Produktmarken der Deutschen Post

 

(erscheint in der Zeitschrift philatelie 512 - Februar 2020 - Vorabveröffentlichung)

 

Produktmarke
Produktmarke "Postzustellungsauftrag" Vorläufer und neues Design

Im Rahmen der Einführung der Frankier-ID Ende 2017, verbunden mit einer Vereinheitlichung der vielen verschiedenartigen Freimachungsvermerke sollten auch die teils schon vorhandenen Produktmarken im Layout einheitlicher und eindeutiger gekennzeichnet werden. Der Begriff „Produktmarke“ tauchte erstmals zum 1 Juli 2011 mit der Einführung der Umsatzsteuer bei die Versendungsform Streifbandzeitung auf. Eine Freimachung, bei der die zu zahlende Mehrwertsteuer ebenfalls in Form von Marken auf der Sendung verklebt werden würde, hätte bezüglich der dann nötigen krummen Portostufen zu großen Problemen bei der Vorhaltung von entsprechenden Briefmarken geführt.

 

Außerdem wäre die exakte Erfassung nicht möglich gewesen. Daher ist eine Produktmarke, bei der die Mehrwertsteuer gleich mit erhoben wird, die einfachste Variante. Die neu eingeführten Produktmarken für die Streifbandzeitung (siehe philatelie 411 – September 2011) wurden aufbauend auf den bisherigen Internetmarken in ähnlicher Form gestaltet. Eine Preisangabe ist dort nicht vorhanden, das aktuelle Entgelt für die Sendung und die zugehörige Mehrwertsteuer kann nun unabhängig von einer Portoänderung softwaretechnisch jederzeit angepasst werden, wenn dies erforderlich ist.

 

Die schrittweise Vereinheitlichung und übersichtlichere Gestaltung der Freimachungsvermerke ab dem Herbst 2017 hatte nun für die bisherigen und zukünftigen Produktmarken vielfältige Auswirkungen. Produktmarken sind nun über das Kürzel „PM“ im Freimachungsvermerk erkennbar. Seit dieser Zeit hat sich der Bereich „Produktmarken“ bis heute teils extrem schnell und kurzfristig geändert. Manche Varianten waren scheinbar nur wenige Monate lieferfähig und wurden teils nach sehr kurzer Zeit schon wieder eingestellt. Der folgende Artikel soll den aktuellen Forschungsstand sowie eine Gesamtübersicht über die bisherigen Produktmarken und ihre Vorläufer vorstellen. Gleichzeitig wird an verschiedenen Stellen dazu aufgerufen, noch offene Fragen zu klären, um die teils noch lückenhaften Erkenntnisse in Teilbereichen zu vervollständigen.

 

Die Vielfalt der Produktmarken

 

Wie schon kurz in der Einführung erwähnt wurde, war der 1. Juli 2011 der Ersttag für Produktmarken, speziell für die Versendungsform Streifbandzeitung. Passend zu den fünf verschiedenen Portostufen gab es nun auch fünf verschiedene Produktmarken dafür, die bis heute auch noch existieren. Bei den fünf Portostufen handelt es sich um die Varianten; bis 50g, 51 bis 100g, 101 bis 250g, 251 bis 500g und 501 bis 1000g. Weiterhin gab es im Laufe der Jahre je nach Bedarf verschiedene neue Teilauflagen einzelner Portostufen. Diese unterscheiden sich im Produktionsdatum und anfangs auch vereinzelt in der 10-stelligen Hexadezimalkennung (der obere Teil der Post-ID). Ob es nun auch schon entsprechende Produktmarken Streifbandzeitung gibt, die den zusätzlichen Hinweis „PM“ für Produktmarke tragen, ist derzeit noch nicht bekannt.

Montage von vier verschiedenen Produktmarken Streifbandzeitung, teils für verschiedene Portostufen, teils verschiedene Teilauflagen. Dabei befindet sich links unten eine der Produktmarken bei der die Gewichtsangabe statt 101g bis 250g nur bis 250g lautet
Montage von vier verschiedenen Produktmarken Streifbandzeitung, teils für verschiedene Portostufen, teils verschiedene Teilauflagen. Dabei befindet sich links unten eine der Produktmarken bei der die Gewichtsangabe statt 101g bis 250g nur bis 250g lautet

Ende 2015 tauchte dann überraschender Weise eine weitere Produktmarke für Warensendungen auf.

Warensendungsaufkleber mit Herstellungsdatum 10/15 für die Portostufe 235 Cent für bis 1000g und 150 mm Dicke, die es bis zum 30. Juni 2018 gab
Warensendungsaufkleber mit Herstellungsdatum 10/15 für die Portostufe 235 Cent für bis 1000g und 150 mm Dicke, die es bis zum 30. Juni 2018 gab
Gelaufene Warensendung mit Produktmarke 190 Cent (PM 03.18) am 25. Juni 2018
Gelaufene Warensendung mit Produktmarke 190 Cent (PM 03.18) am 25. Juni 2018

Eine ähnliche Variante für die Büchersendung erschien ebenfalls ohne Ankündigung nachweisbar im Spätherbst 2016.

