Aktuelles zur neuen Poststation

 

Coautor - Stefan Jacob

 

(erscheint in philatelie 527 - Juni 2021)

 

In der vorletzten Ausgabe der philatelie (April 2021) hatten die Autoren erste Fakten zur neuen Poststation und den neuen ATM vorgestellt. Damals waren noch nicht alle Poststationen in Betrieb. In der Zwischenzeit wurde nun am 6. April 2021 die letzte Poststation in Siegburg abends gegen 22 Uhr in Betrieb genommen. Aus Platzgründen konnte beim ersten Mal auch noch nicht viel über die Paketmarken berichtet werden, die man dort kaufen kann. In einem separaten Abschnitt gehen die Autoren kurz auch auf die sich widersprechenden Aussagen der Deutschen Post zu den „Briefmarken“ (Zitat gemäß Begrüßungsbildschirm und großen Aufklebern (Werbung) an jeder Poststation) ein, die man dort kaufen kann. Da dies aber ein Pilotversuch ist, der gemäß einem Zeitungsartikel bis zum Spätherbst 2021 läuft, wird sich hier mit großer Wahrscheinlichkeit noch das eine oder andere ändern.

 

Die Standorte

 

Der weltweite Markt für Paketstationen hat sich seit der Einführung durch die Deutsche Post stark vergrößert. Es gab und gibt mittlerweile eine Vielzahl unterschiedlicher Hersteller, die regelmäßig auf entsprechenden Fachmessen wie der Postexpo ihre neuesten Entwicklungen vorstellen. International werden die Geräte hier „Parcel Locker“ genannt. Einer dieser Hersteller ist die chinesische Firma SNBC (Schandong New Beiyang Information Technology Co. Ltd.), die auch der Lieferant der neuen Poststationen sein dürfte.

 

Im letzten Artikel wurde der modulare Aufbau kurz erläutert. Von den 20 Versuchsstandorten sind fast die Hälfte (acht) mit der kleinsten Version bestückt worden. Diese besteht aus dem Mittelmodul mit der Bedieneinheit, sowie links und rechts jeweils einem ergänzenden Schließfachmodul.Wie bereits erwähnt, befinden sich alle 20 Standorte verteilt über den PLZ-Bereich 50 bis 53 von ländlichen Regionen bis zu Großstädten. Diese sind beispielsweise auf der Webseite zur Poststation „Alles unter einem Dach – die neue Poststation – DHL“ zu finden.

 

Die meisten Standorte befinden sich dabei auf Parkplätzen von Lebensmitteldiscountern, wie Aldi (2), Edeka (1), Lidl (7), Netto (1) und Penny (1) und sind daher gut mit dem Auto zu erreichen. Auch die restlichen acht Standorte besitzen meist gute Parkmöglichkeiten. Diese befinden sich beispielsweise auf dem Gelände einer Jet-Tankstelle, eines Hotels oder vor einer Dorfgaststätte.

Eine der acht kleinen Poststationen, hier der Standort Troisdorf – Reichensteinstraße, wo diese vor einem Elektrofachgeschäft steht
Eine der acht kleinen Poststationen, hier der Standort Troisdorf – Reichensteinstraße, wo diese vor einem Elektrofachgeschäft steht

Bis auf eine Ausnahme (Wachtberg) befindet sich keine Postfiliale in der Nähe. Die nächstgelegenen Poststellen haben oft nur sehr eingeschränkte Öffnungszeiten von ein bis zwei Stunden täglich. Daher werden diese neuen Poststationen eine deutliche Serviceverbesserung leisten, sobald sie kontinuierlich funktionieren.

