Corona: Hybridpostkartenaktion

 

(Vorabveröffentlichung aus philatelie 524 - Februar 2021)

 

Beim Erscheinen dieses Artikels ist es ungefähr schon ein Jahr her, das Corona unser Leben mehr oder weniger verändert hat. Am 1. Dezember 2020 hatte die Deutsche Post AG und MyPostcard im Rahmen der Aktion „#FürMichFürUns“ eine Million Gratispostkarten zur Verfügung gestellt, die man versehen mit einem Coronamotiv und teils auch ergänzend mit eigenen Bildern weltweit verschicken konnte.

Anschriftenseite einer Grußkarte von der aktuellen Aktion der Post und MyPostcard vom ersten Tag (1. Dezember 2020), hier mit dem roten AHA-Motiv frankiert. Außerdem sind hier die Logos unter der Adresse noch übereinander.
Anschriftenseite einer Grußkarte von der aktuellen Aktion der Post und MyPostcard vom ersten Tag (1. Dezember 2020), hier mit dem roten AHA-Motiv frankiert. Außerdem sind hier die Logos unter der Adresse noch übereinander.

Die Postkarte wird dabei entweder im Internet oder über die App (ein Softwareprogramm für ein modernes Smartphone) erstellt, elektronisch an eine Druckerei weitergeleitet und dort ausgedruckt. Ein Teil wird frankiert mit einer speziellen Coronamarke, der Post zum Versand übergeben.

 

Die ersten dieser Hybridpostkarten tauchten 1998 auf der "CeBit" in Hannover auf. Dort stellte die Post damals ihr neues Produkt „Funpost“ vor. Die aktuelle Aktion bietet daher einen guten Anlas nicht nur über die Besonderheiten aus Sammlersicht zu berichten, sondern in einem Rückblick die bisherige Entwicklung dieser Hybridpostkarten in den letzten 20 Jahren etwas näher zu betrachten.

 

Geschichte

 

1992 wurden auf der Computermesse "CeBit" in Hannover erstmals über „ePost“ berichtet. Hier wurden erstmals Briefe und andere schriftliche Dokumente über das Internet an spezielle Druckstationen bei der Deutschen Post AG geschickt, die dort dann im Kundenauftrag ausgedruckt und gleich postalisch schnell weiterbearbeitet werden konnten. Das vielleicht bekannteste Beispiel aus damaliger Zeit ist die Telekomrechnung. Schrittweise mit der Entwicklung im Computerbereich und Internetbereich entwickelte sich auch die moderne Drucktechnik schnell weiter. 1998 war es drucktechnisch und vor allem kostenmäßig nicht mehr sehr teuer, erste individualisierte einzelne Postkarten mit farbigen Motiven und individuellen Text in guter Qualität zu drucken. Einer dieser Firmen, die solche Druckoptionen damals anbot, war IBM Drucksysteme, die anfangs auch diesbezüglich mit der Deutschen Post kooperierten.

 

Im Rahmen des Ausbaus der „ePost-Aktivitäten“ der Deutschen Post AG wurde daher 1998 das neue Produkt „Funpost“ (eine Hybridpostkarte – erhältlich unter www.funpost.de) erstmals vorgestellt. Ein Jahr später wurde diese dann in „Funcard“ umbenannt und bis 2018 kontinuierlich weiter entwickelt.

Vorderseite eines Werbeflyers der Deutschen Post aus dem Jahr 2000 von der CeBit zum Thema Funcard
Vorderseite eines Werbeflyers der Deutschen Post aus dem Jahr 2000 von der CeBit zum Thema Funcard

Schon ganz am Anfang wurde auch Funcard-Sponsoring und Funcard Mailing angeboten.

