werden. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Post dann aber alle noch vorhandenen Verträge gekündigt. Nun war die Vorausentwertung nur noch in Form des Digitaldrucks oder des Frankierserivce oder ein Plusbrief mit Klischeeentwertung erlaubt.
Wie weiterhin bekannt ist, wurden ab 2021 schrittweise alle neuen Briefmarken mit einem Matrixcode versehen, es waren also weitere Umstellungen bei den Letterschops zum Handling der nun etwas größeren Markenformate erforderlich. Aufgrund zusätzlicher Entgeltänderungen im Dialogpostbereich ab Januar 2020, die sich ab Januar 2022 zu halbjährlichen Preisänderungen steigerten, kamen weitere Probleme dazu. Dies und andere eigene Fehler der Deutschen Post bei der Änderung der Randbedingungen für diese Versendungsform führten zu einem starken Nutzungsrückgang der Kunden bezüglich der Freimachung der Dialogpost mit Briefmarken. Daher hat die Deutsche Post circa im Frühjahr 2023 entschieden, diese Freimachungsform mit Stichtag 31. Dezember 2023 abzuschaffen. Dies wurde rechtzeitig im Frühsommer 2023 angekündigt.
Wie Sie an der langen Einleitung schon feststellen konnten, hatten sich besonders im Laufe der letzten Jahre viele verschiedene Entwicklungen fast parallel bei den Marken und der Stempelung geändert. Die Abschaffung der Freimachung von Dialogpostsendungen mit Briefmarken bietet daher einen guten Anlass, zumindest den Teilbereich der Dialogpostphase ab dem 1. Januar 2016 bis zum 31. Dezember 2023 etwas näher zu betrachten.
Die Entgelte der Dialogpost
Betrachten wir als erstes die Entgelte für diese Sendungen ab dem 1. Januar 2016 bis zum Ende 31. Dezember 2023 etwas näher. Gleichzeitig mit der Umstellung des Produktnamens von Infopost auf Dialogpost wurden die Einlieferungsbedingungen für die Mindestmengen und die Gewichtsstufen neu zugeschnitten. Bei der folgenden Betrachtung schränken wir uns weiter auf das Inland ein. Die möglichen Optionen Dialogpost Welt werden hier nicht behandelt. Im gewissen Rahmen konnte dabei mangels vorhandener passender Briefmarken auch etwas über- oder unterfrankiert werden.
Dieser Betrag wurde dann über die Einlieferungsliste erstattet oder nacherhoben. Über diese Liste wurde auch die fällige Umsatzsteuer eingezogen. Im Inland gibt es für Standardbriefe nun zwei Portostufen, für Großbriefe bis 1000 Gramm fünf weitere Portostufen. Ab dem 1. Januar 2020 kam im Rahmen einer ersten Erhöhung der Entgelte im untersten Bereich noch die spezielle Portostufe für eine Dialogpost-Postkarte dazu.
Zwei Jahre später begann sich die Preisschraube der Entgelte schrittweise im unteren Bereich schneller zu drehen. Ein weiteres Jahr später (1. Januar 2023) wurden alle Entgelte erneut etwas angehoben. Kaum war diese Erhöhung umgesetzt, erfolgte schon die Ankündigung der nächsten Erhöhung zum 1. Juli 2023. Nahezu gleichzeitig wurde aber auch das Ende der Freimachung mittels Briefmarken verkündet.
Die Briefmarken
Für die Frankierung der unteren Wertstufen gab es spezielle Briefmarken. Bei der Blumendauerserie waren dies 28 Cent und 30 Cent. Im Rahmen der Entgeltänderung zum 1. Januar 2022 mit der gleichzeitigen Umstellung aller neuen Marken auf Matrixcode gab es weitere Überraschungen. Für die neuen Portostufen 32 und 37 Cent wurde Anfang 2022 ausnahmsweise noch einmal kurzfristig zwei Blumenmarken mit dieser Wertstufe hergestellt.
