Fälschungsfund SWK nach 20 Jahren

 Coautor - Bernd Hanke

(Vorabveröffentlichung - erscheint in philatelie 570 - Dezember 2024)

Am 3. Januar 2005 wurden die ersten Motive der neuen Dauerserie Blumen herausgebracht. Diese sollten die bisherige Dauerserie Sehenswürdigkeiten ersetzen, die 1987 ihren Start hatte. Mit Datum vom 28. September 2000 gab es dabei die ersten Werte mit Doppelnominale und ab dem 27. Dezember 2002 in reiner Eurowährung. Bezüglich bekannter Fälschungen zum Schaden der Post war hier nur das Motiv „Steinerne Brücke Regensburg“ mit der Michel-Nummer 2140 A in zwei verschiedenen Varianten bekannt (philatelie 304 – Oktober 2002 – Wolfgang Maassen / Wilhelm van Loo).

Der bisher einzige bekannte Brief mit der erkannten Fälschung „Steinerne Brücke“, der mit dem links eingeblendeten Stempel „Postwertzeichen gefälscht / AGB Prüfer BZ 50“ gekennzeichnet wurde und dann nach der Rücksendung erneut frankiert und am 22. August 2003 von Köln 30 an den Empfänger abgeschickt wurde
Der bisher einzige bekannte Brief mit der erkannten Fälschung „Steinerne Brücke“, der mit dem links eingeblendeten Stempel „Postwertzeichen gefälscht / AGB Prüfer BZ 50“ gekennzeichnet wurde und dann nach der Rücksendung erneut frankiert und am 22. August 2003 von Köln 30 an den Empfänger abgeschickt wurde

Weitere Fälschungen von dieser Dauerserie waren bis vor wenigen Wochen nicht bekannt. Da von 1999 bis circa 2009 auch eine enge Kooperation zwischen der Deutschen Post und dem BDPh bezüglich Fälschungsfunden vorlag, ist davon auszugehen dass die nun neu entdeckten zwei Fälschungen von der Doppelnominale 720 Pfennig / 3,68 Euro mit dem Motiv „Rathaus Hildesheim“ und der Euronominale 2,60 Euro mit dem Motiv „Seute Deern Bremerhaven“ mit zwei verschiedenen Papiervarianten bis heute von der Deutschen Post nicht gefunden und daher unerkannt verbraucht worden sein dürften.

Dies ist im Nachhinein auch kein Wunder, wenn man sich die vorgesehene Nutzung dieser Wertstufen näher betrachtet. Die am 2. Juli 2001 herausgegebene Michel-Nummer 2197 mit der Doppelnominale 720 Pfennig / 3,68 Euro war nur bis zum 28. Februar 2003 als Päckcheneinzelfrankatur sinnvoll nutzbar.

Ein Päckchen, das am 18. Oktober 2002 an einem Postdienstleitungsautomat eingeliefert wurde. Zur Sicherheit wurde bei diesen Annahmegeräten von der Post selbst nachträglich zusätzlich eine Briefmarke zu 720 Pfennig bzw. 3,68 Euro aufgeklebt
Ein Päckchen, das am 18. Oktober 2002 an einem Postdienstleitungsautomat eingeliefert wurde. Zur Sicherheit wurde bei diesen Annahmegeräten von der Post selbst nachträglich zusätzlich eine Briefmarke zu 720 Pfennig bzw. 3,68 Euro aufgeklebt

Zur damaligen Zeit wurden aber im Bereich der Frachtzentren (heute als Paketzentren bekannt) keine Entgeltsicherungsmaßnahmen bezüglich der Echtheit von Briefmarken durchgeführt. Daher ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, das in dem einen oder anderen Sammleralbum hier eine gestempelte Ganzfälschung schlummern könnte.

Ähnlich verhält es sich bei dem 2,60 Eurowert der Serie „Sehenswürdigkeiten“. Erschienen ist die echte Marke am 6. März 2003 und sie war nur für das damalige Standard-Einschreiben als Einzelfrankatur geplant (55 Cent Standardbrief + 205 Cent Einschreiben) und in dieser Kombination bis Ende 2012 nutzbar. Bis zum 31. Dezember 2004 konnte man sie alternativ auch noch für den Einwurf-Einschreiben Kompaktbrief nutzen (100 Cent Kompaktbrief + 160 Cent Einwurf-Einschreiben).

