Die Stempelung von Beutelfahnen und Infoträgern in den Briefzentren (Schwerpunkt Schaffnerzangenstempel und Stechuhrstempel)

(erschienen im Gildebrief 196 - 52. Jahrgang - November 1999)

 

Bevor es die Briefzentren gab, war es bei der Post üblich, daß alle Beutelfahnen vom Abgangspostamt gestempelt wurden. Dazu wurden in der Regel Handstempel (Faust- und oder Hammerstempel) und Maschinenstempel benutzt. In der letzten Zeit gab es aber auch andere Formen. Es handelt sich dabei um Rechteckgummistempel mit Datums- und Ortsangaben. Weiter gab es Stempelgeräte die wie eine Stechuhr funktionierten. Wurde die Beutelfahne in den Schlitz gesteckt, löste ein Kontakt eine Stempelung aus. Ich bezeichne diese Stempel im folgenden Beitrag daher als Stechuhrstempel. Ob dies eine korrekte Angabe ist, kann ich leider nicht sagen - wer kann mir hier weiterhelfen ?

Eine weitere nicht so geläufige Form sieht äüßerlich wie eine Schaffnerzange aus. Durch das Zusammendrücken wir ein entsprechender sehr kleiner Stempelabdruck auf der Beutelfahne hinterlassen. Diese Stempel bezeichne ich daher im folgenden Beitrag als Schaffnerzangenstempel. Ob dies hier auch die korrekte Angabe ist, kann ich leider nicht sagen - wer kann mir hier weiterhelfen ?

Schaffnerzangenstempel vom BZ 01

 

Bei den oben genannten Stempelvarianten handelt es sich oft auch um reine Innendienststempel, die nur für die Stempelung der Beutelfahnen vorgesehen waren. Diese Stempel wird man daher in der Regel nicht auf Briefen finden. Ein besonderes Beispiel sind die Handstempel in der jeweiligen Wertstelle, die nur für die Ladezettel und Beutelfahnen dienten. Das Stempeln der entsprechenden Beutelfahnen verursachte natürlich viel Aufwand. Im Rahmen des Briefkonzeptes Brief 2000 wurde dieser Aufwand sehr schnell auf wenige Ausnahmen reduziert. Dies war unter anderem auch dadurch möglich, da die Nachfolger der Beutelfahnen, die Infoträger alle wichtigen Absendeinformationen enthielten. Allerdings kam es in der Übergangszeit bei einigen Briefzentren noch vor, daß extra für diese Zwecke entsprechende neue Innendienststempel angeschafft wurden oder daß die vorhandenen mit neuem Klischee mit Briefzentrumsvermerk eingesetzt wurden. Dies diente unter anderem auch zur Qualitätskontrolle in der Umstellungsphase. Sehr schnell wurde hier aber das Stempeln von Beutelfahnen auf ein Minimum reduziert. Da es sich weiter oft um reine Innendienstbelege handelt, sind diese postgeschichtlichen Spuren sehr selten und entsprechend lückenhaft dokumentiert. (Es handelt sich bei Beutelfahnen um Innendienstbelege, da diese ja nur innerhalb des Postbetriebes beispielsweise vom Briefzentrum 23 ans Briefzentrum 45 benötigt wurden und nicht, um die Post an den Kunden xy zu senden).

Etwas länger als die altbekannten normalen Beutelfahnen wurden die Nachtluftpostbeutelfahnen zur Laufzeitkontrolle gestempelt. Dies wurde aber auch schrittweise eingestellt. Heute werden diese nur in Ausnahmefällen noch gestempelt. Immer gestempelt wurden dagegen bis zur Abschaffung des Inlandswertbriefes die entsprechenden Wertbeutelfahnen. Fast alle Wertstellen der vorhandenen Briefzentren hatten dafür besondere Innendienststempel mit Briefzentrumsvermerk, mit einigen wenigen Ausnahmen wie Mainz oder Pforzheim. Zu diesem Bereich werde ich aber in einem der nächsten Gildebriefe näheres schreiben.

 

Schaffnerzangenstempel in Briefzentren

Wie weiter oben schon geschildert, ist das Material zur Analyse bedingt durch die reine Innendienstverwendung nur extrem selten in postgeschichtliche Hände gelangt. Erschwerend kommt oft bei diesem Stempeltyp dazu, daß die Schrift sehr klein ist und das die Abdrücke oft nur teilweise erkennbar sind. Dadurch wird eine Auswertung stark behindert. Um Ihnen einmal einen Eindruck eines solchen Stempels zu zeigen, habe ich zwei unterschiedliche Varianten extrem stark vergößert abgebildet.

Schaffnerzangenstempel vom BZ 06

 

Wie Sie der Abbildung entnehmen können ist senkrecht zur Datumsangabe der Briefzentrumsvermerk angebracht. Im Orginal ist dieser nur 5 mm hoch. Hauptvarianten sind bekannt, einmal Datum mit Sekungendangabe, 1 x statt Sekundenangabe mit Unterscheidungsbuchstaben (Beispiel Briefzentrum Halle "G"). Dieser Buchstabe ist in der Regel ein Großbuchstabe, es gibt aber auch vereinzelt welche mit kleinen Buchstaben. Aufgrund der Unterscheidungsbuchstaben kann man vermuten, daß es mehrere Stempel dieser Art mit unterschiedlichen Buchstaben gibt. Dies konnte auch bei 2 Briefzentren festgestellt werden.