Erst im Spätherbst 2022 wurden die selben Portostufen aus der neuen Dauerserie „Welt der Briefe“ mit Matrixcode herausgegeben.
Zu diesem Zeitpunkt müssten die Verantwortlichen aber schon gewusst haben, das wenige Wochen später zum 1. Januar 2023 eine erneute Entgelterhöhung stattfinden würde. Dazu wurden erneut neue Briefmarken der Dauerserie „Welt der Briefe“ mit den folgenden Portostufen 30 Cent, 33 Cent, 38 Cent, 48 Cent und 61 Cent gedruckt. Dabei ist bei der Herstellung zweier Werte (33 Cent nassklebender Kleinbogen – gedruckt in Holland, 38 Cent nassklebender Kleinbogen gedruckt in Berlin) ein Fehler unterlaufen. Aus nicht nachvollziehbaren Gründen hatten beide Druckereien den selben EAN-Code bei diesen nassklebenden Kleinbogen genutzt.
Für die Verkauf der Marken war dieser Fehler, der nicht das erste Mal aufgetreten war, allerdings nicht relevant. Wenige Monate nachdem diese Marken erhältlich waren, kam neben einer weiteren Entgelterhöhung das endgültige Aus für diese Portostufen. Im letzten halben Jahr konnte man die bisherigen Werte aufbrauchen. Allerdings musste wegen der weiteren Entgelterhöhung zum 1. Juli 2023 die fehlende Differenz über die Einlieferungsliste nachbezahlt werden. Echt gelaufene Belege mit solchen Frankaturen, egal in welcher Freimachungsform, sind nach dem derzeitigen Forschungsstand extrem selten, wenn überhaupt zu finden.
Die entsprechenden Portostufen wurden aber nicht nur als nassklebende Kleinbogen für Sammler, sondern auch als selbstklebende Rollenmarken speziell als Großrollen mit 500 oder 5000 Marken für die Lettershops hergestellt, Diese benötigten diese großen Rollen für die Produktion der Sendungen für ihre Kunden.
Unabhängig davon wurden natürlich auch entsprechende spezielle Plusbriefe für die Dialogpost von der Deutschen Post selbst hergestellt und vertrieben. Zusätzlich gab es individuelle Kundenbestellungen von Marken Individuell oder Plusbriefen Individuell für das eine oder andere Mailing.
Von der Dauerserie „Welt der Briefe“ mit Matrixcode wurden von der Post selbst für Standardbriefe die Portostufe 33 Cent mit und ohne Fenster (C6/C5 Format Din lang) sowie die 61 Cent mit Fenster (C4 Format) als Kistenware zum Verkauf angeboten. Andere Portostufen wie beispielsweise ein Plusbrief 38 Cent „Welt der Briefe“ waren Privatbestellungen.
Die zugelassenen Stempelvarianten
Als Briefmarkenfrankaturen von Plusbriefen oder Plusbriefen Individuell gab es zu Dialogpostzeiten nur die schon beim Druck mit erfolgte Klischeeentwertung in Form einer Welle. Dabei gab es aber teils auch unterschiedliche Varianten in Form der Digitalentwertung oder anderen Ausprägungen. Die Briefmarken oder die Briefmarken Individuell mussten durch eine Vorausentwertung gestempelt werden.
Dies konnte entweder durch die Post über den Frankierservice geschehen oder über eine klassische Vorausentwerter-Maschine beim Kunden. Da diese aber oft mangels Ersatzteilen nicht mehr sehr gut funktionierten, wurde improvisiert. Die Letterschops oder Kunden setzten als Alternative meistens selbst gestrickte Tintenstrahlentwertungssysteme ein, die keine offizielle Zulassung hatten. Aus diesem Grunde existieren die vielfältigsten Stempelformen. Diese sind nicht immer einfach einer bestimmten Maschine oder einen bestimmten Verfahren zuzuordnen.
Wichtig war den Großkundenannahmeschaltern der Deutschen Post nur, das eine Vorausentwertung stattgefunden hatte und die speziellen allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) für die Dialogpost bezüglich des Inhalts eingehalten wurden. Die mehr oder weniger improvisierten Vorausentwertungsverfahren wurden nicht beanstandet.