Eine echte Marke 2,60 Euro der Serie SWK
Eine echte Marke 2,60 Euro der Serie SWK

Egal ob es sich nun um ein Einschreiben oder ein Einwurf-Einschreiben handelte, diese Sendungen durften damals nicht geprüft oder bei mangelhafter Frankatur beanstandet werden. Auch hier ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass in dem einen oder anderen Sammleralbum eine gestempelte Ganzfälschung schlummern könnte. Daher werden im folgenden diese drei Varianten näher vorgestellt, damit man diese benutzen Fälschungen leicht finden kann.

 

SWK – Rathaus Hildesheim

Betrachten wir zuerst die Doppelnominale 720 Pfennig / 3,68 Euro Rathaus Hildesheim genauer. Während die echte Marke 2001 im Letterset-Druckverfahren zweifarbig schwarz und teils mit blassen Rot ungerastert gedruckt wurde, wurde die Fälschung im Digitaldruck einfarbig schwarz, teils ungerastert aber auch teils mit 35 Grad gerastert hergestellt.

Links ist die echte Marke „Rathaus Hildesheim“ zu sehen, rechts die Fälschung, bei der die Hausfassade nur schwarz gerastert ist
Links ist die echte Marke „Rathaus Hildesheim“ zu sehen, rechts die Fälschung, bei der die Hausfassade nur schwarz gerastert ist

Die Zähnung unterscheidet sich nur minimal: echt 13 ¾ zu 14; falsch 14 zu 14. Bei der Gummierung ist hier kein deutlicher Unterschied erkennbar sowohl das echte Vergleichsstück wie die Fälschung zeigen eine stark glänzende Gummierung. Als nächstes betrachten wir einige ausgewählte Bildelemente im Vergleich.

 

Links leicht erkennbar der echte Ausschnitt mit der rötlichen Hausfarbe, links die Fälschung von den Fenstern, aber selbst bei der weiteren Vergößerung darunter sind die Details so gut wie nicht unterscheidbar
Links leicht erkennbar der echte Ausschnitt mit der rötlichen Hausfarbe, links die Fälschung von den Fenstern, aber selbst bei der weiteren Vergößerung darunter sind die Details so gut wie nicht unterscheidbar

Die echte Marke ist leicht an ihre Zweifarbigkeit erkennbar. Die gezeigten Bildausschnitte vom einem Fenster zeigen sauber gezeichnete Bildelemente. Zwar sind die Details bei der Fälschung in den Fenstern auch sehr sauber nachgemacht, statt der zweiten eingesetzten blassroten Farbe wurde hier in der Fläche aber nur mit einem schwarzen Druckraster gearbeitet. Es handelt sich hier also um ein leicht erkennbares deutliches Unterscheidungsmerkmal.

Weitere Unterscheidungen lassen sich bei den Textelementen erkennen.Die echte Marke zeichnet sich durch saubere Schriften mit Trennung der Buchstaben aus. Bei der Fälschung hingegen sind die Buchstaben nicht sauber getrennt, beispielsweise berühren sich die Buchstaben T und H von Rathaus.

Ein Teilausschnitt der Schrift „Rathaus“, links die echte Marke, rechts die Fälschung. Die roten Pfeile zeigen einige Unstimmigkeiten
Ein Teilausschnitt der Schrift „Rathaus“, links die echte Marke, rechts die Fälschung. Die roten Pfeile zeigen einige Unstimmigkeiten

Vergrößert man weiter, kann man deutlich die für Letterset typischen abgesetzten Ränder an den Buchstaben und Ziffern sehen (rote Pfeile). Zusätzlich kann man schwarze Rasterpunkte außerhalb der Fläche in der Umgebung der Buchstaben sehen (grüne Pfeile).

Wertziffer Ausschnitt, links die echte Angabe mit den typischen Quetschrändern (rote Pfeile) und rechts die Fälschung mit zusätzlichen schwarzen Rasterpunkten (grüne Pfeile)
Wertziffer Ausschnitt, links die echte Angabe mit den typischen Quetschrändern (rote Pfeile) und rechts die Fälschung mit zusätzlichen schwarzen Rasterpunkten (grüne Pfeile)

 