 

Die Inbetriebnahme der 20 Standorte hat sich über neun Wochen vom 5. Februar mit der Inbetriebnahme der ersten Station in Wachtberg bis zum 6. April mit der abschließenden Inbetriebnahme des letzten Standorts in Siegburg abends gegen 22 Uhr hingezogen. An der Inbetriebnahme waren scheinbar nicht nur Postmitarbeiter beteiligt, sondern auch Dienstleister die noch abends zu später Stunde tätig waren. Aber nicht nur bei dem letzten Standort gab es teils größere Probleme und über mehrere Tage verteilte Versuche die Geräte zum Laufen zu bringen. Teilweise wurden schon während der versuchten Inbetriebnahme dem einen oder anderen Sammler oder Händler erlaubt, schon einen Kauf von Automatenmarken vorzunehmen.

Übersichtstabelle der Standorte mit den Inbetriebnahmedaten – Teil 1 (Anmerkungen dazu in Teil 2)
Übersichtstabelle der Standorte mit den Inbetriebnahmedaten – Teil 1 (Anmerkungen dazu in Teil 2)
Übersichtstabelle Poststationen – Teil 2 – ergänzende Anmerkungen zu den Inbetriebnahmedaten
Übersichtstabelle Poststationen – Teil 2 – ergänzende Anmerkungen zu den Inbetriebnahmedaten

Nachträgliche Ergänzung zur Anmerkung 12: Hier hat sich nach der Erstellung der Tabelle ergeben, das die Änderung der Quittungsnummer in Siegburg doch schon am Donnerstag den 22.04.2021 erfolgte.

 

Während bei den ersten beiden Standorten in Wachtberg und Würselen noch schmale ATM ausgegeben wurden, war dies ab circa 15. Februar bis auf eine weitere spätere Ausnahme in Aachen nicht mehr der Fall. Weshalb man hier derzeit die breite Version ausgibt, die ja zur Hälfte unbedruckt ist, ist nicht bekannt.

 

Nachträgliche Ergänzung: Am späten Donnerstagnachmittag vor Pfingsten (21. Mai 2021) wurde per Softwareupdate nun das Format der ATM bei allen Standorten zeitgleich auf die schmale ATM umgestellt. Näheres dazu beim nächsten Artikel.

 

Beim letzten Standort in Siegburg, wurde bei einer versuchten Inbetriebnahme am 31. März sogar eine falsche Kennung eines schon existierenden Standorts (Köln Rochusstraße) aufgespielt. Der Techniker wurde dann bei der angeblich schon sehr hohen Anzahl von verkauften „Briefmarken“ stutzig und hat die Inbetriebnahme an diesem Tage abgebrochen. Bedingt durch die vielen Standorte und die teils ergänzenden Anmerkungen, wurde die Übersichtstabelle in zwei separate Teile aufgeteilt.

 

Paketmarken

 

Beim Kauf von Päckchen- und Paketmarken gibt es fünf verschiedene Optionen für einen Inlandsversand. Das Päckchen S bis 2 Kilo, das Päckchen M bis 2 Kilo, das Paket bis 5 Kilo, das Paket bis 10 Kilo und das Paket für 31,5 Kilo. Weshalb keine weiteren Paketmarkenvarianten (2 und 20 Kilo) angeboten werden, ist nicht bekannt. Für den Auslandsversands von Päckchen und Paketen sind zwar bildschirmtechnisch folgende weitere Optionen vorgesehen (Päckchen EU bis 2 Kilo, Paket EU 5 Kilo, Paket EU 10 Kilo und Paket EU 31,5 Kilo), diese sind aktuell aber noch nicht freigeschaltet.

 

Betrachten wir nun den möglichen Kauf einer Päckchen- oder Paketmarke. Nach der Auswahl des Produktes muss der Käufer zuerst einmal die Empfängeranschrift über den Bildschirm eingeben, es folgt die Eingabe des Absenders. Vor dem Kauf werden diese Daten noch einmal angezeigt. Wird der Kauf bestätigt und bezahlt, erhält man dazu eine Quittung.