Büchersendung mit Produktmarke (Ganzsache) mit dem Herstellungsdatum PM 11.17 für die Portostufe 165 Cent für 500 bis 1000g, die es bis zum 30. Juni 2018 gab, echt gelaufen am 27. Februar 2018
Büchersendung mit Produktmarke (Ganzsache) mit dem Herstellungsdatum PM 11.17 für die Portostufe 165 Cent für 500 bis 1000g, die es bis zum 30. Juni 2018 gab, echt gelaufen am 27. Februar 2018

Diese beiden Produktmarken fallen in mehrfacher Hinsicht etwas aus dem Rahmen. Hintergrund der Einführung ist hier die Umsatzsteuer, sondern eine Umstrukturierung der beiden Versandarten und eine Förderung dieser neu gestalteten Versandformen (siehe philatelie 466 – April 2016). Zusätzlich zu entsprechenden speziellen Ganzsachen wurden nun erstmals spezielle Adressaufkleber für diese beiden Produkte im 12er beziehungsweise 60er Pack über den Onlineshop der Deutschen Post angeboten.

Infoflyer als Beilage für ein 12er Set Warensendungsaufkleber für die Portostufe 190 Cent
Infoflyer als Beilage für ein 12er Set Warensendungsaufkleber für die Portostufe 190 Cent
3er Bogen hier aus einer Verkaufseinheit für das Produkt Büchersendung mit der Portostufe 165 Cent (PM 11.17 ist das Herstellungsdatum der Produktmarken)
3er Bogen hier aus einer Verkaufseinheit für das Produkt Büchersendung mit der Portostufe 165 Cent (PM 11.17 ist das Herstellungsdatum der Produktmarken)

Der Freimachungsvermerk dieser Adressaufkleber sieht wie eine Internetmarke aus. Das es sich dabei gleichzeitig um Ganzsachen laut den entsprechenden Spezifikationen handelt, dürfte den wenigsten Sammlern bekannt sein. Sie werden aber im aktuellen Michel-Ganzsachenkatalog gelistet.

Übersichtstabelle über die verschiedenen Teilauflagen der Produktmarken (Ganzsachen) Warensendung und Büchersendung
Übersichtstabelle über die verschiedenen Teilauflagen der Produktmarken (Ganzsachen) Warensendung und Büchersendung

Bedingt durch Portoänderungen im Bereich dieser beiden Produkte und der Einführung der Kennung als Produktmarke sind hier bisher bei der Warensendung sechs Teilauflagen und bei der Büchersendung vier Teilauflagen bekannt geworden. Derzeit (Ende 2019) gibt es diese Anschriftenaufkleber aber nicht mehr zu kaufen. Wann der Verkauf hier eingestellt wurde, ist derzeit nicht bekannt. Ob dies an der Änderung zum 1 Juli 2019 lag, bei der diese beiden Produkte erneut umstrukturiert und zur „BÜWA“ (Bücher-Warensendung) zusammen gelegt wurden, ist offen. Gleichzeitig gab es ja bis zum 31. Dezember 2019 eine Kulanzregelung, das die alten Portostufen und Annahmebedingungen parallel weiter gelten. Vielleicht tauchen dann Anfang 2020 wieder solche Adressaufkleber für BÜWA-Portostufen auf?

 

Von der Einführung der Büchersendungsadressaufkleber zum 1. Juli 2016 erschienen aber noch Produktmarken für das neu eingeführte Produkt Alterssichtprüfung (siehe philatelie 475 – Januar 2017) und wegen der Einführung der Umsatzsteuer bei der Postzustellungsauftrag zum 1. September 2016 (siehe philatelie 473 – November 2016).

 

Bezüglich der Produktmarken „Alterssichtprüfung“ (eine Zusatzleistung) gibt es noch besonders viel Klärungsbedarf. Dies liegt daran, das diese Versendungsform still und heimlich scheinbar zum 1. März 2019 eingestellt wurde.

Produktmarke für die Zusatzleistung Alterssichtprüfung „Alter 16“ aus einem 10er Set
Produktmarke für die Zusatzleistung Alterssichtprüfung „Alter 16“ aus einem 10er Set

Allerdings ist kurz vorher noch zumindest für eine der beiden Varianten (Alter 18) eine neue Teilauflage mit der Kennzeichnung „PM“ und der Kennung „A0 0198 2887“ erschienen. Dies lässt sich sich zumindest anhand einer Kopie belegen.