Sicherheitsmerkmale

Unter UV-Licht 365 Nanometer sieht man eine kräftig gelb leuchtende Fluoreszenz im massegetränkten DP-1 Papier. Seit der Marken mit Doppelnominale gibt es ja nun ein weiteres Sicherheitselement, die „Seltenen Erden“. Diese wurden anfangs nur einer bestimmten Druckfarbe beigemischt, teilweise aber auch mittels eines transparenten Drucks flächig oder in einem bestimmten Muster aufgedruckt. Der Michel Katalog unterscheidet hierbei neun verschiedene Varianten. Das Motiv Rathaus Hildesheim wurde mit dem Typ II bedruckt (Aufdruck über die Zähnung, jedoch Bildteile, Schrift und Ziffern ausgespart). Unter UV-Licht 256 Nanometer ist diese Lackierung mit den Seltenen-Erden-Pigmenten hier ansatzweise sichtbar. Mit einem Infrarotlaser mit 980 Nanometer ist dies aber wesentlich deutlicher erkennbar. Bei den nicht zu Vergleichszwecken genutzten Rollenmarken sind zusätzlich teilweise noch vereinzelte Melierfasern vorhanden.

Bildmontage zu den Sicherheitsmerkmalen, links falsch unter 365 Nanometer, in der Mitte echt unter 365 Nanometer und rechts ist ansatzweise unter 256 Nanometer der Sicherheitsaufdruck erkennbar (grüne Pfeile)
Bildmontage zu den Sicherheitsmerkmalen, links falsch unter 365 Nanometer, in der Mitte echt unter 365 Nanometer und rechts ist ansatzweise unter 256 Nanometer der Sicherheitsaufdruck erkennbar (grüne Pfeile)

Im Gegensatz zu der echten Marke besitzt die Fälschung weder Seltene-Erden-Pigmente noch sieht man eine Reaktion unter UV-Licht mit 365 Nanometer. Neben der fehlenden Zweifarbigkeit, die mit bloßen Auge sichtbar ist, wäre eine Überprüfung mit einer UV-Lampe das zusätzliche einfache Hilfsmittel, um die Fälschung leicht zu erkennen.

 

SWK – Seute Deern Bremerhaven

Während die echte Marke dreifarbig im Offsetdruck mit Blau mit 15 Grad, Rot mit 75 Grad und Fläche sowie Schwarz gedruckt wurde, wurden die beiden Fälschungsvarianten dieses Motivs im Digitaldruck hergestellt. Der Hauptunterschied der beiden Fälschungsvarianten ist das genutzte Papier. In einem Fall wurde graues Papier eingesetzt, im anderen Fall blaues Papier.

Links die echte Marke, in der Mitte die erste Fälschung auf grauen Papier, rechts die Fälschung auf blauen Papier
Links die echte Marke, in der Mitte die erste Fälschung auf grauen Papier, rechts die Fälschung auf blauen Papier

Auch bei der Gummierung unterscheiden sich diese Exemplare. Die Fälschung mit dem grauen Papier hat eine stark glänzende Gummierung, beim blauen Papier sieht man eine matte Gummierung. Der Digitaldruck bei beiden Fälschungen ist vierfarbig Gelb, Cyan Magenta und Schwarz mit „Yello Dots“. Die Perforation bei der echten Marke mit 14 x 14 wurde mittels Schleifperforation erzeugt, bei beiden Fälschungen wurde diese mittels Stanzung exakt mit 14 x 14 nachgemacht.

Die Betrachtung ausgewählter Bildelemente zeigt die ersten deutlichen Unterschiede zwischen dem Original und der Fälschung. Während bei der echten Marke ein sauberer Offsetdruck mit klar ausgeprägten Konturen und Details zu sehen ist, wurde bei der Fälschung mit Rasterung gearbeitet.

 

Links ein Bildausschnitt der echten Marke, in der Mitte die Fälschung vom grauen Papier und rechts die auf blauen Papier
Links ein Bildausschnitt der echten Marke, in der Mitte die Fälschung vom grauen Papier und rechts die auf blauen Papier

Bei den beiden Fälschungsvarianten sieht man ein verschwommenes Druckraster, keine klaren Linien und dadurch ein insgesamt unscharfen Druck. Stellenweise sind sogenannte „Yellow Dots“ als Kodierung der Digitaldruckmaschine im Druck erkennbar.

Ähnlich verhält es sich bei der Betrachtung von ausgewählten Textelementen. Bei der echten Marke gibt es immer klar abgegrenzte Textelemente, die man auch leicht mit einer guten Lupe mit LEED-Beleuchtung sehen kann.