Paketmarke aus einer Poststation für ein Paket bis fünf Kilo mit dem Nummernkreis 03 und der fortlaufenden Nummer 13 ohne Leitcode und ohne den neuen Sicherheitscode
Paketmarke aus einer Poststation für ein Paket bis fünf Kilo mit dem Nummernkreis 03 und der fortlaufenden Nummer 13 ohne Leitcode und ohne den neuen Sicherheitscode

Die Paketmarke selbst wird auf dem selben Vordruckpapier, wie die Automatenmarken ausgedruckt. Von der Länge her ist diese zweieinhalb mal so lang, wie die derzeitigen ATM. In der obersten Zeile wird das gekaufte Produkt genannt. Daneben befindet sich das Logo DHL. Es folgt die Angabe des Absenders, anschließend die des Empfängers. Nach der Angabe der Sendungsnummer wird noch ein „GoGreen“ Vermerk gedruckt. Zum Schluss folgt der Druck des Linearcodes der Sendungsnummer. Derzeit ist hier aber weder ein Leitcode noch der neue Datamatrixsicherheitscode vorhanden, der sich auf Onlinekäufen seit Anfang Februar 2021 befindet.

Paketmarke für ein Nachnahmepaket bis zwei Kilo mit Leitcode und dem neuen Sicherheitscode (Datamatrixcode) ab Februar 2021 rechts oben
Paketmarke für ein Nachnahmepaket bis zwei Kilo mit Leitcode und dem neuen Sicherheitscode (Datamatrixcode) ab Februar 2021 rechts oben

 

Die jeweilige Sendungsnummer entstammt einen Nummernkreis, der für alle Poststationen identisch ist. Jede der genannten fünf Produkte besitzt einen eigenen Nummernkreis. Betrachten wir dazu ein Päckchen S bis zwei Kilo mit der Sendungsnummer 969010000151. Die ersten drei Zahlen (969) sind der Nummernkreis für die Poststation selbst. Die folgenden zwei Ziffern geben nun in diesem Fall an, dass es sich um ein Päckchen S handelt. Beim Päckchen M steht hier „02“, beim Paket bis fünf Kilo steht hier „03“. Die folgenden sechs Stellen sind eine fortlaufende Sendungsnummer (hier die 000015), die jeweils beim nächsten Kauf um eins erhöht wird. Die letzte Ziffer ist eine Prüfziffer.

Päckchenmarke National S bis zwei Kilo mit dem Nummernkreis 01 und der fortlaufenden Sendungsnummer 15
Päckchenmarke National S bis zwei Kilo mit dem Nummernkreis 01 und der fortlaufenden Sendungsnummer 15

Für eine Einlieferung eines Päckchens, eines Paketes oder einer Retoure an der Poststation muss man auf dem Startbildschirm den entsprechenden Button drücken und der Scanner wird aktiviert. Der Kunde muss nun den Strichcode geschickt vor den Scanner halten, damit dieser gelesen und für die Einlieferung erfasst werden kann. Dies scheint derzeit noch nicht so optimal zu funktionieren, denn man muss hier öfters noch den entsprechenden Identcode manuell eingeben. Nach einer Sicherheitsabfrage, ob es die richtige Sendung ist, kann man über eine Auswahl eine entsprechende Fachgröße für sein Päckchen oder Paket öffnen lassen. Nach dem Einlegen und dem Schließen des Fachs muss man dies bestätigen und erhält anschließend eine Einlieferungsbestätigung.

Einlieferungsschein für ein Postpaket bis fünf Kilo von der Poststation Rheinbach mit der Kassenkennzahl 82017734 links oben
Einlieferungsschein für ein Postpaket bis fünf Kilo von der Poststation Rheinbach mit der Kassenkennzahl 82017734 links oben

Diese besitzt oben in der zweiten Zeile eine entsprechende Kassenkennung des Standorts. Für Wachtberg lautet diese beispielsweise 82017743. Für Päckchen erhält man übrigens hier auch eine Einlieferungsbescheinigung. Mit diesen Daten kann man die Sendung über die Sendungsverfolgung überwachen.