Bildmontage von der Produktmarke „Alter 18“ oben der Vorläufer, unten eine Kopie der einzigen bisher bekannten Produktmarke im neuen Design
Bildmontage von der Produktmarke „Alter 18“ oben der Vorläufer, unten eine Kopie der einzigen bisher bekannten Produktmarke im neuen Design

Wann und wo und wie diese Prouduktmarkenvarianten aber angeboten beziehungsweise verkauft wurden, ist derzeit unbekannt. Wer hat hier weitere Informationen dazu?

 

Die kurze Zeit später eingeführte Produktmarke „PZA“ ist außer der Produktmarke „Streifbandzeitungen“ eine der wenigen, die sehr gut läuft. Dies lässt sich anhand der bisher fünf verschiedenen nachweisbaren Teilauflagen dokumentieren. Die letzte Varianten mit Druckdatum 06/18 ist die erste, die auch mit „PM“ gekennzeichnet ist.

Bildmontage der Produktmarke „PZA“ (Postzustellungsauftrag) oben die erste Auflage mit Herstellungsdatum 07/16 und Postmatrixcode noch mit Doppelbalken vor der Matrix, unten die selbe Produktmarke im neuen Desin mit Herstellungsdatum PM 09.18
Bildmontage der Produktmarke „PZA“ (Postzustellungsauftrag) oben die erste Auflage mit Herstellungsdatum 07/16 und Postmatrixcode noch mit Doppelbalken vor der Matrix, unten die selbe Produktmarke im neuen Desin mit Herstellungsdatum PM 09.18

Zum 1. Februar 2017 wurde das neue Produkt „Priobrief“ eingeführt (siehe philatelie 478 – April 2017). Diese Zusatzleistung kann man zwar mit Briefmarken freimachen, man kann aber auch seit 1. August 2017 diese mit einem über den Onlineshop der Deutschen Post im 10er oder 50er Set kaufbaren Priolabel freimachen. Diese Zusatzlabel sind nun anlässlich der Portoänderung zum 1. Juli 2019 neu aufgelegt worden und werden seither auch mit „PM“ gekennzeichnet.

Die Produktmarke Priolabel aus dem 50er Verkaufsset (Vorläufer)
Die Produktmarke Priolabel aus dem 50er Verkaufsset (Vorläufer)
Bildmontage Produktmarke Priolabel aus einem 10er Verkaufsset, oben der Vorläufer noch mit der irreführenden Kennung IM für Internetmarke, unten im aktuellen richtigen Design mit dem Herstellungsdatum PM 07.19 und der neuen Wertangabe 100 Cent
Bildmontage Produktmarke Priolabel aus einem 10er Verkaufsset, oben der Vorläufer noch mit der irreführenden Kennung IM für Internetmarke, unten im aktuellen richtigen Design mit dem Herstellungsdatum PM 07.19 und der neuen Wertangabe 100 Cent
Portocard Prio - auch eine Vorläufer-Produktmarke
Portocard Prio - auch eine Vorläufer-Produktmarke

Thematisch passt dazu auch noch eine weitere Produktmarke in Form eines Labels von einer 100er Rolle für den Frankierservice. Diese Label haben keine Frankaturkraft, sondern dienen nur der Kennzeichnung der Sendungsform.

Ein Rollenanfang der Produktmarke „Priolabel“ für den Frankierservice, die hier allerdings als einzige Ausnahme keine Frankaturkraft hat, sondern nur zur Kennzeichnung dient
Ein Rollenanfang der Produktmarke „Priolabel“ für den Frankierservice, die hier allerdings als einzige Ausnahme keine Frankaturkraft hat, sondern nur zur Kennzeichnung dient

Man kann diese gegen ein kleines Serviceentgelt im Onlineshop für die Vorbereitung der Sendungen, die mit dem Frankierservice frei gemacht werden sollen, beziehen.

 

Als Vorläufer könnte man auch die in der Pilotphase benutzten Priolabel sehen, die keine Frankaturkraft hatten, aber zur Kennzeichnung der Zusatzleistung dienten.

 

Zum Schluss muss hier noch die Versendungsform Warenpost (national) erwähnt werden, für die es auch entsprechende Produktmarken gibt, wie zumindest einige wenige Kopien von Sendungen zeigen. Wo diese wie zu kaufen oder zu beziehen sind, und wer das kann oder nicht ist derzeit noch völlig unbekannt. Weiter ist auch nicht bekannt ob es diese Option überhaupt noch gibt oder ob diese auch nicht mehr existiert, wer kann hier weiterhelfen?.