 

Ausgewählte Schriftelemente der jeweiligen Marken, links jeweils die echte, in der Mitte das graue Papier, rechts das blaue Papier. Besonders interessant ist dabei das bei der Fälschung auf blauen Papier das D von Deutschland nur teilweise vorhanden ist (grüner Pfeil).
Ausgewählte Schriftelemente der jeweiligen Marken, links jeweils die echte, in der Mitte das graue Papier, rechts das blaue Papier. Besonders interessant ist dabei das bei der Fälschung auf blauen Papier das D von Deutschland nur teilweise vorhanden ist (grüner Pfeil).

Im Gegensatz dazu zeigen die selben Stellen bei den beiden Fälschungsvarianten einen unsauberen vierfarbigen Druck, möglicherweise mit Ansatz einer Passerverschiebung in Schwarz.

 

Sicherheitsmerkmale

Auch die abschließende Betrachtung mit UV-Licht bezüglich der zwei möglichen Sicherheitselemente ist einfach zu erkennen. Während die echte Marke bei Betrachtung von UV-Licht mit 365 Nanometer nur im Randbereich des Bogens eine deutliche gelbe Fluoreszenz zeigt, gibt es bei der Fälschung hier gar nichts zu sehen.

Die Betrachtung der echten und der falschen Marken unter 365 Nanometer, links die echte Marke, in der Mitte die Fälschung auf grauen Papier und rechts die Fälschung auf blauen Papier, bei der einige der hell leuchtenden Kunststofffasern mit einem grünen Pfeil kenntlich gemacht wurden
Die Betrachtung der echten und der falschen Marken unter 365 Nanometer, links die echte Marke, in der Mitte die Fälschung auf grauen Papier und rechts die Fälschung auf blauen Papier, bei der einige der hell leuchtenden Kunststofffasern mit einem grünen Pfeil kenntlich gemacht wurden

Beim zweiten Sicherheitselement wurden die echten Marken ganzseitig innerhalb des Markenbildes mit einer Lackierung des Sicherheitsaufdrucks (SAD), der die Seltenen-Erden Pigmente enthält, überdeckt. Unter UV-Licht mit 256 Nanometer gibt es hier keine sichtbare Reaktion, die auf die SAD-III Lackierung (über Alles) hindeutet. Der Übergang ist nur in der Perforation zu erkennen. Mit dem Infrarotlaser lässt sich dies aber gut sichtbar machen. Die beiden Fälschungen mit dem grauen und blauen Papier besitzen keinen zusätzlichen Sicherheitsaufdruck. Allerdings kann man bei der Fälschung mit dem blauen Papier unter UV-Licht mit 365 Nanometer hell leuchtende Kunststofffasern sehen.

 

Resümee

Aufgrund des speziell nutzbaren Einsatzes dieser Fälschungen im Päckchenbereich und bei Einscheiben wurden diese bis heute nicht gefunden. Alle diese drei Fälschungen dürften also unerkannt verbraucht worden sein und daher noch in dem einen oder anderen Sammleralbum schlummern. Die ausführliche Vorstellung hat gezeigt, das die Fälschungen teils mit den bloßen Augen (bei der Doppelnominale fehlende zweite blassrote Farbe), teils mit einer guten Lupe möglichst mit Beleuchtung (bei der 2,60 Euro Marke am unscharfen Druck mit vorhandener Rasterung) leicht erkennbar sind. Wer von den Lesern kann den hier so einen Fund melden ?

Da bisher aber noch nicht bekannt ist, in welcher Form diese Fälschungen produziert und vertrieben wurden (beispielsweise Bogen oder Rolle) bitten die Autoren hier um vertrauliche Informationen von entsprechenden Zeitzeugen aus der jener Zeit vor circa 20 Jahren. Diese werden nach dem deutschen Presserecht streng vertraulich behandelt.

Dieser und andere Fälle wie beispielsweise der Artikel „Gefälschte „Illustris-Simulation““ in der philatelie 554 – August 2023 zeigen, das vermutlich noch weitere bisher unbekannte Fälschungen zum Schaden der Post in dem einen oder anderen Sammleralbum vorhanden sein könnten. Mit relativ einfachen Mitteln kann hier jeder Sammler auf Schatzsuche gehen. Wenn Sie sich bei ihrem Fund nicht ganz sicher sind, können Sie gerne die Autoren kontaktieren, viel Spaß beim Suchen.