 

Die unterschiedlichen Aussagen zum Status der „ATM“

 

Laut der Pressemitteilung der Deutschen Post vom 16. Februar 2021 handelt es sich um „Briefmarken“. Auch der Begrüßungsschirm der Poststation spricht von „Briefmarken“. In einer Klarstellung der Deutschen Post in der Maiausgabe der Zeitschrift philatelie wurden nun aber verschiedene neue Begriffe ins Spiel gebracht. Hier lautet eine der Aussagen, dass diese neuen „Label“ keine Automatenmarken wären. Weiter werden dort auch Begriffe wie „Frankierlabel“ und „digitaler Frankiervermerk“ genannt und man bezieht sich dabei auf die AGB (allgemeine Geschäftsbedingungen) der Poststation. In diesen von der Deutschen Post zitierten AGB werden die obigen Begriffe aber (bisher) in keinster Weise genannt und vorgestellt oder erläutert.

Aufkleber der Deutschen Post auf der Poststation mit dem Text „Hier können Sie kontaktlos: Brief- und Paketmarken kaufen“
Aufkleber der Deutschen Post auf der Poststation mit dem Text „Hier können Sie kontaktlos: Brief- und Paketmarken kaufen“

Während für Postkunden von „Briefmarken“ laut Pressemitteilung und Begrüßungsbildschirm der Poststation gesprochen wird, werden gegenüber Briefmarkensammlern ganz andere Begriffe genannt beziehungsweise ins Spiel gebracht obwohl sowohl der normale Postkunde, als auch der Sammler an der Poststation die selben „Label“ erhalten.

 

Den bisherigen postseitigen Angaben nach scheint die Deutsche Post aufgrund der verwendeten Begrifflichkeiten philatelistisch betrachtet aufgrund der Art der Herstellung und der Zugänglichkeit eine gänzlich neue Frankiergattung in die Welt zu setzen, die jedermann ohne einige vorherige (personengebundene) Registrierung an einem öffentlich zugänglichen Automaten erwerben kann. Die Anzahl der verfügbaren Nominalen sowie die Gestaltung der „Frankiervermerke“ werden postseitig durch die Software der Poststation vorgegeben.

 

Resümee:

 

Grundsätzlich ist der Kerngedanke der Poststation an sich sehr praxisorientiert gedacht und in sich schlüssig. Wie bei jedem Pilotprojekt, gibt es hier derzeit noch einige kleinere und größere Kinderkrankheiten, beispielsweise fallen die Automatenmarken oder die Quittungen aufgrund der Geometrie des Ausgabefachs zwischendurch auf die Erde vor der Poststation. Die Zuverlässigkeit der Benutzbarkeit ist derzeit auch noch etwas gewöhnungsbedürftig. Trotz vorheriger Anfrage bei der Servicehotline, ob ein konkreter Standort funktionsfähig sein soll, findet man dann beim Besuch im ungünstigen Fall eine Störungsmeldung am Bildschirm vor.

 

Im Gegensatz zu den Automaten der ATM 10, wo man direkt in der Postfililale nachfragen konnte, ist dies hier natürlich nicht möglich. Hier hilft nur eine gute Fernüberwachung durch die Deutsche Post, dass die jeweilige Poststation auch möglichst immer funktionsfähig ist.

 

Die Thematik bezüglich der Fragestellung, was der Postkunde nun namentlich kauft und erhält, ist scheinbar je nach Zielgruppe postalisch anders definiert. Bezüglich der Klarstellung der Deutschen Post haben die beiden Autoren eine entsprechende separate Antwort verfasst. Hier wird speziell auf diese unterschiedlichen Aussagen eingegangen. Da sich diese Aussagen weiterhin widersprechen, wird es spannend werden, welche der beiden Betrachtungsweisen nun letztendlich gültig ist