Anschriftenseite einer Werbepostkarte zum Funcard-Sponsoring, die auf der CeBit verteilt wurde
Anschriftenseite einer Werbepostkarte zum Funcard-Sponsoring, die auf der CeBit verteilt wurde
Anschriftenseite einer Funcard Mailingpostkarte, hier mit einem gedruckten Entgelt Bezahlt Vermerk mit zusätzlichem Bild neben dem Freimachungsvermerk, was beworben werden soll
Anschriftenseite einer Funcard Mailingpostkarte, hier mit einem gedruckten Entgelt Bezahlt Vermerk mit zusätzlichem Bild neben dem Freimachungsvermerk, was beworben werden soll

Im ersten Fall konnte eine Firma diese Postkartenaktion auf ihrer Webseite mit einbinden, um auf sich aufmerksam zu machen. Im zweiten Fall sollte ein spezielles Produkt per Postkarte beworben werden. Diese ersten Hybridpostkarten hatten schon damals neben der ePost-Freimachung ein schönes farbiges Zusatzmotiv, so ähnlich wie heute auch die Internetmarken. Dieses Zusatzmotiv konnte aber noch nicht individuell ausgewählt werden, es wurde von der Post in wechselnder Form für eine bestimmte Zeitspanne vorgegeben.

Teilausschnitt aus einer Übersicht der Deutschen Post der farbigen Zusatzmotive bei der Funcard und deren Laufzeit
Teilausschnitt aus einer Übersicht der Deutschen Post der farbigen Zusatzmotive bei der Funcard und deren Laufzeit

Der Versand war nicht nur innerhalb von Deutschland möglich, man konnte diese Funcards auch weltweit verschicken. In diesem Fall wurde noch zusätzlich unter den ePostvermerk ein Luftpostaufkleber dazu gedruckt.

Anschriftenseite einer Funcard vom Februar 2000 nach Österreich mit dem zusätzlichen Motiv neben dem ePostvermerk und einem gedruckten Luftpostaufkleber
Anschriftenseite einer Funcard vom Februar 2000 nach Österreich mit dem zusätzlichen Motiv neben dem ePostvermerk und einem gedruckten Luftpostaufkleber

Im Jahr 2003 tauchten dann erstmals MMS Postkarten auf (philatelie 311 – Mai 2003). Es handelte sich hierbei um Postkarten, die man über das Handy und die damals vorhandenen SMS-Dienste gestalten und beschriften konnte. Diese wurden dann vom jeweiligen Telekomanbieter (Provider) an eine Druckerei (Lettershop) geschickt, dort ausgedruckt, in unterschiedlicher Weise frankiert und über die Post an den Empfänger versandt.

Anschriftenseite einer MMS-Postkarte vom Provider Vodafone, hier mit ePostfreimachungsvermerk und links daneben zusätzlicher Werbung für eine MMS-Postkarte
Anschriftenseite einer MMS-Postkarte vom Provider Vodafone, hier mit ePostfreimachungsvermerk und links daneben zusätzlicher Werbung für eine MMS-Postkarte

Freimachungsformen waren hier der ePost-Freimachungsvermerk, ein Frankierservicestempel, die DV-Freimachung, aber auch die manuelle oder maschinelle Frankierung mit Briefmarken.

Anschriftenseite einer MMS-Postkarte, verschickt von der CeBit in Hannover über den Provider T-Mobile, frankiert mit einem nur kurz genutzten Frankierservicestempel vom Briefzentrum 20, der falsch angeschafft wurde
Anschriftenseite einer MMS-Postkarte, verschickt von der CeBit in Hannover über den Provider T-Mobile, frankiert mit einem nur kurz genutzten Frankierservicestempel vom Briefzentrum 20, der falsch angeschafft wurde

Ende 2008 wurde dieser Service der Funpostcards in das neu eröffnete „Schreibcenter“ der Deutschen Post überführt. Zur selben Zeit wurde parallel das iPhone viel bekannter und verbreitete sich rasch. Wer nicht den Anschluss verlieren wollte, musste daher nun auch verstärkt spezielle Apps (spezielle Softwareprogramme für diese neue Handygeneration) entwickeln. Diese konnten die Nutzer über den heute jedem bekannten „App-Store“ beziehen. Die Deutsche Post entwickelte daher parallel zur Weiterentwicklung des Internetdienstes „Schreibcenter“ 2009 eine App „Funcard“.