Beim Frankierservice wurde von der Post beispielsweise die Standard- und Kompaktbriefstempelmaschine AM 990/91 mit sehr unterschiedlichen Klischees je nach Briefzentrum eingesetzt. Sehr oft wurden dort aber auch die speziell umgerüsteten Absenderfreistempelmaschinen für den Frankierservice genutzt. Hierbei handelt es sich in der Regel um Tintenstrahldrucksysteme. Für Stempelsammler gibt es also noch sehr viel zu erforschen.
Postalische Rahmenbedingungen
Zum 1. Januar 2020 musste die Post die Einlieferungsbedingungen bezüglich der Definition, was eine Dialogpostsendung ist, deutlich verschärfen. Dazu wurde sogar eine großformatige gedruckte Broschüre herausgegeben. Zusätzlich wurden kleine Flyer diesbezüglich gedruckt und verteilt. Hintergrund dieser Verschärfung der Einlieferungsbedingungen dürften diverse Einsprüche von der Konkurrenz gewesen sein. Denn man hatte in der Jahren davor bei der Annahme scheinbar nicht mehr so genau auf die Randbedingungen wie beim Vorläufer Infopost geachtet.
Gleichzeitig wurde aber zum 1. Januar 2020 die bisherige Vorausentwertung abgeschafft. Nun durfte nur noch der sogenannte „Digitalstempel“ genutzt werden. Er bestand aus einer Welle, dem Wort Dialogpost und einer zehnstelligen Kennung und durfte nur mit speziell zugelassener dokumentenechter Tinte aufgespritzt oder mittels Offsetdruck aufgedruckt werden. Eine zusätzliche Werbefläche im Stempel war den Kunden nicht mehr gestattet. Die einzige bekannte Ausnahme hier ist Bethel.
Mit diesem deutlichen Eingriff der Post wurde diese Versendungsform aus Sicht des Autors für die Kunden uninteressant. Der nächste Schlag für diese Versendungsform war die Umstellung der Briefmarken auf Datamatrixcode. Dazu mussten die Letterschops, die diese Versendungsform noch produziert hatten, in neue Maschinen investieren, die die größeren Briefmarkenformate der Dauerserie „Welt der Briefe“ verarbeiten konnten.
So war es aus Sicht des Autors kein Wunder, das das Interesse der Kundschaft an mit Briefmarken frankierter Dialogpostwerbung stark abnahm. Diese starke Abnahme machte sich natürlich besonders bei den speziellen Portostufen für Dialogpostmarken bemerkbar. Die benötigte Menge für Großrollen mit Matrixcode war nicht mehr sehr groß. Zusätzlich musste aufgrund der wirtschaftlichen Bedingungen in teils sehr kurzen Abständen an der Entgeltschraube gedreht werden. Bedingt durch den etwas größeren Herstellungsaufwand des Briefmarkendrucks mit Matrixcode wurde speziell bei den Kleinststufen im Centbereich anscheinend eine Grenze erreicht, die dazu führte, das die deutsche Post die Herstellung dieser Portostufen einstellte.
Resümee
Der Bereich Dialogpost mit Briefmarkenfrankaturen ist ein kleines, nun abgeschlossenes Sammelgebiet, bei dem noch viel zu erforschen ist. Die Kosten sind zu vernachlässigen, denn die Belege sind nicht teuer und in Wühlkisten zu finden. Man muss hier allerdings oft lange suchen, denn Händler haben diese Belege selten im Angebot. Fangen Sie doch an, dieses nun abgeschlossene Sammelgebiet zusammen zu tragen! Hilfe bieten beispielsweise Internetforen, wie philaseiten und die eine oder andere Arbeitsgemeinschaft, je nachdem, ob Sie den Schwerpunkt auf die Marken selbst legen oder eher die jeweiligen Portostufen und Stempelformen zusammentragen wollen.