Die Produktmarke „Warenpost“ über die es bisher noch die wenigsten Informationen gibt
Die Produktmarke „Warenpost“ über die es bisher noch die wenigsten Informationen gibt
Auslesung des obigen Labels mit App DM Scanner Pro - es handelt sich also um ein Label für die Warenpost L (2,60 Euor + MWST)
Auslesung des obigen Labels mit App DM Scanner Pro - es handelt sich also um ein Label für die Warenpost L (2,60 Euro + MWST)

Diese Warenpost (national) ist eine spezielle Versendungsform, die ab Oktober 2017 pilotiert und ab dem 1. Januar 2018 für Geschäftskunden eingeführt wurde. Die Mindestmengen betragen hier 200 Sendungen im Jahr (2,80 Euro ohne MWST - Warenpost M). Wenn man sogar 1000 Sendungen im Jahr einliefert, muss man nur 2,60 Euro je Sendung zahlen (Warenpost L). Je nach Menge und Beschaffenheit sind aber auch individuelle Konditionen möglich.

Produktmarke Warenpost großes Label - postfrisch - eine Privatganzsache
Produktmarke Warenpost großes Label - postfrisch - eine Privatganzsache
Auslesung des obigen Labels mit App DM Scanner Pro - es handelt sich also um ein Label für die Warenpost M (2,80 Euro + MWST)
Auslesung des obigen Labels mit App DM Scanner Pro - es handelt sich also um ein Label für die Warenpost M (2,80 Euro + MWST)
50er Verpackung Warenpost M großes Label
50er Verpackung Warenpost M großes Label

Auch hier gab es einen für kurze Zeit für einige ausgewählte Kleinkunden einen weiteren Versuch „Zustellnachweis“ mit speziellen Labeln, die nur 40 Cent zusätzlich kosteten. Dies sind übrigens die einzigen Produktmarken, die eine begrenzte Gültigkeit hatten.

Produktmarke „Zustellnachweis von einer 100er Rolle für Gewerbekunden. Dies sind die einzigen Produktmarken, die eine Gültigkeitsbeschränkung haben
Produktmarke „Zustellnachweis von einer 100er Rolle für Gewerbekunden. Dies sind die einzigen Produktmarken, die eine Gültigkeitsbeschränkung haben

Am Rande sei hier noch erwähnt, dass fast alle Vorläufer vor dem Datamatrixcode einen Doppelbalken besaßen (auch bekannt als Postmatrixcode). Dieser Doppelbalken diente zur leichteren Erkennung des Datamatrixcods beim Lesen in Maschinen. Dieser wurde im Rahmen der Vereinheitlichung der Freimachungsvermerke wieder aufgegeben. Seither besitzen alle Freimachungen mit Datamatrixcode keinen solchen Doppelbalken mehr.

Übersichtstabelle über die bisher bekannten Varianten der verschiedenen Produktmarken ohne die Bücher- und Warensendungsaufkleber ohne ergänzende Anmerkungen
Übersichtstabelle über die bisher bekannten Varianten der verschiedenen Produktmarken ohne die Bücher- und Warensendungsaufkleber ohne ergänzende Anmerkungen

 

Resümee

 

Schaut man Ende Dezember 2019 auf der Webseite der Deutschen Post nach, so findet man bezüglich des Stichworts „Produktmarken“ nur die für die Streifbandzeitung und für die PZA. Da diese von Jedermann im Internet erhältlich sind und unbegrenzt frankaturgültig, handelt es sich aus Sicht des Autors um „spezielle Briefmarken“, die katalogisiert werden müssten. Auch für die Produktmarken, die für eine Zusatzleistung vorhanden waren oder sind, gilt das Sie von Jedermann im Internet gekauft werden konnten und unbegrenzt frankaturgültig sind oder waren. Auch hier handelt es sich um spezielle Marken, die genauso wie die Rollenservicemarke katalogisiert werden müssten.

 

Hinweise zur Produktmarke „Priolabel“ und „Priolabel für den Frankierservice“, die auch noch lieferbar sind, fehlen auf der Webseite der Deutschen Post . Hier muss man an anderen Stellen suchen.

 

Die Produktmarken Warensendung, Büchersendung und Alterssichtprüfung sind schon wieder Postgeschichte und hatten teils nur ein sehr kurzes Leben von einigen Monaten.

 

Bezüglich der Warenpost (national) ist im Internet derzeit überhaupt nichts zu finden. Es besteht daher hier noch sehr viel Forschungsbedarf, was wann wie verkauft wird oder überhaupt vorhanden ist. Wenn Sie hier den einen oder anderen Beleg haben sollten, bitte der Autor um Scans und Infos dazu, um noch vorhandene Informationslücken zu schließen. Weiter bietet dieser Bereich auch tolle Möglichkeiten, für ein Einrahmenexponat für eine Ausstellung.

 

Arbeitsgemeinschaften:

 

Wer sich für Produktmarken interessiert, findet bei der ARGE Briefpostautomation e.V. weitere Informationen. Ansprechpartner finden Sie auf der Webseite www.arge-briefpostautomation.de