Anschriftenseite einer 2011 über die Postapp abgeschickten Funcard, erkennbar am zusätzlichen Logo links neben der manuell aufgeklebten selbstklebenden Briefmarke
Anschriftenseite einer 2011 über die Postapp abgeschickten Funcard, erkennbar am zusätzlichen Logo links neben der manuell aufgeklebten selbstklebenden Briefmarke

 

Parallel dazu wurde Ende Oktober 2010 aus dem bisherigen „Schreibcenter“ „www.grusskarten-bestellen.de“. Man konnte nun nicht nur Postkarten im Internet entwerfen und verschicken, man konnte nun auch Grußkarten (Klappkarten) ohne oder mit Umschlag im normalen Postkartenformat oder auch im Großbriefformat generieren und elektronisch versenden. Diese kamen alle real im Briefkasten des gewünschten Empfängers an. Die Frankierung dieser Grußkarten erfolgte zeitweilig in Kooperation mit der Firma Hallmark, einem Postkartenanbieter.

Anschriftenseite einer Grußkarte, die elektronisch auf der Webseite von Hallmark erstellt wurde und die mit einer 75 Cent Marke individuell für den 2011 gültigen Auslandstarif einer Postkarte frankiert war
Anschriftenseite einer Grußkarte, die elektronisch auf der Webseite von Hallmark erstellt wurde und die mit einer 75 Cent Marke individuell für den 2011 gültigen Auslandstarif einer Postkarte frankiert war

Diese Postkarten und Grußkarten wurden mit speziellen Marken Individuell frankiert. Bekannt sind hier die Portostufen 45, 55, 75, 145 und 345 Cent.

 

Auf dem Sektor der Hybridpostkarten gab es also vielfältige verschiedene Anbieter außer der Deutschen Post. Am 1. Mai 2014 gründete Oliver Kray als Berliner Start-up die Postkarten App MyPostcard. Diese neue Firma beschäftigte sich nur mit diesen Hybridpostkarten als einzigen Geschäftszweig. Durch geschicktes Marketing und Werbung wurde diese neue Firma schnell eine der bekanntesten und großen Anbieter auf diesem Sektor. Für die Deutsche Post war die Pflege und Entwicklung der Grußkartensoftware und App nur ein Randbereich, der nicht zum Kerngeschäft der Post gehört. Vermutlich daher wurde die Appentwicklung der App „Funcard“ Ende 2018 eingestellt und der Kundenstamm an den App Anbieter MyPostcard überführt. Die noch vorhandene Grußkartensoftware wurde still und heimlich knapp ein Jahr später Ende 2019 eingestellt. Der Appanbieter MyPostcard bietet heute ein vielfältiges Angebot von Hybridpostkarten an, die nicht nur als klassische Postkarte im Briefkasten ankommen, man kann diese auch in einem Umschlag versenden. Wie schon in der Anfangszeit gibt es hier auch Kooperationen mit Firmen und verschiedenen Organisationen, wie beispielsweise mit dem Rotary Club. Zwar nennt sich das heute nicht mehr Sponsoring , aber das Prinzip ist nahezu identisch.

 

Die Coronakarten

 

Über die App MyPostcard oder die Webseite der Deutschen Post unter dem Stichwort „Postkartenaktion“ konnte man in der Regel drei solcher Postkarten gratis versenden. Zur Verfügung standen 91 verschiedene Coronagrundmotive, die teils mit eigenen Bildern ergänzt werden konnten. Im Textbereich der Postkarte stehen dem Nutzer verschiedene Schriften, Schriftgrößen und Farben zur Auswahl zur Verfügung. Ergänzen kann man seinen Text auch mit einer Vielzahl von Smilies. Karten, die bis mittags in Auftrag gegeben wurden, wurden am selben Tag in einer Berliner Druckerei gedruckt und über eine spezielle Labelmaschine (Tabber) der Firma Quadient (vor dem September 2019 vielen noch unter dem Namen Neopost bekannt) mit 60 Cent Marken Individuell frankiert.

Foto eines Tabbers der Firma Quadient (ehemals Neopost), hier bestückt mit den Marken Individuell mit AHA-Motiven (Foto von MyPostcard)
Foto eines Tabbers der Firma Quadient (ehemals Neopost), hier bestückt mit den Marken Individuell mit AHA-Motiven (Foto von MyPostcard)

Die Firma MyPostcard hat dem Autor hier netter Weise ein Foto einer solchen Briefmarkenaufklebemaschine zugeschickt.

 

Für die Aktion wurden extra Marken individuell mit drei verschiedenen AHA-Motiven in den Farben grün, rot und blau als Rollenmarke mit einer Größe von 5000 Stück je Rolle hergestellt.