Bekannt sind mit dieser Stempelform bisher nur 9 verschiedene Briefzentren. Ohne Unterscheidungsbuchstaben das BZ 01, BZ 14, BZ23. Mit Unterscheidungsbuchstaben das BZ 06 (G, N, B, U), BZ 8 (c), BZ 18 (A, C, M), BZ 98 (c). Außerdem soll auch das BZ 35 mindestens einen solchen Stempel besessen haben - Details dazu fehlen aber. Weitere Briefzentren sind bisher nicht bekannt geworden - wer hierzu ergänzende Informationen haben sollte, wird um Meldung und Fotokopie an den Autor gebeten - danke.

 

Stechuhrstempel in Briefzentren

Bei diesen Stempeln gibt es insgesamt 4 Hauptvarianten - Einzeiler, Zweizeiler, Dreizeiler und Vierzeiler. Insgesamt gibt es bisher Vorlagen von 23 verschiedenen Briefzentren. Beginnen wir daher mit den Einzeilern. Davon sind bisher nur 2 Briefzentren bekannt. Deutlich erkennbar ist dies allerdings nur beim BZ 39. Das BZ 41 hat zwar auch einen Einzeiler, aber die Ortsangabe fehlt, daher ist nicht eindeutig erkennbar, ob der Stempel nur teilweise abgeschlagen wurde oder ob er aus dem BZ 41 stammt.

Einzeiliger Stechuhrstempel aus dem BZ 39

 

Am weitesten verbreitet sind die zweizeiligen Stechuhrstempel in der unterschiedlichsten Anordnung oft ohne Unterscheidungsbuchstaben, aber auch mit Unterscheidungsbuchstaben. Folgende Briefzentren ohne Unterscheidungsbuchstaben haben oder hatten solche Stempel: BZ 02, BZ 13, BZ 26, BZ 34, BZ 38, BZ 49, BZ 51, BZ 52, BZ 68, BZ 76, BZ 78, BZ 86, BZ 88 und BZ 92.

Zwei verschiedene zweizeilige Stempel ohne UB vom BZ 02 und BZ 26

 

Wesentlich seltener sind solche mit Unterscheidungsbuchstaben. Bekannt sind bisher BZ 04 (b), BZ 31 (B, H, J, I, G) und BZ 99 mit 6 verschiedenen UB (unter anderem "e").

Beispiele für zweizeilige Stempel mit UB (BZ 04 b, BZ 32 B, BZ 32 G, BZ 32 J)

 

Es folgen zwei weitere Stempel mit interessanten Varianten. Das BZ 07 Gera hatte mindestens einen solchen Stempel mit UB j". Schaut man sich hier das Datum an, so stellt man fest, daß es zu diesem Zeitpunkt noch kein BZ 07 gab, es war erst in Planung bzw. Bau. Dieser Stempel wurde also nachweislich noch in der alten BfA eingesetzt. Ein weiterer nicht alltäglicher Fall ist das BZ 48. Zum einen ist hier die Ortsangabe unter dem Datum, sonst in der Regel umgekehrt, und als weitere Besonderheit ist eine Postleitzahl anggegeben, die 48000.

Nicht alltägliche zweizeilige Stempel aus Gera und Münster

 

Von den dreizeiligen Stechuhrstempeln sind bisher nur 2 Briefzentren bekannt, die so etwas eingesetzt haben. Es handelt sich dabei zum einen um das BZ 09 Chemnitz mit Unterscheidungsbuchstaben hinter dem Wort Briefzentrum "g" (in Abbildung vermutlich schlecht erkennbar). Ein weiterer bekannter UB vom BZ 09 ist "d". Das Briefzentrum 12 hat den zweiten bisher bekannten Dreizeiller. Die Zahl 311.1 dürfte auf die Abteilung 31 hinweisen ?

Die einzigen dreizeiligen Stechuhrstempel vom BZ 09 und BZ 12

 

Der einzige bekannte vierzeilige Stechuhrstempel stammt aus dem Briefzentrum 97 Würzburg. Bekannt ist hier zumindest der Unterscheidungsbuchstabe "e". Wer kennt weitere ?

Vierzeiliger Stechuhrstempel aus Würzburg (das Wort Briefzentrum ist nur schwach erkennbar)

 

 

Sonderformen

Insgesamt sind drei Sonderformen bekannt. Die erste ist ein Provisorium vom BZ 14, bis es den Schaffnerzangenstempel gab. Es handelt sich hier um einen Einzeiler. Die ersten beiden Zahlen bezeichnen das BZ, die dritte und vierte Stelle den Tag und die letzten Beiden Stellen den Monat.

Provisorium aus dem Briefzentrum 14

 

Der zweite ungewöhnliche Fall betrifft das BZ 68. Hier gibt es zwar außer einem zweizeiligen Stechuhrstempel auch einen dreizeiligen Reckteckgummistempel. Beide Stempel werden schon lange nicht mehr eingesetzt.

Die zwei Varianten des Briefzentrums 68 Mannheim

 

Beim letzten Sonderfall handelt es sich um das BZ 12 - es besitzt einen weiteren Stempel, einen rechteckigen Gummistempel mit drei Zeilen.

Zwei verschiedene Rechteckstempel aus dem Briefzentrum 12

 

 

Schlußwort

Alle diese eben genannten Stempel sind bisher nur mit Briefzentrumsvermerken bekannt geworden, die einzige Ausnahme ist der schon beim letzten Mal abgebildete rechteckige Gummistempel "Briefregion 42". Wenn Sie bezüglich der obigen Stempel weitere Ergänzungen melden können, wäre dies toll - denn in einigen Jahren wird es noch schwieriger sein, diese Daten einigermaßen zusammen zutragen.