Foto einer 5000er Rolle dieser Marken Individuell mit AHA-Motiv (Foto von MyPostcard)
Foto einer 5000er Rolle dieser Marken Individuell mit AHA-Motiv (Foto von MyPostcard)

Die Marken befinden sich alternierend auf der Rolle, eine Nummerierung ist nicht vorhanden. Der Matrixcode der Marken unterscheidet sich bezüglich der drei Farben, ist aber sonst bezüglich einer Farbe immer identisch.

postfrischer Viererstreifen der Marke Individuell mit alternierenden AHA-Motiven
postfrischer Viererstreifen der Marke Individuell mit alternierenden AHA-Motiven

Gestempelt wurden diese Postkarten in der Regel im Briefzentrum 12 in Berlin. Bekannt sind vereinzelt auch Karten, die leider nicht gestempelt wurden oder wo statt einer Marke individuell eine normale 60 Cent Blumenmarke selbstklebend als Frankatur vorhanden war. Dies dürfte daran liegen, das je nach Auslastung der Druckstraßen und des Tabbers vereinzelt auch einmal Karten auf den normalen Linien gefertigt wurden.

 

Bei den normalen Programm von MyPostcard werden 2000er Rollen der Blumenmarke mit dem Motiv Kornblume für die Postkarten genutzt, bei den Briefen setzt man sogar 10.000er Rollen der Blumenmarke ein. Auch Grußkarten im C4-Umschlag werden mit selbstklebenden 155 Centmarken frankiert.

 

Bei Auslandssendungen wird generell der Kilotarif als Frankierung genutzt, da dieser wesentlich günstiger ist, als eine Briefmarkenfrankatur.

 Frankierausschnitt für den internationalen Versand mit dem Brief Kilotarif Freimachungsvermerk von MyPostcard
Frankierausschnitt für den internationalen Versand mit dem Brief Kilotarif Freimachungsvermerk von MyPostcard

Die AHA Marken gibt es also nur als 60 Cent Portostufe. Karten aus den ersten zwei Tagen besitzen noch eine geänderte Logodarstellung von Deutsche Post und MyPostcard. Diese ist anfangs übereinander.

 

Da hier aber vermutlich der Platz für die Kodierzone etwas eng war, wurde diese Logoanordnung ab dem dritten Tag in die Form nebeneinander und etwas kleiner geändert. Senkrecht neben der Marke findet man die Auftragsnummer des Absenders. Über diese kann man ansatzweise den Durchlauf aller Aufträge, egal ob Gratisaktion oder normale Postkarte abschätzen. Bei normal in Auftrag gegebenen Karten findet man außerdem links oben neben der Briefmarke noch den Absender von MyPostcard.com

 

Resümee:

 

Die Postkarten aus der aktuellen Gratisaktion der Deutschen Post und MyPostcard passen sehr gut in eine aktuelle Coronasammlung. Durch die Frankatur einer Marke Individuell sind diese Karten auch hier eine interessante Ergänzung. Unabhängig davon gibt es speziell bei den Frankieroptionen und Veränderungen der verschiedenen Anbieter von Hybridpostkarten von Anfang bis heute noch viel zu erforschen, da diese oft unerkannt weggeworfen worden sein dürften. Daher ist der Autor diesbezüglich an allen Informationen zu diesem Thema, egal von welchen Anbieter und aus welcher Zeit oder Scans echt gelaufener Karten interessiert. Die aktuellen Karten könnten aber auch der Anlass sein, ein Einrahmenobjekt „Hybridpostkarten“ Deutschland oder sogar weltweit aufzubauen und zusammen zu tragen.

 

Das Thema würde auch gut für eine Jugendgruppe passen, die sich heute ja oft besser mit einem Smartphone und dem Internet auskennen, als der Autor. Da manche dieser Karten sogar zeitweilig gratis sind, dürften die Kosten für diese Sammlung sehr begrenzt sein. Es wäre hier also möglich die moderne Welt und die Philatelie einfach für Jugendliche zu verbinden.

 

Arbeitsgemeinschaften:

 

Wer mehr Informationen zu diesen Hybridpostkarten sucht, kann bei der Arbeitsgemeinschaft Briefpostautomation e.V. fündig werden. Ansprechpartner finden Sie über die Webseite www.arge-briefpostautomation.de